Turmrevolte : Triiiple-Eigentümer*innen wollen Soravia klagen
Trubel im Prestigeprojekt des Soravia-Konzerns: Eine Gruppe von 150 Wohnungseigentümer*innen der Wiener „Triiiple" Hochhäuser zieht mit einer Unterlassungsklage gegen den Konzern vor Gericht. Der Vorwurf: Die Verträge, die der Bauträger (Soravia ist Mehrheitseigentümer) mit seiner konzerneigenen Betreibergesellschaft zur Wärme- und Kälteerzeugung der beiden Türme abgeschlossen hat, seien aufgrund nachteiliger Vertragsbestimmungen sowie überhöhter Konditionen ungültig und die Versorgung des benachbarten Austro Towers erfolge rechtswidrig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Fernwärme oder Flusskraftwerk?
Zum Zeitpunkt des Abverkaufs der einzelnen Wohnungen (vor Errichtung der Wohntürme) sei ein Anschluss an das Wiener Fernwärmenetz vorgesehen gewesen und auch in zahlreichen Kaufverträgen so vereinbart, heißt es in der Beschwerde der Triiiple Wohnungseigentümergruppe. Der Bauträger beauftragte die zum Soravia-Konzern gehörige SEM Energie und Gebäudemanagement GmbH, eine eigene Wärme- und Kälteversorgung mit einer Wärmepumpe (Flusskraftwerk) zu errichten. Diese nutzt das Wasser des nahegelegenen Donaukanals und gilt aus Sicht der Gebäudetechnik als Vorzeigeprojekt der erneuerbaren Energiegewinnung und Wärmepumpentechnologie im urbanen Raum.
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Die Eigentümergruppe bemängelt jedoch, dass versucht worden sei, die Errichtungskosten über die Vertragslaufzeit an die Wohnungseigentümer in Form von monatlichen, verbrauchsunabhängigen Grundkosten weiterzugeben. Im Vergleich mit anderen Wiener Wohnhochhäusern seien diese aus Sicht der Eigentümer*innen überhöht
Rechtsunsicherheit der Energieversorgung
Sorge bereitet den Bewohner*innen zudem die von ihnen wahrgenommene Rechtsunsicherheit der Energieversorgung, heißt es in der öffentlichen Stellungnahme. Die SEM Energie- und Gebäudemanagement GmbH habe das Flusskraftwerk nach seiner Fertigstellung an die neu gegründete SEM Anlagen GmbH übertragen. Diese verfüge über kein weiteres Vermögen, so die Wohnungseigentümergruppe, die im Falle einer Insolvenz die Wärme- und Kälteversorgung der Wohnungen gefährdet sieht.
Die, ebenfalls zum Soravia-Konzern gehörende, Hausverwaltung IMA Immobilien Management habe im Namen der Wohnungseigentümer*innen außerdem auf die Pfandrechte an der Anlage verzichtet. Anschließend wurde das Flusskraftwerk von der SEM an eine Bank verpfändet. Die Wohnungseigentümer*innen verlangen nun eine Insolvenzversicherung oder Bankgarantie für die Versorgungssicherheit.
Versorgung des Austro Towers
Die SEM beliefert auch den – ebenfalls vom Soravia-Konzern errichteten – „Austro Tower" mit Wärme und Kälte aus dem Flusskraftwerk. Dies unter rechtswidriger Nutzung der Technikräume und Leitungen der Türme 1 und 2, lautet der Vorwurf der Triiiple Wohnungseigentümergruppe. Vorerst erfolgte am 23. November 2022 eine Unterlassungsklage durch zwei Wohnungseigentümer, mit der der SEM Anlagen GmbH die Versorgung des Austro Towers untersagt werden soll, wie Rechtsanwalt Christian Kirner, der die beiden Parteien vertritt, informiert. Sollte weiterhin keine Einigung erlangt werden, wollen die Eigentümer*innen die Unwirksamkeit der Verträge gerichtlich feststellen und die Errichtung des vereinbarten Fernwärmeanschlusses durchsetzen.
Stellungnahme Soravia
Soravia gab auf Anfrage des STANDARD bisher bekannt, noch keine Klage betreffend der Triiiple-Türme vorliegend zu haben. Auch inhaltlich könne der Konzern die Argumente der Wohnungseigentümer*innen nicht nachvollziehen, die Wärme- und Kälteproduktion erfolge aktuell mit günstigeren laufenden Kosten als die Fernwärme Wien.