Tomas Kienzl, Haustechnik Planungsgesellschaft, im Interview : „Work-Life-Balance ist für mich ein Unwort unserer Zeit"

TGA: Herr Kienzl, es macht wirklich Spaß, Ihren Karriereweg zu begleiten! Beim letzten TGA-Interviewtermin 2020 haben wir Sie als frisch gebackenen Master der FH Pinkafeld vorgestellt, heute sitzen Sie mir als Prokurist eines Planungsbüros gegenüber – war das so geplant?
Tomas Kienzl:
Geplant war da nur wenig. Die Technik war mir nicht in die Wiege gelegt, bei der AHS Matura habe ich mich in Physik mit erneuerbarer Energie beschäftigt, das hat mein technisches Interesse geweckt und nicht mehr losgelassen. In die Haustechnik bin ich reingeplumpst, durch ein Ferialpraktikum während meines Bachelorstudiums am FH Technikum Wien. Es ist faszinierend, die Entstehung eines Projekts zu begleiten, von der Skizze auf einer Serviette bis hin zur Ausführung. Diese Faszination hält mich noch immer auf Trab.

Es scheint in Hinblick auf die Ausbildung in der TGA kein Weg vorbei an der FH Pinkafeld, auch für Sie nicht.
Kienzl:
Das ist sicher ein guter Weg, 2020 habe ich meinen Master in „Gebäudetechnik und -management“ absolviert, derzeit mache ich berufsbegleitend einen MBA auf der Donau Uni Krems im Managementbereich.

Sie haben die Faszination Ihres Berufs bereits angesprochen – im Konkreten, was macht sie aus?

Kienzl:
Es ist die Diversität. Kein Projekt gleicht dem anderen. Ständige Abwechslung, neue Herausforderungen und technische Entwicklungen, es braucht viel Kreativität – all das lässt den Beruf nie fad werden.

Tomas Kienzl
Prokurist der HTPG Haustechnik Planungsgesellschaft - © Haustechnik Planungsgesellschaft
Technisch geht nicht, gibt's nicht, es fehlen die Rahmenbedingungen.
Tomas Kienzl, Haustechnik Planungsgesellschaft

Lassen sich Arbeit und Leben trennen?

Wie ist es dann zu erklären, dass die Ingenieurbüros mit einem akutem Mangel an Mitarbeitenden kämpfen?
Kienzl:
Auch unser Büro kämpft damit, wir könnten fünf Leute anstellen. Wir müssen an der Basis beginnen, die 14-Jährigen erwischen, in die Schulen gehen und natürlich auf den FHs aktiv werden. Und wir müssen unseren Beruf attraktiver machen, zum Beispiel durch 3D-Planung als spannende Planungstechnik und gute Arbeitsbedingungen. Work-Life-Balance ist ein Stichwort, es geht um die 4-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit von Home-Office. Wobei, „Work-Life-Balance“ ist für mich ein Unwort unserer Zeit: Die Arbeit lässt sich für mich nicht vom Leben abtrennen.

Da kann ich Ihnen nur zustimmen! Im Idealfall erfüllt die Arbeit das Leben in großem Maße und steht nicht abseits, oder noch schlimmer im Gegensatz zum„erfüllten“ Leben. Doch zurück zum Thema: Was müssen Bewerber*innen können?

Kienzl:
Wir haben unser Büro auf Revit umgestellt, wir suchen daher Leute, die das können, wir bilden aber auch selber aus. Gute Voraussetzung sind Kenntnisse in Auto CAD. Ich bin aber selber von der AHS gekommen, wenn die Person motiviert ist und bereit ist, Zusatzausbildungen zu machen, braucht es nicht unbedingt einen HTL- oder FH-Abschluss.

Sie haben die technischen Herausforderungen, die den Beruf attraktiv machen, bereits angesprochen. Der festgeschriebene Gas-Ausstieg zählt sicher dazu. „Raus aus Gas“ – ist das in Wien machbar?

Kienzl:
Prinzipiell ist das sicher machbar, es ist eine Frage von Zeit und Geld. Welche Investoren stehen dahinter? Die Wien Energie muss sich „grüner“ gestalten, denn an Standorten, wo keine Wärmepumpen eingesetzt werden können, ist die „grüne“ Fernwärme eine gute Alternative, an anderen wird intensiv geforscht. Technisch geht nicht, gibt's nicht, es fehlen die Rahmenbedingungen.

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