Sanierung : Innovationslabor will für Renovierungswelle sorgen

v.l.n.r. Armin Knotzer, Susanne Formanek & Ulla Unzeitig leiten das neu gegründete Innovationslabor

v.l.n.r. Armin Knotzer, Susanne Formanek & Ulla Unzeitig leiten das neu gegründete Innovationslabor

- © Petra Rautenstrauch

Anfang 2022 wurde Renowave.at als neues Innovationslabor für klimaneutrale Gebäude- und Quartierssanierungen gegründet, um als Impulsgeber den Sanierungsturbo für die Bau- und Immobilienbranche in Österreich zu zünden. Das vom Bundesministerium für Klimaschutz und Umwelt (BMK) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderte Projekt soll Innovationen forcieren, um die Umsetzung von Sanierungen einfacher, schneller und kostengünstiger zu machen. Renowave.at wird von DI Susanne Formanek, DI Armin Knotzer und DI Ulla Unzeitig geleitet. Darüber hinaus initiiert das Innovationslabor Aktivitäten zu Themenbereichen wie Nutzer*innen-Integration und multifunktionale, klimaneutrale Gebäudehüllen.

Technologisch gesehen können Gebäude mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Sie könnten „Kraftwerke“ mit einem Beitrag für die Versorgungssicherheit werden.
DI Armin Knotzer, Vorstand und inhaltlicher Projektleiter Renowave.at

Die Wirklichkeit sehe jedoch anders aus: Ungefähr drei Viertel aller Gebäude in Österreich wurden vor 1990 errichtet und rund 60 Prozent der Gebäude gelten aus energietechnischer Sicht als sanierungsbedürftig, ergänzt Knotzer. „Unsere Aufgabe ist es in Österreich Innovationen anzustoßen, damit neue technische, soziale und organisatorische Lösungen entstehen, um die hochwertige Gebäude- und Quartiersanierung schneller und effizienter umsetzbar zu machen“, betont DI Susanne Formanek, Vorstand und kaufmännische Projektleiterin von Renowave.at.

Sanierungsoffensive nimmt Fahrt auf

Das unabhängige Innovationslabor bietet eine zentrale Anlaufstelle, um die Baupraxis mit Innovationen aus dem Forschungsbereich zu verknüpfen. Renowave.at unterstützt unter anderem Initiator*innen von Demonstrationsgebäuden und -quartieren, um Impulse für einen klimaneutralen Gebäudebestand zu setzen. „Die Vergangenheit hat gezeigt: Vieles ist technologisch möglich. Für fast alle Anwendungsbereiche gibt es Lösungen im Bereich der Energie- und Ressourceneffizienz, doch diese finden sehr häufig nicht ihren Weg in die Praxis. Zu kompliziert, zu teuer, zu umständlich. Das Innovationslabor soll diese Lücke nun schließen und auf der einen Seite neue Forschung anregen, aber auch Forschungsergebnisse in die breite Öffentlichkeit und Anwendung bringen“, erklärt Ulla Unzeitig, Vorstand und Leitung Kommunikation.

Klimaneutrale Vorzeigequartiere

Zurzeit entwickelt Renowave.at gemeinsam mit Partner*innen einen Prozess, wie Quartiere in Zukunft klimaneutral werden können. Nach der ausführlichen Bestandsaufnahme der Gebäude und der Energieversorgung werden verschiedene bauliche und energetische Lösungen berechnet, um aufzuzeigen wie eine klimaneutrale Sanierung in Zukunft gelingen kann. Diese Szenarien werden mittels Simulationstools modelliert, die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Entscheidungsfindung, wobei sowohl die Klimaziele als auch die wirtschaftlichen Berechnungen Berücksichtigung finden.

Überhaupt schaffen Vorzeigequartiere einen Mehrwert für Städte, Bezirke und Gemeinden. Denn: eine energetische Sanierung geht meist Hand in Hand mit einer Gestaltung der unmittelbar angrenzenden Freiflächen oder auch einer Aufwertung der vorhandenen Freizeit-Infrastruktur. Aber auch technische Infrastruktur wie Car-Sharing oder Energiegemeinschaften sind erstrebenswert und festigen den lokalen Zusammenhalt. Knotzer dazu: „Wir möchten die Bautragenden, Immobilienentwickelnden, die Gemeinden und Städte mit den Technologieherstellern zusammenbringen, um Vorzeigequartiere zu schaffen, die zeigen, wie eine Sanierung schnell und über den Lebenszyklus kostengünstig umgesetzt werden kann: Mit geringstmöglicher Belastung für die Bewohner*innen.“

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© fotomek - stock.adobe.com

Gamechanger für Gemeinden?

Renowave.at sucht Kontakt zu Gemeinden, die sich im Rahmen ihrer Klimaschutzbemühungen über innovative Ansätze austauschen möchten. Dabei soll unter anderem das Thema der „seriellen Sanierung“ mit vorhandenen Netzwerken vorangetrieben werden. Hier sind einerseits Wohnbautragende notwendig, die über einen sanierungsbedürftigen Bestand verfügen und anderseits Betriebe, die in serielle Sanierung investieren wollen.

„Viele Gemeinden integrieren in ihren Klimaschutzprogrammen Sanierungsbestrebungen, wissen aber oft nicht, wie sie diese umsetzen sollen. Unser Innovationslabor kann hier Abhilfe schaffen. Das Besondere an unserem Ansatz: Ein begleitender partizipativer Prozess sorgt dafür, dass alle relevanten Stakeholder von Anfang an einbezogen werden und Gehör finden. Die berechneten und modellierten Maßnahmen werden zielgruppengerecht aufbereitet und kommuniziert. Das trägt zu einer hohen Akzeptanz wie Umsetzungsquote bei“, beschreibt Unzeitig.

Gemeinsam gestalten: Durch Co-Creation Innovationen entwickeln

Neben Veranstaltungen und Vernetzungsformaten bietet das Innovationslabor Experimentierräume, Services und Dienstleistungen wie etwa Innovationswerkstätten, Lehrgänge, Zugang zu Datenbanken, Softwarelösungen und Forschungsinfrastrukturen, um die besten Ideen auf den Weg zu bringen. Formanek ergänzt: „Das Innovationslabor steht für alle Stakeholder und Interessierte offen. Ab Mai 2022 startet Renowave.at mit kollaborativen Formaten für Unternehmen, Gemeinden, Städte sowie Einzelkämpfer*innen.“ Eine erste Kooperation mit der ÖVI-Immobilienakademie gibt es schon: Am 2. Mai startet ein 9-tägiger Lehrgang für nachhaltige Sanierungen, der Hausverwaltungen den Ausstieg aus Öl und Gas praxisnah vermittelt.