Meinung : Tag der Bildung: Arbeitgeber aufgepasst!

TGA-Redakteurin Lena Wechselberger
© WEKA Industrie Medien
Ich weiß gar nicht, ob Sie's wussten, aber (in der Hoffnung, dass mir Rüdiger Hoffmann die Aneignung seiner Einleitung für diesen Anlass verzeiht): Die TGA feiert dieses Jahr ihren 35. Geburtstag, und ist damit älter als die Autorin dieser Zeilen. Uns als Redaktion hat das Jubiläum dazu bewegt, einen – oder auch ein paar – Blicke in unser TGA-Archiv zu werfen, um alte Schmankerl, Fotos und Anekdoten wieder aufleben zu lassen.

Dabei wirkt es fast schon schicksalshaft, dass beim Durchblättern der Jänner/Februar-Ausgabe aus dem Jahre 2004 genau rechtzeitig zum Welttag der Bildung, der jährlich am 24. Jänner begangen wird, folgender Titel ins Auge sticht: „Lehrlingsführerschein gefordert". Gemeint ist damit keineswegs die Lenkungsberechtigung eines KfZ, sondern eine Art „Qualitätsfeststellung" für junge Menschen, die eine Lehre anstreben – gefordert vom damaligen Wiener Landesinnungsmeister der Installateur*innen, Gottfried Parade. Zwanzig Jahre später, zu einer Zeit, in der sich der Kampf um Fachkräfte zunehmend erbitterter gestaltet, ist das ein regelrechter Kulturschock.

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Paradigmenwechsel am Arbeitsmarkt

Dieser "Lehrlingsführerschein" sollte dazu dienen, Betrieben zu signalisieren, dass potenzielle Lehrlinge die Grundvoraussetzung für eine solche Ausbildung erfüllen. Damals war wohl noch leichter reden, immerhin gab es 2003 laut WKO-Statistik insgesamt rund 59.000 Lehrlinge in Gewerbe und Handwerk. Letztes Jahr lag diese Zahl bei rund 47.000 – 20 Jahre und 20 Prozent liegen zwischen diesen beiden Kennzahlen, ebenso wie ein Paradigmenwechsel am Arbeitsmarkt.

Der Welttag der Bildung zielt darauf ab, einen neuen Gesellschaftsvertrag zu schmieden, beschreibt die österreichische UNESCO-Komission: „Es soll unsere Beziehung zueinander neu definieren und gemeinsam für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft gehandelt werden. Für eine erneuerte Beziehung zum Planeten, muss solch eine Bildung den Schüler*innen helfen, sich um diesen zu kümmern." Dasselbe gilt für Lehrlinge, die insbesondere im Handwerk einen bedeutsamen Teil zur Energiewende beitragen werden, aber auch Student*innen und Absolvent*innen anderer Bildungswege.

Dieser Kulturwandel ist bereits in vollem Gange: Der Fachkräftemangel verschiebt die Verhandlungsmacht in Richtung gut ausgebildeter Angestellter und solchen, die es noch werden wollen. Unternehmen müssen sich attraktiv präsentieren, sei es durch gute Bezahlung, flexible Arbeitszeitmodelle oder ein Augenmerk auf Work-Life-Balance. Das mag Vor-, wie auch Nachteile haben, ein Umdenken ist jedenfalls gewiss. Und wer weiß, vielleicht fordern Lehrlinge demnächst einen "Unternehmensführerschein" ein, bevor sie sich für einen Ausbildungsbetrieb entscheiden.

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