Die neue Geschäftsführerin von Wolf : Frau in der Heizungsbranche: Es braucht Know-how und Ellbogentechnik

Seit März verantwortet Samantha Stangl in der Geschäftsleitung von Wolf Klima- und Heiztechnik die Bereiche HR, Logistik, Finanzen, IT und Digitalisierung. In der Welt der Technik hat sich Samantha Stangl schon immer wohl gefühlt, mit 14 hat sie sich entschieden die HTL für Betriebsinformatik in Neufelden zu besuchen – fünf Jahre später mit Auszeichnung abzuschließen. Alles andere als selbstverständlich, denn nicht nur extern, auch in der eigenen Familie war diese Entscheidung durchaus Diskussionsthema.

„Warum sollst Du als Mädel in die HTL gehen?“, erinnert sich Samantha Stangl an die Worte ihres Großvaters. Nach der HTL studierte sie Rechtswissenschaft an der Uni Linz, setzte ihren Schwerpunkt dabei auf wirtschaftliche Belange. Für den Abschluss fehlt nur noch die Diplomarbeit, die sie aber noch heuer fertigstellen will.

Samantha Stangl
Samantha Stangl, Geschäftsführerin von Wolf Klima- und Heiztechnik - © Wolf

Ein Rollenbild im Wandel

Schon während ihres Studiums arbeitete Stangl im Familienunternehmen mit und unterstützte ihre Mutter in der Administration. Nach dem Tod des Großvaters 2016 ist sie mehr und mehr in das Unternehmen eingestiegen um heuer schließlich in die Geschäftsführung aufzurücken. „Ich fühlte mich bereit, die Aufgabe zu übernehmen. Mit Florian Bouchal steht mir ein Profi in Vertrieb und Kundendienst zur Seite“, erklärt sie.

Eine junge Frau an der Spitze eines technischen Unternehmens? „Meine Mutter hat es noch viel schwieriger gehabt als ich. Gerade jetzt ist eine gute Zeit um sich beweisen zu können. Das Bild der Frau ist in der jetzigen Generation ein anderes als zu Zeiten meines Großvaters. In der HTL waren wir nur drei Mädels in meinem Jahrgang, ich bin die männerdominierte Welt gewohnt – und das ist die Technik immer noch. Man braucht aber oft nicht nur Know-how, sondern auch Ellenbogen um erfolgreich zu sein! Man muss sich eine dicke Haut zulegen, sich dabei bewusst sein, dass das Denken in der Historie begründet ist. Frauen waren lange Jahre im besten Falle Sekretärinnen. Die heute 20-jährigen verstehen das gar nicht mehr, das Rollenbild ist im Wandel“, so Samantha Stangl mit Optimismus. Sie meint weiter: „Es liegt an uns Frauen zusammenzuhalten und uns gegenseitig zu fördern, dann wird es in zehn bis fünfzehn Jahren auch mehr erfolgreiche Vorbilder geben. Männer schaffen beim gemeinsamen Biertrinken oder Golfspielen wichtige Seilschaften. Ein, zwei Bier über den Durst getrunken und schon sind sie beste Freunde“ – formuliert Stangl schmunzelnd absichtlich überspitzt um fortzuführen: „Das ist nicht meine Welt. Das Bilden von Seilschaften unter Frauen ist tricky“ - eine unabhängige Plattform, die Frauen in Führungspositionen die Möglichkeit zum Netzwerken bietet und einander aktiv zu fördern, vermisst sie stark.

Die Digitalisierung vorantreiben


Nur wenige Monate in ihrer neuen Position in der Geschäftsführung hat Samantha Stangl schon klare Pläne gefasst: „Unser Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der Digitalisierung, das Thema spielt in alle Bereiche hinein. Wir haben hier noch viele Möglichkeiten, zum Beispiel im Kundendienst, bei der Wartung. Meine Vision ist, dass kein Wolf Kunde zu einer kalten Heizung nach Hause kommen muss, sondern das Gerät eine Störung selbsttätig an den Besitzer oder an uns meldet, der Serviceeinsatz automatisch ausgelöst wird. Unsere Geräte sind dafür bereits ausgestattet, die Hürde liegt darin sie kostengünstig online zu bringen. KI ist dabei ein großes Thema, man kann nicht tausende Anlagen manuell überwachen.“

Co-Geschäftsführer Florian Bouchal leitet Wolf gemeinsam mit Samantha Stangl.

- © Wolf

Ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen

Ein weiteres wichtiges Anliegen und auch das spielt in die angesprochene Digitalisierung hinein, ist Samantha Stangl das Thema Modern Workplace. Sie erklärt: „Das betrifft unser internes Arbeiten, wie arbeiten wir zusammen? Da geht es um Datenmanagement, um Teamarbeit, aber auch um Home Office. In punkto Home Office haben wir noch einige sehr wichtige To-dos auf der Agenda. Unsere Leute sollen zu Hause genauso gut arbeiten können, wie in der Firma. Wir müssen deshalb stark in die Hardware investieren, in Corona war es schwierig die richtigen Geräte zu bekommen. Unsere Mitarbeiter:innen sollen sich wohlfühlen. Wir werden das Home Office beibehalten, flexibel gestalten. Es macht für manche Mitarbeiter:innen keinen Sinn für einen kurzen Freitag 40 Minuten in die Firma zu fahren, für uns als Firma genauso wenig. Home Office funktioniert sehr gut, wenn man es sich richtig ausmacht,“ meint Samantha Stangl, die einen Mix aus Bürotagen in netter Kollegenschaft und Home Office-Tagen für ihre Mitarbeiter:innen als das ideale Modell sieht.

Am Karriereweg


Apropos Mitarbeiter:innen, für Samantha Stangl eine Herzensangelegenheit: „Wir sind jetzt 140 Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Bisher gab es keine eigene HR-Abteilung, keinen Verantwortlichen. Das hat uns nicht gefallen, deshalb bauen wir gerade eine eigene Abteilung auf, das zahlt sich auch in einem Mittelstands-Unternehmen, wie dem unseren aus. Wir haben eine sehr fähige Mitarbeiterin, die diese Abteilung zusammen mit mir künftig führen wird. Weiterbildungen hat es bei uns immer gegeben, wir wollen das aber in eine andere Form gießen, jedem Mitarbeiter, der es möchte, die entsprechenden Möglichkeiten bieten und damit Karrieren aufbauen.“

Motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter:innen sind auch bei WOLF gesucht. „Wir haben gerade eine Employee Branding Kampagne auf Social Media gestartet, dabei nicht mit Models, sondern mit unseren eigenen Leuten gearbeitet“, ist Samantha Stangl stolz. „Wir suchen Mitarbeiter:innen in vielen Bereichen, zum Beispiel in der Servicetechnik, leider arbeitet bei uns noch keine Frau in diesem Bereich! Es ist ein wirklich schöner Job und in Zeiten der Digitalisierung auch immer weniger körperlich fordernd.“ Gesucht werden außerdem technische Innendienstler und Verkäufer. Stangl dazu: „Für den Innendienst wäre ein gelernter Lüftungs-, Klima-, Heiztechniker oder ein Elektriker natürlich das Traumprofil – aus Gehaltsgründen – aber kaum zu finden. Wir bilden daher auch Quereinsteiger aus. Der schönste Weg wäre es Leute im Innendienst aufzubauen und dann in den Außendienst zu schicken. Wir haben damit beste Erfahrungen gemacht. Der Innendienst als Karriereschmiede!“ Und sie ergänzt: „Bei uns bekommt man Chancen, die es wo anders nicht gibt – bei uns hat jeder eine Chance!“

Schleppende Logistik, steigende Preise


Der Fachkräftemangel ist die eine Herausforderungen für WOLF, nicht minder betroffen ist das Unternehmen aber von den anhaltenden Lieferengpässen und den weiter steigenden Rohstoff- und Komponentenpreisen. „Der Chipmangel trifft uns ganz stark bei unseren Regelungen, und bei Ventilatoren für unsere Lüftungsgeräte betragen die Lieferzeiten derzeit mehr als ein Jahr. Unser Werk wäre lieferfähig, wir scheitern aber an den Komponenten, an den Rohstoffen“, so Samantha Stangl. Und zur Preisproblematik meint sie: „Früher gab es einmal im Jahr eine neue Preisliste mit Übergangsfristen, jetzt haben wir das gleiche Procedere drei- oder viermal im Jahr. Die Angebotsdauer hat sich von vormals drei, dann auf zwei, auf heute ein Monat verkürzt. Mit einem Monat kann man kalkulieren, die Lieferanten geben oft nur Tagespreise. Große Mitbewerber geben bei wichtigen Projekten oft Preisbindungen bis zu einem halben Jahr ab. Ein solches unternehmerisches Risiko ist für uns nicht kalkulierbar, haben diese Unternehmen Riesenpolster? Wir können das nicht nachvollziehen!“ Und Stangl wünscht sich: „Am fairsten wäre es, wenn es wie bei öffentlichen Ausschreibungen eine Preisgleitklausel gäbe, einen Index, der angibt, in welchem Rahmen sich ein Preis ändern kann – nach oben wie auch nach unten selbstverständlich, das wäre der richtige Weg und wir hoffen, dass diese Geschäftsgebarung bald auch in unserer Branche Einzug hält.“ Ein baldiges Ende der angespannten Lieferproblematik – insbesondere bei Wärmepumpen - sieht Samantha Stangl nicht: „Das wird sich noch eine Weile hinziehen – wir haben jetzt schon einige Rückstände die Nachfrage wird voraussichtlich hoch bleiben – auch auf Grund der Klimaziele der Politik.“

Klimaziele, die überfordern?


Zu den Klimazielen zeigt sich Samantha Stangl skeptisch: „Ich halte die Klimaziele nicht für realistisch. Schauen wir nach Wien! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wien so schnell gasfrei wird. Es scheitert allein an den Facharbeitern – entweder es bekommt dann niemand mehr ein neues Bad, oder es werden zu wenig Gasthermen abmontiert. Die Kapazitäten sind einfach nicht da. Die Experten, die diese Ziele festgeschrieben haben, sind sich nicht bewusst, welchen Aufwand die Umsetzung mit sich zieht. Überspitzt formuliert: da hat jemand eine nette Zahl hingeschrieben, ohne zu überlegen, was sie bedeutet – gerade im urbanen Raum.“ Aber nicht nur dort, wie sie festhält: „Schauen wir uns den ländlichen Raum an, welche Alternativen gibt es für 20 oder 30 Jahre alte Häuser, welches System kann man zu welchen Kosten neu installieren? Auch dort sind die Betriebe voll ausgelastet, wer soll diese hunderttausenden Anlagen den installieren?“ Denn Samantha Stangl weiß: „Es braucht zur Installation einer Wärmepumpenanlage echte Profis, wenn bei der Sanierung Fehler gemacht werden, halte ich das für sehr gefährlich. Die Anlage kann dann schnell zu einem echten Energiefresser mit extremen Kosten werden.“ Und sie schlägt vor: „Die Regierung sollte sich parallel zu allen anderen Überlegungen damit beschäftigen, wie man den Beruf des Installateurs attraktiver, die Ausbildung besser machen kann, wenn man solche Ziele vorgibt. Das Image ist leider schlecht, deshalb raten viele Eltern ihren Kindern von einer entsprechenden Lehre ab. Wir bilden zur Zeit gerade keine Lehrlinge aus, wir suchen aber welche! Wir bieten jungen Menschen sehr gute Möglichkeiten – ich freue mich sehr, dass wir sehr viele langjährige Mitarbeiter:innen im Unternehmen haben, und, wie schon gesagt: bei uns hat jeder eine Chance!“