Blackout-Vorsorge : Neue Power-to-Heat-Anlage produziert Fernwärme aus Ökostrom in Wien

Die Power-to-Heat-Anlage in Spittelau trägt künftig zur Netzstabilisierung bei.

- © Wien Energie/Robert Harson

Wien Energie hat am Gelände der Müllverbrennungsanlage Spittelau eine neue Power-to-Heat-Anlage in Betrieb genommen. Diese wandelt überschüssigen Ökostrom in umweltfreundliche Fernwärme um. Das ist etwa dann der Fall, wenn besonders viel Wind weht und Windkraftanlagen mehr Strom produzieren, als in diesem Moment benötigt wird. Die Anlage ist damit ein wichtiger Baustein zur Netzstabilisierung und sorgt dafür, dass die Energie nicht verloren geht. Wien Energie hat 4,9 Mio. Euro in die Anlage investiert.

  • Inbetriebnahme Power-to-Heat-Anlage Spittelau // Am Foto v.l.n.r.: Peter Hanke (Stadtrat), Karl Gruber (Geschäftsführer Wien Energie)
    Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales & Wiener Stadtwerke


    „Die neue Power-to-Heat-Anlage hier in der Spittelau vernetzt die Sektoren Strom und Wärme intelligent und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Blackout-Vorsorge in Wien. So bringen wir den Klimaschutz in der Stadt voran und garantieren auch im Energiesystem der Zukunft eine zuverlässige Energieversorgung für
    alle Wiener*innen."

"Riesen-Wasserkocher"

Wenn im Stromnetz ein Überangebot besteht, dann erfolgt ein Abruf über den Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Wien Energie aktiviert in so einem Fall die Anlage innerhalb weniger Minuten. Wie eine Art „Riesen-Wasserkocher“ nutzen zwei Durchlauferhitzer mit jeweils 5 Megawatt Leistung den überschüssigen Strom und erhitzen Wasser auf rund 155 Grad Celsius. Dieses Wasser wird dann für die Fernwärmeversorgung in der Umgebung genutzt. „In Zukunft wird es immer wichtiger, für Gleichgewicht im Energiesystem zu sorgen – und genau das macht unsere neue Power-to-Heat-Anlage. Wird mehr Strom erzeugt als im Moment benötigt, können wir mit der Anlage diese wertvolle Energie nahezu ohne Wirkungsverluste in Fernwärme umwandeln. Damit machen wir die Energieversorgung für die Wiener*innen sicherer, unabhängiger und nachhaltiger“, erklärt Karl Gruber, Geschäftsführer von Wien Energie.

Blackout-Vorsorge für Wien

Das Gebäude der Anlage, die direkt am Gelände der Müllverbrennungsanlage Spittelau steht, ist dem Stil von Künstler Friedensreich Hundertwasser angepasst. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Hundertwasser hat Wien Energie die Fassadengestaltung umgesetzt. Bei der Errichtung des Gebäudes wurde zudem im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft teilweise Ökobeton verwendet. Diesem speziellen Beton sind Baureste beigemischt, die beim Abbruch alter Gebäude entstehen. Am Dach der Power-to-Heat-Anlage ist zudem eine Nutzfläche entstanden: Zwischen Hochbeeten und Sträuchern können Wien Energie-Mitarbeitende gemeinschaftlich Tomaten, Paprika oder Kräuter anpflanzen. Bienenstöcke sorgen zudem für Biodiversität in der Umgebung.

>> Tipp der Redaktion: Hier geht es zu einem kostenlosen Vortrag von Herbert Saurugg über die Blackout-Vorsorge im Krankenhaus.

Die Power-to-Heat-Anlage Spittelau reiht sich ein in mehrere Anlagen von Wien Energie, die der Blackout-Vorsorge dienen. Wenn im Stromnetz ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gibt, muss dies ausgeglichen werden. Ist zu wenig Strom vorhanden, springt Wien Energie mit dem Kraftwerk Simmering ein und stabilisiert das Netz. Ist zu viel Strom vorhanden – wenn etwa viel Wind geht und Windräder mehr Strom erzeugen, als benötigt wird – braucht es zusätzliche Abnehmer. Seit 2017 betreibt Wien Energie deshalb bereits eine andere Power-to-Heat-Anlage in der Leopoldau, die mit Elektrodenkesseln arbeitet. Diese hat seit der Inbetriebnahme bereits über 38.000 Megawattstunden Wärme aus Überschussstrom erzeugt – das entspricht dem jährlichen Wärmebedarf von knapp 5.000 Wiener Haushalten.

Urban Gardening am Dach der Power-To-Heat-Anlage Spittelau
Urban Gardening am Dach der Power-To-Heat-Anlage Spittelau - © Wien Energie/Christian Hofer

Gut zu wissen: Eckdaten Power-to-Heat-Anlage Spittelau

  • Zwei Durchlauferhitzer mit je 5 Megawatt Leistung
  • Investition: 4,9 Mio. Euro
  • Erhitzt mit überschüssigem Ökostrom Wasser auf 155°C Grad Celsius
  • Direkte Einspeisung der Wärme in das Fernwärmenetz
  • Urban Farming am Dach der Anlage für Wien Energie-Mitarbeitende