Dekarbonisierung von Keramik : Laufen: Erster elektrischer Tunnelofen für Sanitärkeramik
Laufen, Unternehmenstochter der Roca Gruppe, hat hat den weltweit ersten elektrischen Tunnelofen für Sanitärkeramik am Produktionsstandort in Gmunden in Betrieb genommen. Als weltweit erster Betreiber einer Netto-Null-Produktionsanlage für Sanitärkeramik rechnet man mit „weitreichenden Auswirkungen auf die gesamte Branche", wie es in einer Aussendung heißt.
Mit dieser Investition will das Unternehmen die energie- und kohlenstoffintensive Herstellung der im Bad unverzichtbaren Keramik dekarbonisieren*. Insgesamt vier Jahre dauerte die Entwicklung des elektrischen Tunnelofens, der nun in Gmunden die Produktion aufgenommen hat. Das Werk nutzt bereits Strom aus erneuerbaren Energiequellen und wurde als Pilotprojekt gewählt, da es auf die Herstellung von Waschtischen, WCs und Bidets spezialisiert ist.
Möglich wurde die das Projekt durch die Zusammenarbeit mit der Keramischer Ofenbau GmbH aus Hildesheim. Der deutsche Ofenhersteller ist seit über 25 Jahren auf nachhaltige Technologien spezialisiert und ist Spezialist für energieeffiziente Keramiköfen. Die Neuentwicklung des elektrischen Brennofens wurde bereits beim Europäischen Patentamt zum Patent angemeldet.
* Laut Cerame-Unie betragen die Gesamtemissionen der europäischen Keramikindustrie jährlich 19 Mio. Tonnen CO2, was etwa 1 Prozent der gesamten Industrieemissionen in Europa entspricht, die unter das EU-Emissionshandelssystem (ETS) fallen.
Dieser elektrische Tunnelofen beweist einmal mehr, dass unsere Spitzentechnologien in der Lage sind, selbst die CO2-intensive Keramikindustrie zu dekarbonisieren.Günter Halex, Beiratsvorsitzender von Keramischer Ofenbau
Potenzial für verwandte Industriezweige
Der elektrische Tunnelofen ist hocheffizient, CO2-frei und arbeitet vollautomatisch – und stellt damit eine vollwertige Alternative zur konventionellen, von fossilen Brennstoffen abhängigen Produktion von Sanitärkeramik dar. Für das Unternehmen ist er zudem ein wichtiger Meilenstein, um den Standort Gmunden bis 2024 zur weltweit ersten Netto-Null-Produktionsstätte für Sanitärkeramik zu machen.
Die ersten Ergebnisse belegen das Potenzial, das der neuartige Brennofen im industriellen Prozess entfalten kann, denn neben Sanitärkeramikherstellern profitieren auch verwandte Industriezweige wie die Herstellung von Baukeramik, technischer Keramik oder Geschirr von dieser Technologie. Eine vollständige Dekarbonisierung der Keramikproduktion wäre damit also nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich machbar.
Roca übernimmt Ofenbauer
Neben der Investition in den Ofen hat Roca über die Roca Group Ventures auch eine Mehrheitsbeteiligung an der Keramischer Ofenbau Holding erworben, die Eigentümerin der Keramischer Ofenbau GmbH ist. Das Unternhemen bietet seit 1996 Ofensysteme und -anlagen für die thermische Behandlung einer breiten Produktpalette an, die von technischer Keramik über Baukeramik bis hin zu Sanitärkeramik und Geschirr reicht. Die Öfen von Keramischer Ofenbau sind weltweit in über 50 Ländern im Einsatz.
Roca will das Unternehmen mit weiteren Mitteln zu unterstützen, um die Entwicklung der Technologie voranzutreiben. Beide Unternehmen bleiben unabhängig voneinander, verfolgen aber ein gemeinsames Ziel: Eine nachhaltige Keramikindustrie.