Aus TGA 11: Fachartikel Legionellose : Aerosole – eine tödliche Gefahr?
Bei SARS-CoV-2 handelt es sich um ein kugelförmiges Virus, das Anfang 2020 als Auslöser von COVID-19 identifiziert wurde. Die Hauptübertragung erfolgt über das Einatmen virushaltiger Tröpfchen und Aerosole, die beim Atmen, Husten, Sprechen und Niesen entstehen. Die Unterscheidung der Partikel erfolgt dabei nach ihrer Größe und ihren physikalischen Eigenschaften, wobei der Übergang zwischen Tröpfchen und Aerosolen fließend ist. Während insbesondere größere Tröpfchen schnell zu Boden sinken, können Aerosole auch über längere Zeit in der Luft schweben und sich in geschlossenen Räumen verteilen. Im Gegensatz zu den Legionellen können sich Coronaviren im Wasser nicht vermehren, eine Übertragung durch virenbelastetes Wasser wurde bislang nicht beobachtet.
Legionellen hingegen sind stäbchenförmige Wasser- und Bodenbakterien. Sie sind wesentlich größer und können sich bei ungünstigen Bedingungen in technischen Systemen stark vermehren. Die Infektion erfolgt nicht beim Trinken oder Waschen, sondern über das Einatmen legionellenhaltiger Aerosole, wie sie hauptsächlich in offenen Rückkühlwerken, Verdunstungskühlanlagen oder beim Duschen mit legionellenhaltigem Wasser entstehen. Hauptquelle von Aerosolen in Duschen ist allerdings nicht der Brausekopf selbst, die entstehenden Duschtropfen sind viel zu groß und kaum lungengängig. Vielmehr entstehen die gefährlichen, feinen Aerosole durch einen Zirkulationsprozess. Die Duschtropfen prallen auf den Körper und die Wände und sinken recht schnell zu Boden. Bei jedem Aufprall bilden sich feinere Tröpfchen, die mit dem Dunst wieder aufsteigen und sich so längere Zeit in der Luft halten können.
Für beide Erkrankungen gilt ein höheres Risiko für ältere Personen, Männer sowie Menschen mit vorgeschädigter Lunge (und damit auch Raucher), Übergewicht oder geschwächtem Immunsystem. Da die Fallzahlen von COVID jene der Legionellose deutlich übersteigen, bleibt abzuwarten, ob und wie durch Vorerkrankungen an COVID die Fallzahlen der Legionärskrankheit ansteigen werden. Bei der Auswertung keinesfalls unbeachtet bleiben sollte allerdings der Umstand, dass über längere Zeiten die Nutzungsfrequenz vielerorts stark reduziert wurde, was sich wiederum selbst negativ auf die Legionellen-Belastung in den Hausinstallationen der betroffenen Gebäude auswirkt. Ein Alarmzeichen dafür könnte der Anstieg der vom RKI erfassten Fallzahlen in Deutschland mit Ferienbeginn sein.
Somit gibt es zwei gute Gründe, die einen Anstieg von Legionellenfällen erwarten lassen. Dem proaktiv entgegenzuwirken, verlangt viel Engagement und Fingerspitzengefühl der für den sicheren Betrieb der Hausinstallation verantwortlichen Personen.