Trinkwasser und Kreislaufwirtschaft : Die „inneren Werte“ einer Immobilie zählen

Dem Gebäudesektor kommt für die Umsetzung der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele eine Schlüsselrolle zu. Planung, Errichtung und Betrieb von Immobilien müssen daher nachhaltiger werden. Sowohl für Investor*innen als auch für Inhaber*innen wird dies ausschlaggebend dafür sein, wie Finanzierung von Errichtung und Umbauten zu attraktiven Konditionen oder eine gewinnbringende Veräußerung vonstattengehen können.

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Umdenken der Investor*innen

Aus diesem Grund zeigt die Entwicklung der letzten Jahre den unübersehbaren Trend zu inneren Werten, denn nachhaltige Immobilien zeichnen sich durch viele Vorteile aus. Wird das Kapitel Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet, so stehen ökologische, ökonomische und soziokulturelle Faktoren im Mittelpunkt. Damit treten die Faktoren einer adäquaten Gebäude-Lebenszyklusbilanz, von leistbaren Betriebskosten des Gebäudes und einer hohen Lebensqualität für die sich darin aufhaltenden Menschen in den Vordergrund.

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Mit dieser Entwicklung verbunden ist auch das Umdenken der Investor*innen. Es führt zum Aufbrechen der strikten Trennung, dass sie nur die Errichtungskosten vor Augen haben und die Betriebskosten ausschließlich zukünftige Betreiber*innen betreffen. Denn wer bei der Errichtung die späteren Betriebskosten nicht im Auge behält, baut zwar billig, die Mehrkosten für Betrieb und Instandhaltung in den darauffolgenden Jahrzehnten betragen jedoch ein Vielfaches des bei der Errichtung Ersparten. Ein nachhaltiger Betrieb der Immobilie ist dann nur mehr mit hohen Folgeinvestitionskosten möglich.
Fachautor Martin Taschl leitet das Forum Wasserhygiene als Generalsekretär. Seit 2005 begleitet er die Normenarbeit in den Gremien von Austrian Standards, CEN & ISO. Martin Taschl ist hauptberuflich Schulungsleiter bei WimTec Sanitärprodukte.
Fachautor Martin Taschl leitet das Forum Wasserhygiene als Generalsekretär und ist hauptberuflich Schulungsleiter bei WimTec Sanitärprodukte. - © Gestellt

Was das Vermeiden von Stagnation bringt

Werden die ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekte bereits bei der Planung und Errichtung beachtet, wird der spätere tägliche Betrieb um ein Vielfaches leichter. Dies trifft in einem hohen Ausmaß auch auf die Trinkwasser-Installation zu. Mit einer ausgeklügelten Strang- und Rohrführung, einer Trennung der warm- und kaltgehenden Leitungen und einer entsprechenden Dämmung kann die Installation so ausgelegt werden, dass im Großteil des Gebäudes der im Betrieb erforderliche Mindestwasserwechsel bereits im Zuge der üblichen Nutzung und Wasserentnahme erfolgt. Zusätzliche Spülmaßnahmen, die wertvolle Ressourcen verbrauchen, sind in diesen Bereichen nicht erforderlich.

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Werden nur die Trennung der warm- und kaltgehenden Leitungen oder die Dämmstärken vernachlässigt, kommt es schon nach kurzen Stagnationszeiten zu einer deutlichen Erwärmung des Kaltwassers. Damit sind Spülungen zum Kalthalten des Trinkwassers in den Leitungen aus Komfortgründen selbst dann vorprogrammiert, wenn sich aus einer Risikobewertung noch keine Notwendigkeit für eine Spülmaßnahme ableiten lässt. Ein Umstand, der unter dem Aspekt der Gebäude-Lebenszyklusbilanz auch in Österreich nicht mehr akzeptabel ist.

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16. Oktober 2024

Leitungsführung vor Dämmung

Architekt*innen und Planer*innen sind daher bestens beraten, wenn sie auf die korrekte Leitungsführung achten. Leitungen für warme und kalte Medien ohne ausreichende Trennung im selben Schacht, in derselben Vorwand oder in derselben Zwischendecke sind schon lange nicht mehr Stand der Technik. Hier reicht auch die beste Dämmung nicht, denn sie verzögert den Temperaturausgleich nur um einige Stunden.

Werden solche Mängel dann durch eine aktive Kaltwasserkühlung kompensiert, dann ist das alles andere als nachhaltig. Architekt*innen und Planer*innen schulden ihrem Auftraggeber eine Immobilie nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik, die das Einhalten der gesetzlichen und vertragsrechtlichen Verpflichtungen ohne eklatante Betriebskosten ermöglicht. Entspricht die Leitungsführung nicht dem Stand der Technik, könnte sich der Auftraggeber bei ihnen für dadurch verschuldete erhöhte Betriebskosten schadlos halten.