Vorzeigesanierung : Gemeindebau auf Passivhausstandard

Wiener Wohnen Direktorin Karin Ramser, wohnfonds_wien Geschäftsführer Gregor Puscher, Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal, Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky und Bezirksvorsteher Stv Penzing Markus Loos (v.r.n.l.) vor der gedämmten Glasfassade des Gemeindebaus.

Wiener Wohnen Direktorin Karin Ramser, wohnfonds_wien Geschäftsführer Gregor Puscher, Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal, Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky und Bezirksvorsteher Stv Penzing Markus Loos (v.r.n.l.) vor der gedämmten Glasfassade des Gemeindebaus.

- © PID/VOTAVA

Von 1969 – 1971 errichtet, war der Wiener Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße 252 zuletzt schon in die Jahre gekommen. Nun ist es gelungen, durch eine Sanierung aller Gebäudeteile seit August 2018 ein ökologisch vorbildliches Passivhaus zu errichten, das auch unter den nominierten der ETHOUSE Awards 2022 war. Durch eine hochwertige Wärmedämmung konnte der Heizwärmedarf des Wohnhauses um 91 Prozent auf 9,50 kWh/m2/a reduziert werden. Ein Hauptbemühen aufgrund der Lage an einer vielbefahrenen Durchzugsstraße war es zudem, den s der 56 Gemeindebau-Wohnungen zu verbessern. Neben Dämmung, Sonnen- und Schallschutz wurden auch Photovoltaikpaneele in die neu errichtete Glasfassade integriert.

„International erstmalig wurde hier ein Gemeindebau zu einem Passivhaus saniert. Leistbarer Wohnraum und ökologische Nachhaltigkeit vereinen sich hier auf beeindruckende Art und Weise. Wiener Wohnen hat mit den Sanierungsarbeiten einen Meilenstein gesetzt und wichtige Erfahrungswerte gesammelt. Es konnte eine absolute Win-Win-Win-Situation hergestellt werden: Durch die enorm gesteigerte Energieeffizienz ersparen sich die Mieter*innen einen Großteil der Energiekosten, die Lebensqualität konnte durch besseres Raumklima sowie hörbare Lärmreduktion gesteigert werden und die Umwelt konnte durch die CO2-Reduktion entlastet werden“, fasst Vizebürgermeisterin, Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal zusammen.

Sozialer Klimaschutz

Der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße stehe für sozialen Klimaschutz, ergänzt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Denn von der Sanierung profitieren die Bewohner*innen und das Klima. „Wir setzen für die Energiewende auf den städtetauglichen Ausbau von Sonnenstrom. Das heißt: Flächen, die es schon gibt, wollen wir mit Photovoltaik-Paneelen ausstatten, zum Beispiel Dächer oder Hausfassaden. Bis 2030 sollen über 500.000 Wiener*innen mit Sonnenstrom versorgt werden“, so Czernohorszky.

„Ich freue mich sehr, den ersten zu einem Passivhaus renovierten Gemeindebau in Penzing zu wissen. Eine von vielen Maßnahmen, die noch weiter gesetzt werden müssen, um klimafit zu werden. Dieses Pilotprojekt mit Photovoltaikfassade und Wabenstruktur, die im Sommer für Kühlung und im Winter für Aufwärmen sorgt, wird sicher noch viele Nachahmer*innen erfahren“, äußert sich auch die Bezirksvorsteherin Penzing, Michaela Schüchner.

Kartonwaben in der Glasfassade unterstützen die Wärmedämmung und Photovoltaik-Elemente erzeugen zusätzlichen Strom für die Hausgemeinschaft.

- © PID/VOTAVA

Sanierung schafft neue Wohnqualität

Die Wohnungen der zwei Wohnblöcke sind mit einer aktiven Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, die den Lüftungsbedarf reduziert und das Aufrechterhalten der Temperatur in der Wohnung unterstützt. Zudem wird hohe Luftfeuchtigkeit reduziert – betrieben durch Strom aus der Photovoltaik-Anlage. Neben der Lüftung versorgt die 9 kW Photovoltaik-Anlage auch die Waschküche und Allgemeinbeleuchtung mit Strom. Überschüsse werden in das allgemeine Stromnetz eingespeist.

In der Glasfassade selbst sind Kartonwaben eingelegt sie unterstützen die Wärmedämmung. Durch die flache Sonneneinstrahlung im Winter wird der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen verringert, wodurch der Wirkungsgrad der Wärmedämmung verbessert wird und es im Innenbereich wärmer bleibt. Im Sommer wirken die Waben hingegen abschattend. Die Wärmeentwicklung erfolgt durch die Sonnenstrahlung an der Oberfläche der Kartonwaben und wird über die hinterlüftete Oberfläche wieder nach außen abgeleitet, wodurch es im Innenbereich des Hauses kühler bleibt.

Bei den Mauern wurde durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien mit unterschiedlichen Materialeigenschaften - weiche Dämmung, harte Holzkonstruktion - zusätzlich eine Verbesserung des Schallschutzes erreicht. Ein weiterer wesentlicher Faktor sind Verbundflügelfenster mit 3-Scheibenverglasung (und innenliegenden Jalousien), die straßenseitig eingebaut wurden. „Es ist hier gelungen einen Gemeindebau aus den späten 60-er Jahren durch umfassende Sanierungsmaßnahmen in ein Gebäude zu verwandeln, das Passivhausstandards entspricht. Alles das ohne zusätzliche Kosten für die Bewohner*innen. Im Gegenteil: Die Senkung des Heizwärmebedarfs und die zusätzliche Verwendung von Solarstrom bedeuten für viele Bewohner*innen ganz unmittelbare Einsparungen“, erklärt Wiener Wohnen-Direktorin Karin Ramser.

Förder- und Finanzierungsschienen

Für die umfassende Sanierung und Verbesserung des Gebäudes auf Passivhausstandard müssen die Bewohner*innen keine höheren Mieten zahlen. Ermöglicht wird das neben der Mittelfinanzierung aus dem wohnfonds_wien zusätzlich über eine Förderung der Europäischen Union. Bei dem EU-GUGLE Projekt („European cities serving as Green Urban Gate towards Leadership in sustainable Energy”) soll die Umsetzbarkeit von Niedrigstenergie-Sanierungen im Gebäudebestand demonstriert und ein europaweiter Erfahrungsaustausch ermöglicht werden.