Energiewende & Nachhaltigkeit : Campus Pinkafeld um "lowtech"-Gebäude erweitert
Der Nachhaltigkeit von Gebäuden wird immer mehr Bedeutung zugemessen. In diesem Zusammenhang wird der Begriff „lowtech“ – also technikreduziertes Bauen – immer bekannter. Das steht auch im Fokus des kürzlich eröffneten Lowergetikums am Campus Pinkafeld. Wenig hightech, aber ohne Komfortverzicht und mit hohem ökologischen Anspruch – so lässt sich das Versuchs- und Demonstrationsgebäude der FH Burgenland und Forschung Burgenland beschreiben. Die „lowtech“ Bauweise macht Gebäude weniger abhängig von Technik und stellt Komfort durch die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Wind und Sonne her. Genau diese Ansätze sollen künftig im neu eröffneten Gebäude untersucht werden. Das Lowergetikum steht somit nicht nur in seiner Bauweise, sondern auch in der Forschungsarbeit im Kontrast zum benachbarten Energetikum – einem hightech Gebäude.
Mit diesem Ausbau wird das Zentrum für Forschung, Technologie und Innovation am Standort Pinkafeld erweitert. Das neue, nachhaltige Lowtech-Gebäude soll Forschung, Industrie und regionaler Wirtschaft besser vernetzen.
Investition in Innovationshotspot
Die Projekte zum Ausbau von Forschung, Technologie und Innovation werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert und von Bund und Land Burgenland kofinanziert. 1,5 Millionen Euro flossen in den Bau des Lowtech-Gebäudes. „Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie sind und bleiben die Themen der Zukunft. Das Burgenland hat bei beiden Themen bereits eine Vorreiterrolle eingenommen und wir arbeiten intensiv daran, bis 2030 die Klimaneutralität zu erreichen“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Vorfeld der Veranstaltung. Die FH und Forschung Burgenland seien wichtige Partner*innen, um das Ziel zu erreichen.
„Wird im Burgenland von Forschung gesprochen, spricht man vor allem vom Standort Pinkafeld – deshalb investieren wir in den Neubau des Lowergetikums, damit hier ein moderner Hotspot für Forschung und Hochschule entstehen und die Region noch weiter gestärkt werden kann“, betont Forschungs-Landesrat Leonhard Schneemann. „Das Lowergetikum ist im bunten Gesamtbild des nachhaltigen Burgenlandes ein kräftiger Farbtupfer, der Forschung und Innovation noch sichtbarer macht“, beschreibt Schneemann.
Von „Low-“ bis „Hightech“
„In der Gebäudetechnik stellt sich zunehmend die Frage, ob 'hightech‘ oder 'lowtech‘ der bessere Ansatz für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist“, weiß Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland. Mit dem 2015 eröffneten Forschungsgebäude Energetikum wurde in Pinkafeld bereits ein Forschungsgebäude für den Bereich Hightech errichtet. Seither wird gemeinsam mit Unternehmen an technologischen Lösungen der Zukunft geforscht. Das Interesse an lowtech sei groß und besonders die Wissenschaft beschäftige sich intensiv mit diesem Thema. Mit dem Lowergetikum habe man nun die Möglichkeit verschiedenste lowtech-Ansätze zu untersuchen, führt Keding aus.
Beispielsweise geht es dabei um die Bewertung von Baumaterialien und die Analyse des Gebäudes als Energiespeicher und Energieproduzent.Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland
Aber auch die Bewertung der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Gesichtspunkte interessiere die Forscher*innen. Weitere Forschungsbereiche im Lowergetikum werden digitalisiertes Facility Management und begrünte Fassaden sein.
Raum für nachhaltige Forschung
Zurzeit wird an mehr als 120 Forschungsprojekten gearbeitet. „Es ist uns wichtig, dass auch Studierende im Lowergetikum ihren Platz finden, wenn sie aktiv an Forschungsprojekten mitarbeiten. So gewährleisten wir auch den Transfer von aktuellen Forschungsergebnissen in die Lehre“, unterstreicht Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland.
Für das Baukonzept verantwortlich ist das Architektenbüro POS architekten. Mit ihrer intelligenten Gebäudearchitektur überzeugte das Team rund um Architektin Ursula Schneider die Expert*innenjury. „Es handelt sich dabei um einen Raum für nachhaltige und klimaaktive Forschung, dessen besonderen Anforderungen wir gerecht werden wollten. Nachhaltigkeit, Klimasensitivität und Zukunftsfähigkeit sind Themen, die wir in all unseren Projekten gezielt verfolgen“, erläutert Schneider. Ziel der Arbeit sei es daher, ein Gebäude zu realisieren, das aus sich selbst heraus optimal auf das Klima reagiert und daher wenig zusätzliche Technik benötigt.