Unabhängige Energiegewinnung : Kein Füllhorn für die Energieautarkie

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Der Traum von der Energieautarkie ist weniger verbreitet, als man vermuten würde, legt das Wohnbarometer der VAV nahe.

- © Jürgen Fälchle - stock.adobe.com

Das diesjährige Wohnbarometer der VAV zeigt eine überraschend niedrige Neigung der heimischen Haushalte, eigenes Geld für nachhaltige Investitionen zu einer unabhängigeren Energiegewinnung in die Hand zu nehmen. Trotz Informationskampagnen und Förderungen lehnen mit 49 Prozent fast die Hälfte der Befragten private Investitionen in eine netzunabhängige Energieversorgung ab. Lediglich 21 Prozent wollen „unbedingt“ entsprechende Anschaffungen vornehmen, 25 Prozent „eventuell“. Fünf Prozent haben sich noch keine Meinung gebildet.

„Die genannte Bereitschaft ist derzeit nicht kompatibel mit dem engen Zeitplan der EU zur vollständigen Klimaneutralität bis 2050.“
Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV

Einige weitere Faktoren beeinflussen die Neigung, in die eigene Energieautarkie zu investieren. Personen, die in Wohneigentum leben, neigen eher dazu, zusätzliche Aufwendungen zu tätigen, als Mieter*innen – ein wenig überraschendes Ergebnis. Von den Mieter*innen können sich lediglich 31 Prozent eine solche Investition auch in einem kleineren Umfang, wie z.B. einem Balkonkraftwerk, vorstellen.

Weitere Einflussgrößen sind das persönliche Einkommen sowie das Stadt-Land-Gefälle. Menschen, die tendenziell eher in Einfamilienhäusern leben und über ein ausreichendes Einkommen verfügen, seien naturgemäß eher zu Investitionen bereit, fasst Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV, zusammen. „Die genannte Bereitschaft ist derzeit nicht kompatibel mit dem engen Zeitplan der EU zur vollständigen Klimaneutralität bis 2050. Die notwenige Energiewende wird nur mit einer flächendeckenden öffentlichen Förderung und gesetzlichen Verpflichtungen möglich sein“, schätzt er.

Sven Rabe, Vorsitzender des Vorstandes der VAV Versicherung
Sven Rabe, Vorsitzender des Vorstandes der VAV Versicherung - © VAV Versicherungs-AG

Gründe für die Investitionsscheu

An erster Stelle der genannten Gründe für die Ablehnung eigener Investitionen stehen trotz staatlichen Förderungen finanzielle Hürden. So sind mit 49 fast der Hälfte der Befragten die Kosten einer Umstellung zu hoch. 38 Prozent der mit „Nein“ Votierenden ist der Umbau zu kompliziert. Je rund ein Viertel hält einen Umbau aus technischen Gründen für nicht möglich, oder gibt rechtliche Hindernisse an. 23 Prozent fühlen sich für eine positive Entscheidung zu wenig informiert, und 22 Prozent halten die spätere Energieeinsparung für zu gering.

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„Die Ergebnisse der Studie weisen auf eine hohe Unsicherheit hin.“
Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV

Etwa ein Fünftel ist von der technischen Seite der Angebote zur Energieautarkie nicht überzeugt. Das Ergebnis der Studie „weise auf eine hohe Unsicherheit hin“, folgert Rabe. Bei einer Entscheidung würden nach wie vor erwartete oder tatsächliche Schwierigkeiten im Vordergrund stehen, obwohl von einem grundsätzlichen Verständnis der Notwendigkeit auszugehen sei.

Genannte Gründe gegen die Energieautarkie

- © VAV Versicherungs-AG

Vorzeigebeispiel in Tirol

Wie das Modell der Energieautarkie funktionieren kann, wenn es von öffentlicher Hand umgesetzt wird, zeigt die Gemeinde St. Anton in Tirol. Der Ort selbst ist dank drei eigener Wasserkraftwerke mit Strom versorgt, nur zur Tourismus-Hochsaison im Winter muss zugekauft werden.

Die drei Wasserkraftwerke Moosbach, Rosanna und Kartell mit insgesamt fünf Maschinensätzen erzeugen rund 52 GWh Strom pro Jahr. Derzeit beliefern sie rund 1.400 Stromkunden mit einem Jahresverbrauch von ca. 30 GWh. Der Überschuss wird an die TIWAG verkauft. Im Falle eines Ausfalls des an Landesversorgers seien die Kraftwerke außerdem inselbetriebsfähig, gab der Geschäftsführer der Energie- und Wirtschaftsbetriebe St. Anton Markus Strolz gegenüber dem ORF an.

Über das Wohnbarometer

Die Studie untersucht seit 2019 jährlich das Wohnverhalten der Österreicher und deren Haltung zum Thema Smart Home und Digitalisierung. Für das diesjährige Baubarometer hat das österreichischen Gallup Institut repräsentativ 1.000 über 18-jährige Probanden in ganz Österreich befragt. Befragungszeitraum war der Februar 2023.