Frühsommerfest der Wiener Ingenieurbüros 2023 : MeetING am Kahlenberg

Fachgruppen Obmann Roman Weigl bei Networking mit Georg Kreminger, TB Kreminger

Fachgruppen Obmann Roman Weigl bei Networking mit Georg Kreminger, TB Kreminger

- © TGA Redaktion/BFJ

Die Modul University am Kahlenberg bot auch in diesem Jahr den idealen Rahmen für das Frühsommerfest der Fachgruppe Ingenieurbüros Wien. Obmann Roman Weigl freute sich über 140 Anmeldungen und einen dicht besetzten Vortragssaal. In seiner Eröffnungsrede blickte er auf einige der Highlights der letzten Monate zurück.

Die Wirtschaftsmissionsreise führte die Wiener Ingenieurbüros nach Kroatien zum grenzübergreifenden Networking. Auch im nächsten Jahr ist eine solche Reise geplant, Weigl hofft auf Grund der ausschließlich positiven Resonanz mit einem dann stärkeren Teilnehmerfeld. Mit dem PlannING Day stand heuer bereits im April die österreichweite Branchenplattform am Programm.

Weigls Wunsch für die nächste Ausgabe, die am 6. und 7. Juni 2024 wieder in Velden stattfindet: „Noch mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wien!“ Stärkeren Zuspruch erhofft er sich auch in Hinblick auf die Nutzung des Normenpakets, das neu geschnürt wurde und über die Kammerumlage finanziert wird. Allen Ingenieurbüros steht damit ein Paket mit 20 Normen zum Download zur Verfügung. „Bitte nutzen Sie es!“ – so sein Aufruf.

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Ein traumhafter Ausblick von der Terrasse der Modul University am Kahlenberg
Ein traumhafter Ausblick von der Terrasse der Modul University am Kahlenberg - © TGA Redaktion/BFJ

Auf der Suche nach "grünen Schwänen"

Als Appell aktiv zu werden war auch der Vortrag von Andreas Jäger, Meteorologe und Geophysiker, zu verstehen. Der Klimawandel ist in vollem Gange, noch ließe sich aber das Schlimmste abwenden. Die Menschheit habe gelernt mit Eiszeiten umzugehen, eine Heißzeit, wie sie sich jetzt abzeichnet ist lebensbedrohend. Nie zuvor war der CO2 Ausstoß höher als in den letzten Jahrzehnten – es gilt jetzt radikal Schritte zu setzen, um den daraus resultierenden Klimawandel einzudämmen.

Denn ohne entsprechende Maßnahmen sind die Aussichten dystopisch, Wassermangel und Temperaturen, die das Leben in vielen Regionen dieser Welt unmöglich machen. „Wir brauchen grüne Schwäne!“, meinte Jäger. Und er erklärte: „Mit einem grünen Schwan rechnet man nicht, aber er wendet die Sache zum Guten.“ Ganz im Gegensatz zum schwarzen Schwan, der genauso unerwartet kommt, aber nur Negatives mit sich bringt, à la Ukrainekrieg

Gespannte Zuhörer im dicht besetzten Vortragssaal
© TGA Redaktion/BFJ

Agri-Photovoltaik, Flächenentsiegelung & Pflanzenkohle

Es sind drei grüne Schwäne, die den Klimawandel eindämmen können. Der erste ist die Photovoltaik. „Wir brauchen eine ganze Armada davon! Agri-PV ist das Thema.“ Agri-Photovoltaik ist die gewinnbringende Kombination von Landwirtschaft und Energiewende.

Im steirischen Haidegg ist eine entsprechende Pilotanlage bereits im Einsatz. Auf einer Fläche von fast 2.800 m2 wurden insgesamt über 1.100 speziell für diesen Versuch angefertigte, teilweise lichtdurchlässige PV-Paneele über den Kulturpflanzen installiert. Diese sogenannten Zebramodule bieten einen physischen Schutz vor Hagel, Frost sowie Starkregen und erzeugen zudem saubere Energie.

Als zweiten grünen Schwan nannte Andreas Jäger die Flächenentsiegelung, als konkrete Maßnahmen gegen Trockenheit und den drohenden Wassermangel. Wertvolles Regenwasser kann von versiegelten Flächen nicht gespeichert werden, „landet direkt im Kanal und damit im schwarzen Meer“.

Unter den Teilnehmenden: TGA Kolumnist und Fachgruppen Obmann Stv. Lukas Mahr und seine Frau Barbara
Unter den Teilnehmenden: TGA Kolumnist und Fachgruppen Obmann Stv. Lukas Mahr und seine Frau Barbara - © TGA Redaktion/BFJ

Der dritte grüne Schwan ist laut Jäger „der geilste grüne Schwan!“ – die Pflanzenkohle, die entsteht, wenn Biomasse bei zu wenig Sauerstoffzufuhr verbrennt – sie wird also mittels Pyrolyse gewonnen. Der in der Biomasse enthaltene Kohlenstoff wird dabei nicht freigesetzt, sondern - teilweise - in der Kohle gebunden. „Alles was Holz ist, ist eine CO2 Senke, Holzkohle ist extrem porös und verfügt über sehr große Oberfläche, speichert dementsprechend viel CO2.“

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Pflanzenkohle gemischt mit Dung und Kompost ergibt Terra preta, einen besonders wertvollen Humus, der sich auf Ackerflächen ausbringen lässt. Pflanzenkohle kann aber auch Beton beigemischt werden, ihn „damit CO2 negativ machen“, wie Andreas Jäger erklärte. Im Technikgebäude der ÖBB Bregenz kam dieser Klimabeton bereits zum Einsatz. Der Vorarlberger Tobias Ilg ist einer der Vorreiter in Hinblick auf die Gewinnung von Pflanzenkohle. Er betreibt zusammen mit seinem Bruder das Energiewerk Ilg, das über 400 Objekte mit Fernwärme versorgt. Als wertvolles Nebenprodukt liefern die Holzkraftwerke Pflanzenkohle. „Mit Kohle gute Kohle machen!“- so Andreas Jäger.

Appell am Ende

Die Schlussworte von Jäger machten nachdenklich: „Wir hantieren mit Gentechnik, wir haben das Wetter verändert – wir sind jetzt Gott! Es liegt an uns, das Klima wieder in den Griff zu bekommen, die technischen Tools dazu hätten wir“ und boten beim anschließenden Networking auf der Terrasse so manchen Gesprächsstoff.

Apropos Wetter: Der Wettergott meinte es mit dem Frühsommerfest übrigens sehr gut. Bei angenehmen Temperaturen und so manchem Sonnenstrahl ließen die Wiener Ingenieur*innen das Fest kulinarisch bestens versorgt ausklingen.

Zur entspannten Atmosphäre trug auch die Kulinarik bei
Zur entspannten Atmosphäre trug auch die Kulinarik bei - © TGA Redaktion/BFJ