Initiative "Öko-Booster" : Stadt Wien will mehr Fachkräfte für die Energiewende

In weniger als 17 Jahren – nämlich bis 2040 – will die Stadt Wien klimaneutral sein. Wegweisend für dieses Ziel ist die Strategie "Raus aus Gas – Wiener Wärme und Kälte 2040". Das Ziel ist ein beträchtliches, wenn man bedenkt, dass in diesem doch eng bemessenen Zeitraum rund 600.000 Haushalte von fossilen auf erneuerbare Energiesysteme umgestellt werden sollen. Dafür braucht es wiederum Fachkräfte in klimarelevanten Berufsfeldern.

Im Moment gibt aber weder Fachkräfte und noch Ausbildungsbetriebe in ausreichendem Maß. Dieses Vakuum hat die Arbeiterkammer Wien als Gelegenheit erkannt, um mit einem neuen Projekt Lösungen für zwei Herausforderungen aufzuzeigen: Wie bringt man junge Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung in Arbeit und wie ist die Herausforderung der ökologischen Transformation zu bewältigen?

Fachkräftemangel
© hkama - stock.adobe.com

Junge Frauen sind gefragt

Genau dort setzt das Projekt "Öko-Booster" an: Die Initiative der Arbeiterkammer Wien in Zusammenarbeit mit dem AMS Wien und dem Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) bietet arbeitsuchenden jungen Erwachsenen jetzt die Möglichkeit, in klimarelevanten Berufssparten Fuß zu fassen.

Konkret können arbeitsuchende Wiener*innen zwischen 18 und 24 Jahren ohne abgeschlossene Lehrausbildung in eine Facharbeiter*innen-Intensivausbildung in den Berufen Elektrotechnik und Installations- und Gebäudetechnik einsteigen. Besonders junge Frauen sollen für diese zukunftsträchtige Ausbildung gewonnen werden.

>> Auch in der Elektrotechnik startet demnächst eine Kampagne zur Fachkräftegewinnung, wie OVE-Präsident Kari Kapsch hier erzählt.

So verknüpfe man den Kampf gegen die Klimakrise mit sozialen und mit arbeitsmarktpolitischen Fragen, erklärt Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. „Gemeinsam mit dem waff und dem AMS Wien haben wir ein Projekt auf die Beine gestellt, das einerseits für Fachkräfte in der Dekarbonisierung sorgt und andererseits auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Gruppen qualifiziert", erklärt sie.

Renate Anderl, AK
Renate Anderl, Präsidentin der AK Wien und der Bundesarbeitskammer - © Alissar Najjar, BAK
Mit dem Öko-Booster bieten wir jungen Menschen die Gelegenheit auch aktiv dazu beizutragen und verbinden das Ziel der Klimaneutralität mit der Ausbildung wertvoller Fachkräfte.
Peter Hanke, Wirtschaftsstadtrat Wien

Halbe Lehrzeitdauer

Die Facharbeiter*innen-Intensivausbildung ist schon länger ein Instrument des AMS, um erwachsene Teilnehmer*innen in der halben Lehrzeit praktisch und theoretisch bei einem Ausbildungsträger auf die Lehrabschlussprüfung vorzubereiten.

Mit dem Projekt Öko-Booster sollen bis 2027 mindestens 100 junge Wiener*innen zu Fachkräften in der Elektrotechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik ausgebildet werden. Diese Berufe wurden gewählt, da sie für den Heizungstausch besonders nachgefragt sind und in den kommenden Jahren der Bedarf weiter steigen wird.

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke zeigt sich vom Projekt überzeugt: „Mit dem Öko-Booster bieten wir jungen Menschen die Gelegenheit auch aktiv dazu beizutragen und verbinden das Ziel der Klimaneutralität mit der Ausbildung wertvoller Fachkräfte."

Begleitmaßnahmen für erfolgreichen Abschluss

Damit die Teilnehmer*innen gut vorbereitet in die Ausbildung einsteigen, werden ihnen in einem sechsmonatigen Vormodul in einem berufsspezifischen und praxisorientierten Rahmen Deutsch- und Mathematikkenntnisse vermittelt. Vor Ort gibt es dafür zweisprachige Trainer*innen. Die ersten vier Vormodule sind mit 60 jungen Erwachsenen im Juni bei den Trägern BFI Wien und Jugend am Werk gestartet. „Die Projektplanung ist Anfang des Jahres gestartet, jetzt gibt es schon 60 Teilnehmer*innen und eine Warteliste für weitere Interessierte", freut sich Anderl.

Während der Dauer der Facharbeiter*innen-Intensivausbildung gibt es Begleitmaßnahmen, um möglichst vielen Teilnehmer*innen bis zum Abschluss zu halten. Dazu gehören eine sozialpädagogische Betreuung, Workshops zu persönlichem Finanzmanagement und zu einem "Berufsknigge".

Eine Kooperation mit dem Berufsverband Österreichischer Psycholog*innen ermöglicht Teilnehmer*innen bei Bedarf zudem eine kostenlose psychologische Beratung. Damit sollen die Teilnehmer*innen so gut wie möglich entlastet werden, um sich auf die Ausbildung konzentrieren zu können. Für Teilnehmer*innen, die dennoch vorzeitig aus der Maßnahme ausscheiden, soll eine alternative Perspektive erarbeitet werden.

Winfried Göschl, designierter Geschäftsführer des AMS Wien betont:„ Wer zur Lehrabschlussprüfung antritt, reduziert das Risiko der Arbeitslosigkeit schon mal beträchtlich, erst recht im zukunftsfähigen Bereich der ökologischen Transformation." Bei dieser Facharbeiter*innen-Intensivausbildung, die ja im zweiten Bildungsweg gemacht wird, würden die Teilnehmer*innen hohe Motivation und Leistungsbereitschaft beweisen. Das zeige sich auch in der Erfolgsquote bei den Lehrabschlussprüfungen, die deutlich höher liege als bei der klassischen Lehre.

Die Zusammenarbeit mit Wiener Leitbetrieben wie etwa den Wiener Stadtwerken soll sicherstellen, dass erfolgreiche Öko-Booster Absolvent*innen Erfahrung in der Praxis erwerben und unmittelbar in den Arbeitsmarkt einsteigen können.

Göschl Winfried , AMS Wien
Winfried Göschl, designierter Geschäftsführer des AMS Wien - © AMS/Petra Spiola

Anmeldung zum Öko-Booster

Technisch/handwerklich interessierte arbeitsuchende junge Wiener*innen zwischen 18 und 24 Jahre, die am Öko-Booster teilnehmen wollen, können sich unter www.oekobooster.at bzw. beim U25 (AMS für Jugendliche) anmelden. Danach folgen Einladungen zu Infotagen, um zu erfahren, wie die Ausbildung konkret aussieht. Bis Ende 2025 soll der Einstieg etwa alle drei Monate möglich sein.