Übernahme : Was Benedikt Binder-Krieglstein und Gernot Krausz mit der TVG vorhaben
Die beiden gebäudetechnischen Jungunternehmer kennen einander vom Messeveranstalter Reed, der mittlerweile RX heißt: Benedikt Binder-Kriegelstein war CEO, Gernot Krausz Geschäftsführer, ehe sich letzterer kurz vor der Corona-Pandemie im Bereich Gebäudetechnik selbstständig machte. Warum der Weg von der Eventbranche ins Baunebengewerbe?
Vom Messeveranstalter zur Gebäudetechnik
„Für uns liegt die Zukunft im Handwerk“, betont Binder-Krieglstein. Schon vor dem Aus von RX – der Konzern zieht sich bekanntlich zur Gänze aus Österreich zurück – war ihm klar, dass der nächste Schritt ins Unternehmertum führt. Aber er sei eben kein Start-up-Typ für Technik-Inkubatoren, sondern wollte etwas mit Substanz. Dass in dieser Situation sein ehemaliger Geschäftsführer und mittlerweile Freund Krausz mit dem Ansinnen auf ihn zukam, ob man nicht gemeinsam die TVG kaufen wolle, passte da hundertprozentig zusammen; nicht zuletzt, weil Binder-Krieglsteins Vater das Unternehmen vor 60 Jahren selbst gegründet hatte.
Der Sohn war 2011 erstmals schon nahe dran, die TVG zu kaufen. Aber damals sei der Eigentümer Carl Haertl noch nicht dazu bereit gewesen, die Zügel aus der Hand zu geben. Doch nun haben Gernot Krausz und Benedikt Binder-Krieglstein das Ruder gemeinsam übernommen – und wollen rundherum ein neues Geschäftsmodell für die Gebäudetechnik bauen.
Neue Struktur für TVG-Familie
Die TVG ist seit den 1970ern führender Importeur von Hitachi-Klimageräten in Österreich mit Standorten in Wien, Linz und Graz. Rund um die Produkte hat sich das Unternehmen auch mit der Planung, der Montage und dem Service für Klimaanlagen etabliert. Dieses zukunftsträchtige Geschäft alleine spricht schon für das Unternehmen, es soll nun wieder mehr Dynamik bekommen. Besonders angetan hat den neuen Eigentümern aber die TVG Drystar.
Die Drystar konzentrierte sich auf Entfeuchtung und Schadenssanierung, fristete aber in der TVG ein der Klimasparte untergeordnetes Dasein. Zu Unrecht, findet Binder-Krieglstein: „Es gibt niemanden in Österreich, der eine bessere und persönlichere Dienstleistung in dem Bereich abliefert als Drystar.“ In der neuen Unternehmensstruktur steht die Drystar in Zukunft selbstständig und gleichberechtigt neben der TVG.
Wie überzeugt man von dem Fokus auf die Sanierung ist, zeigen auch die getätigten Investitionen: Mit 700 zusätzlichen Entfeuchtungsgeräten hat sich der Maschinenpark mehr als verdoppelt, dazu wird der Personalstand aufgestockt.
Neuzugang Elektrotechnik
Das dritte Standbein in der gebäudetechnischen Familie ist ein Neuzugang: Elektro Götz aus Lanzenkirchen ist auf elektrotechnische Gesamtlösungen und Photovoltaik konzentriert, der bisherige Eigentümer bleibt als Geschäftsführer an Bord. Über allen drei bisher etablierten Unternehmen steht die KOR Gmbh als gemeinsame Eigentümerin – und spätestens hier beginnt sich der Ansatz der gebäudetechnischen Jungunternehmen deutlich von anderen zu unterscheiden.
Ein „house of brands“
Die KOR wird als „house of brands“ fungieren, als Dachmarke für eine ganze Familie an gebäudetechnischen Unternehmen. Äußeres Zeichen für die Zusammengehörigkeit ist das Rebranding der Unternehmensauftritte – vom Logo bis zur Website – das peu à peu umgesetzt wird, um nachhaltig für Wiedererkennung zu sorgen.
„Jede unserer Marken hat ihre eigene Stärke und Geschichte, und doch verbindet sie alle das gleiche Symbol. Der Kopf zeigt, dass wir auf Menschen setzen, die das Handwerk leben und lieben, und immer wieder neue, innovative Ansätze finden, um Ihre Ansprüche nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen", so Benedikt Binder Krieglstein.
Facharbeiterausbildung als Zukunft
Intern legt die KOR unternehmerische Strukturen vom Personalwesen bis zum Marketing, die es den gebäudetechnischen Gewerken erlauben, sich ganz auf die technische und handwerkliche Leistung zu konzentrieren. Die Vision ist es, die KOR-Familie als „Heimat des Handwerks“ zu positionieren.
Im Fokus steht „employer branding“ für die Branche, um das Handwerk für Lehrlinge und Arbeitskräfte wieder attraktiver zu machen: „Wir sind davon überzeugt, dass eine Renaissance des Handwerks kommt, und wir wollen diesen Aufschwung mitbegründen!“, so Binder-Krieglstein. Den Worten sind bereits Taten gefolgt: Die TVG, die in ihrer Unternehmensgeschichte nie Lehrlinge ausgebildet hat, hat im Herbst 2024 die ersten Auszubildenden aufgenommen.
Weitere Zukäufe angestrebt
Mit den drei Sparten Klimatechnik (TVG), Elektrotechnik (Götz) sowie Sanierung und Entfeuchtung (Drystar) und schon 137 Mitarbeiter*innen deckt die Unternehmensgruppe bereits ein breites Spektrum ab. Weitere Gespräche über zusätzliche Übernahmen, etwa im Bereich Lüftung, Installationstechnik oder Planung, finden laufend statt. Dabei sei man aber „opportunitätsgetrieben“, so die Unternehmer: Wenn sich etwas passendes ergibt, dann ja – wenn nicht, verspüren Krausz und Binder-Krieglstein keinen Wachstumszwang.
Das Ziel: Der One-Stop-Shop für alle gebäudetechnischen Anforderungen für Immobilienbetreiber, -entwickler und Hausverwaltungen zu werden.
Digitalisierung für die Branche
Einen wesentlichen Beitrag dazu wird die Digitalisierung leisten. „Alles, was an Geschäftsprozessen standardisierbar ist, wird von uns digitalisiert abgebildet werden“, so Binder-Krieglstein. Gleichzeitig werden KI-Lösungen entwickelt, die den Kunden das Leben leichter machen werden. Solche Leistungen können Handwerksunternehmen in der Regel nicht leisten, weil ihnen die Zeit, die Ressourcen, die Unternehmensgröße und der strategische Blick dafür fehlen.
Genau hier soll der große Unterschied zu bisherigen Marktgepflogenheiten am spürbarsten werden: „Wir haben eine klare Vision und den Mut, in die Zukunft zu investieren. Mit der geballten Stärke unseres großartigen Teams werden wir nicht nur unsere Ziele erreichen, sondern auch Maßstäbe setzen“, versprechen Gernot Krausz und Benedikt Binder-Krieglstein.