Interview : Was haben Anlagentechnik und Facility Management gemeinsam?
Diesen Juni hat Caverion eine Vereinbarung über den Kauf sämtlicher Anteile an der Porreal in Österreich unterzeichnet, einschließlich ihrer Tochtergesellschaft ALEA. Porreal bietet technische Facility Services und Immobilienberatung an, während ALEA sich auf infrastrukturelles Facility Management und Reinigungsdienstleistungen konzentriert. Beide Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Wien und sind seit Anfang August offiziell Teil der Caverion-Familie. Welche Änderungen nun auf das Unternehmen und seine Tochtergesellschaft zukommen, erklärt Manfred Simmet, Geschäftsführer Caverion Österreich und Deutschland, im TGA-Interview.
Gut zu wissen: Über die Porreal
Porreal war eine 100%ige Tochter der börsennotierten Porr AG und gehört inzwischen zum Gebäudetechnik-Anbieter Caverion. Die Porreal ist seit über zehn Jahren am Markt tätig. Das Unternehmen verfügt über einen breit gefächerten Kundenstamm, der sowohl Blue-Chip-Kunden aus dem privaten Sektor als auch große Immobilieneigentümer aus dem öffentlichen Sektor umfasst. Die Stand-alone-Umsätze von Porreal und ALEA beliefen sich im Jahr 2021 auf 23 Mio. Euro und 12 Mio. Euro. Die Porreal-Gruppe beschäftigt derzeit insgesamt 380 Mitarbeitende.
TGA: Welche Änderungen sind mit der Übernahme der Porreal-Gruppe zu erwarten? Wie geht es mit den Marken Porreal und Alea weiter?
Manfred Simmet: Die Kund*innen werden unverändert von den gleichen Ansprechpartner*innen weiterbetreut. Der Bereich der Porreal wird in die Caverion integriert und als eigenständiges Kompetenzzentrum für das FM-Business weitergeführt. Der Firmenname Porreal wird nicht mehr weiterverwendet und die Änderung des Marktauftritts erfolgt ab sofort auf Caverion. Die Marke Alea bleibt erhalten und wird nicht verändert.
Technisches Facility Management beschreibt ein breites Leistungsspektrum, mit welchen spezifischen Leistungen wird Ihr Portfolio nun ergänzt? Wo liegen Schwerpunkte?
Simmet: Wie der Name schon sagt liegt der Schwerpunkt im technischen Bereich und zwar in allen Gewerken der Gebäudetechnik. In der Planung, Errichtung, Wartung und Instandhaltung ist Caverion ein führender Anbieter der Gebäudetechnik und wir werden so wie bereits bisher den gesamten technischen FM-Bereich betreuen, jedoch mit wesentlich verstärkten Ressourcen. Der Kernbereich der Eigenleistung wird unverändert im Bereich der TGA - FM bleiben.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie durch ihr erweitertes Portfolio in die nächsten Jahre?
Simmet: Das Portfolio haben wir bereits abgedeckt, jedoch waren wir bisher mit einem geringerem Marktanteil vertreten. Wir werden dabei, die neuen Kund*innen qualitativ weiterhin bestmöglich betreuen, so wie es immer unser Grundsatz ist. Zusätzlich erwarte ich Synergien zwischen neuen und bestehenden Kund*innen, sodass wir unser gesamtes Portfolio der nachhaltigen Gebäudetechnik im kompletten Lebenszyklus von Anlagen abdecken können.
Facility Management im Gebäude-Lebenszyklus
Der Betrieb ist bekanntlich die längste und ressourcenintensivste Lebenszyklusphase von Gebäuden – hier kommt auch das Facility Management ins Spiel. Wird dieser Aufgabe Ihrer Meinung nach genug Beachtung geschenkt?
Simmet: Noch nicht - aber die Bereitschaft, nicht nur die Investitionskosten sondern auch den nachhaltigen Betrieb und die Betriebskosten über die gesamte Nutzungsdauer zu betrachten wird bei Eigentümer*innen und Investor*innen immer wichtiger. Es gibt bereits einige positiven Ausnahmen, die den Lebenszyklus als wichtig erachten und dies auch in Verträgen verankern, z.B. durch Berücksichtigung von Anreizen für Energieeinsparungen.
Bei welchen Themen würden Sie sich aus Sicht des Facility Managements wünschen, dass sie bereits in früheren Gebäude-Lebenszyklusphasen wie der Planung beachtet werden?
Simmet: Nachhaltigkeit, Betriebssicherheit und Zugänglichkeit der Anlagenkomponenten im Innen- und Außenbereich, die Dimensionierung und Auslegung der Anlagen auf geringe Energieverbräuche und optimierte Regeltechnik schaffen die Voraussetzungen für langfristigen Werterhalt einer Immobilie und Betriebskostenoptimierung. Dies ist für die zukünftigen Generation eine wesentliche Grundlage und es kann damit sicher ein zweistelliger Prozentsatz an Energie eingespart werden. Durch Einsatz neuer digitaler Lösungen und einem Energiemanagementsystem können die Energieverteilungen bestmöglich optimiert werden … hier gäbe es noch wesentlich mehr aufzuzählen.
Fachkräfte, Markt und Zukunft
Fachkräfte gelten aktuell als Mangelware: In welchen Bereichen setzen Sie hauseigene Techniker*innen ein, wo wird mit Partnern gearbeitet?
Simmet: Grundsätzlich bin ich ein starker Verfechter, so viel eigene Fachkräfte wie möglich einzusetzen. Leider ist das in der aktuellen Situation nicht immer möglich. In diesem Fall ergänzen wir unser Stammpersonal um externe Ressourcen oder wir setzen externe Partner insbesondere bei infrastrukturellen Leistungen ein, wobei alle Leistungen immer unter der Führung unserer eigenen Spezialist*innen ausgeführt werden, um stabil die notwendige Qualität für die Kund*innen sicherzustellen.
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Sie sprechen in Ihrer Aussendung zur Übernahme von einem „stark fragmentierten Markt für technisches Facility-Management“ in Österreich – macht es das für die „Großen“ wie Caverion schwieriger?
Simmet: Nein, das glaube ich nicht. Der Markt ist zwar fragmentiert, aber meine Wahrnehmung ist, dass die Kund*innen immer mehr auf Stabilität, Zuverlässigkeit und auch auf eine solide eigene Wertschöpfung Wert legt. Das können wir sehr gut bieten.
Welche Zukunftsthemen sehen Sie auf die Branche zukommen und wie gehen Sie bei Caverion damit um?
Simmet: Die wichtigen Themenbereichen sind Energie - Einsparung, Energie - Erzeugung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung aber auch der wachsende Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Wir verstärken unser Team an Mitarbeitenden laufend und nehmen gerne Lehrlinge und Absolvent*innen auf, die die Zukunft der Gebäudetechnik mitgestalten oder einen Beitrag zum Klimaschutz durch Lebenszyklus-Management leisten wollen. Wir bieten entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende und in der Zusammenarbeit mit allen Unternehmen der Caverion in ganz Europa werden zukünftige Lösungen z.B. in den Bereichen Digitalisierung und Energieoptimierung entwickelt.