Aus TGA 1-2: Spirotech : Mit Eder an Kompetenz gewinnen
Optimales Systemwasser ist das Thema von Spirotech. Druckhaltung und Expansionstechnik sind dabei von essentieller Bedeutung, der Kauf von Eder damit die optimale Erweiterung des Produktportfolios. Die Sparte Eder Heiztechnik wurde nicht mit übernommen und wird am Markt auch nicht weitergeführt.
„Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Eder zusammen. Eder hat sich immer stark auf den österreichischen Markt und Bayern konzentriert, für eine internationale Expansion hat die Unternehmensgröße nicht gepasst. Es lag daher für uns auf der Hand, die Produkte in die Regionen mitzunehmen, in denen wir gut unterwegs sind, zum Beispiel in die Niederlande oder Großbritannien. Denn von Seiten Industrie und Gewerbebau wurden wir immer wieder mit der Frage nach der Druckhaltung konfrontiert. Wir haben uns in den letzten Jahren zum Wasserqualitätsspezialisten entwickelt – wenn die Druckhaltung nicht stimmt, wird Wasser nie auf ein stabiles Niveau kommen“, erklärt Mark von den Hoff.
Und er meint weiter: „Die Druckhaltung ist daher ein sehr wichtiges und interessantes Thema für die Systemwasserqualität, man braucht viel Know-how. Durch den Kauf von Eder bringen wir nun noch stärker die nötige Kompetenz in den Markt.“
Spirotech hat die Sparten Expansionstechnik und Druckhaltung von der Anton Eder GmbH übernommen. Die Familie Eder, zuletzt in dritter und vierter Generation am Ruder, hat alle Anteile an das niederländische Unternehmen übertragen, einige Familienmitglieder sind nun im Management angestellt. „Die Familie Eder hat den Bereich Heiztechnik bereits vor einiger Zeit gestoppt, im letzten Jahr dann auch die Kachelöfen – die Marke wird vom Markt verschwinden. Diese Entscheidung lag ausschließlich bei der Familie Eder. Wir haben aber die gesamte Kundendienstmannschaft übernommen“, so von den Hoff. Wartung und Service der installierten Heizgeräte sind dadurch weiterhin gewährleistet. „Früher oder später werden Nachfrage und Bedarf nach Service in der Heiztechnik auslaufen, im Bereich Druckhaltung und Expansion aber stark steigen – wir werden Eder an Kompetenz gewinnen die Kundendienstmannschaft daher weiter ausbauen, auch weil wir die Wartungsverträge stark forcieren wollen“, meint der DACH-Vertriebsleiter zu den Plänen.
Die Marke Eder bleibt erhalten
Und wie wird es mit der Marke Eder weitergehen? Mark von den Hoff dazu: „In Österreich und Südtirol bleibt die Marke Eder erhalten, in allen anderen Märkten wird die Druckhaltung und Expansionstechnik unter der Marke SpiroExpand vermarktet. Wir werden das Eder-Brand in Österreich weiter stärken, Eder bleibt rot! Wir feiern heuer 100 Jahre Eder!“ Von den Mitarbeiter:innen wurde der Kauf sehr positiv aufgenommen, ist von den Hoff überzeugt. „Unter den Mitarbeiternden herrscht eine sehr positive Stimmung. Wir werden stark in die Produktion investieren, das sind positive Signale für alle. Die Eder-Produktion läuft heute bereits am Limit, wenn das erhoffte Wachstum dazukommt, wird der Ausbau unumgänglich. Alle Standorte in Österreich werden erhalten bleiben, die Fertigung bleibt in Österreich“, hält von den Hoff fest, betont dabei aber, dass die Integration von Eder erst begonnen habe.
„Die Integrationsliste ist lang, jetzt gilt es erst einmal, Vertrauen zu schaffen, bei den Mitarbeiter*innen und im Markt. Wir nehmen uns jetzt einmal die Zeit, um zu schauen, wohin der Weg gehen wird.“ Stabilität schaffen, darum geht es Mark von den Hoff also zunächst. Dementsprechend stehen auch keine Änderungen der Vertriebsstrukturen am Plan. „Der Vertrieb der Eder-Produkte bleibt dreistufig. Wir sind loyal gegenüber unseren Großhandelspartnern. Über 95 % unseres Absatzes geht über den Großhandel“, weiß er. Apropos Vertrieb: Spirotech wird in Österreich derzeit von BWT als Partner vertrieben. Wie sich diese Partnerschaft künftig entwickelt, das lässt von den Hoff noch offen. „Diese Frage ist noch offen, im Laufe des Jahres werden wir Entscheidungen dazu treffen.“
Wenn die Logistik Grenzen setzt
Stabilität halten, das ist aber gerade in Zeiten der Corona-Epidemie nicht die einfachste Aufgabe. „Wir erleben gerade eine Hochkonjunktur und kämpfen wie viele andere auch mit Lieferschwierigkeiten. Es stellt sich jeden Tag die Frage: Wo können wir unter welchen Bedingungen produzieren? Es ist sehr schwierig zu planen“, erzählt Mark von den Hoff aus dem Alltag. Dazu kommen die stark gestiegenen Rohstoffpreise, die auch Spirotech nicht in vollem Umfang abfedern kann.„Preiserhöhungen, das ist eine wirklich schwierige Diskussion. Jeder sieht, wie sich die Marktpreise entwickeln, natürlich müssen wir, wie alle anderen Anbieter, dazu Gespräche mit unseren Partner*innen führen. Die Partnerschaft ist für uns sehr wichtig! Man kann Dinge nicht erzwingen, wir können die Welt nicht ändern. Ganz ohne Frage, wir haben höhere Kosten, die Situation aber einigermaßen im Griff und gehen sehr moderat vor. Wir rechnen damit, dass sich der Markt bald wieder setzt. In 2021 mussten wir das erste Mal in unserer Unternehmensgeschichte die Preise unter dem Jahr erhöhen, das war sehr ungewöhnlich und für unsere Partner und für uns ein sehr großer Aufwand. Für heuer rechne ich mit keiner weiteren Erhöhung“, schätzt von den Hoff.
Und apropos Corona: „Im Werk wurde alle zwei Tage von der Behörde getestet, es gab nur Einzelfälle, keine großen Ausbrüche. Jeder Tag ist aber eine neue Herausforderung. Hut ab vor unseren Mitarbeiter*innen!“ Und weiter meint er: „Wir haben sicherlich profitiert, die Nachfrage ist enorm, die Lieferfähigkeit setzt die Grenze.“ Viele andere Industrieanbieter*innen sprechen in diesem Zusammenhang auch gleich das Thema Fachkräftemangel an. Wie sieht man bei Spirotech die Situation? „Ganz ohne Frage, es gibt einen gewissen Engpass speziell am deutschen Markt. Wir haben aber trotzdem eine 20%-ige Steigerung geschafft, sind damit über dem Markt gewachsen. Diese Aussage in Bezug auf den Fachkräftemangel ist schnell gemacht...“, meint von den Hoff nachdenklich. Und was erwartet er vom gerade angelaufenen Jahr? „Der Auftragswert für das erste Halbjahr 2022 liegt etwas über dem Niveau von 2021. Für das zweite Halbjahr erwarte ich auch keine Einbrüche, nicht zuletzt aufgrund der diversen Förderungen.“ Zuversicht, so also der Grundtenor bei Spirotech und auch für die Traditionsmarke Eder.