Biomasseatlas 2023 : Wie Bioenergie die Energiewende vorantreibt

Der Bioenergie-Atlas zeigt die Standorte von Bioenergie-Anlagen, Installateur*innen, Rauchfangkehrer*innen, Technologie-Unternehmen, Schulen und Forschungseinrichtungen in Österreich.

- © Österreichischer Biomasse-Verband

Der Österreichische Biomasse-Verband hat die 3. Auflage des Bioenergie-Atlas Österreich 2023 veröffentlicht. Darin enthalten: Aktuelle Daten und Fakten sowie Projektreportagen zur Bioenergie in Österreich und in den Bundesländern. Die Darstellung der Biomassebranche auf Bundesländer- und Themenkarten sowie die Präsentation der regionalen Praxisprojekte seien ein „Vorzeigeschild für den gesamten Bioenergiesektor“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.

Im Bioenergie-Atlas präsentiert der Österreichische Biomasse-Verband Szenarien, in denen der Biomasseeinsatz bis 2045 von derzeit knapp 250 PJ auf 450 PJ gesteigert werden könnte. Große Potenziale liegen dabei in der Nutzung landwirtschaftlicher Biomasse, wie etwa Miscanthus, Kurzumtriebsflächen, Wirtschaftsdünger, Getreide-, Mais- und Rapsstroh sowie Landschaftspflegeheu.

  • Franz Titschenbacher
    Franz Titschenbacher,
    Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes


    „Biomasse ist in Österreich mit einem Anteil von 55 Prozent der bedeutendste erneuerbare Energieträger, in der Steiermark liegt ihr Beitrag unter den Erneuerbaren sogar bei 70 Prozent. Mittelfristig könnte die Bioenergie sogar Erdöl und Erdgas als bundesweit bedeutendster Energieträger überholen."

Kontext: Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III)

Kürzlich hat die EU die Zielvorgabe für die Erzeugung von erneuerbarer Energie in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) bis 2030 auf 42,5 Prozent erhöht. Geeinigt hat man sich zudem auf folgende Punkte:

  • Energieholz aus dem Wald gilt weiterhin als erneuerbar, darf gefördert und ausgebaut werden.
  • Die Schwelle für den Nachweis von Nachhaltigkeitskriterien wurde von 20 auf 7,5 MW gesenkt, die THG-Mindesteinsparungen gegenüber fossilen Kraftwerke wurde für neue erhöht.
  • Die reine Stromerzeugung aus Holz soll nur mehr in Ausnahmen gefördert werden dürfen.
  • Die Definition von Bioenergiesortimenten, die nicht gefördert werden sollen, obliegt den Mitgliedsstaaten und soll die regionalen Gegebenheiten berücksichtigen.
  • Mitgliedsstaaten müssen Bioenergiepläne in ihren nationalen Ausbauplan für erneuerbare Energie detailliert darlegen.

Der Biomasse-Verband begrüßte diese Einigung ausdrücklich, ist er sich doch sicher, dass die Zielvorgabe von erneuerbarer Energie nur mit Bioenergie realisiert werden kann.

⇨ Die Zahlen sprechen dafür: 2021 erzielte Bioenergie EU-weit einen Anteil von 59 Prozent unter den erneuerbaren Energien. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch EU-weit bei rund 22 Prozent und in Österreich bei rund 36 Prozent. Innerhalb der EU 27 erzielte Österreich damit den fünfthöchsten Erneuerbaren-Anteil hinter Schweden (≈ 63 Prozent), Finnland (≈ 43 Prozent), Lettland (≈ 42 Prozent) und Estland (38 Prozent).

Kärnten bei Biomasse-Anteil vorneweg

Mit einem Biomasse-Anteil von rund 59 Prozent ist Kärnten in Österreich Biomasse-Spitzenreiter. Auf den Podestplätzen folgen das Burgenland und Salzburg mit je rund 53 Prozent. In diesen beiden Bundesländern deckt die Bioenergie jeweils mehr als ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs.

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In Österreich wird Bioenergie überwiegend zur Wärmegewinnung eingesetzt. So war der Wärmemarkt 2021 mit einem Anteil von 84 Prozent das zentrale Einsatzfeld, gefolgt von Biotreibstoffen mit 9 Prozent und der Ökostromerzeugung aus Biomasse und Biogas mit 7 Prozent.

Zum Raumwärmeverbrauch privater Haushalte in Österreich steuert die Bioenergie 41 Prozent bei. Den höchsten Anteil am Raumwärmeeinsatz hat sie in Kärntner Wohnungen, wo Scheitholz, Hackgut oder Pellets in Einzelfeuerungen zusammen mit Biomasse-Fernwärme für 62 Prozent der Raumwärmeenergie sorgen. Dahinter folgen die Steiermark und Salzburg mit je etwa 49 Prozent. Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 31.000 Pellets-, Scheitholz- und Hackgutzentralheizungen installiert, so viele wie nie zuvor. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um rund zwei Drittel.

Bioenergie deckt 17 % des gesamten Energieverbrauchs in Österreich, zu 83 % handelt es sich dabei um Brennstoffe auf Holzbasis.

- © Österreichischer Biomasse-Verband

Wertschöpfung durch Bioenergie

Der Einsatz von Bioenergie schafft in Österreich etwa 24.000 Vollzeitstellen. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz der Branche Erneuerbare Energie ist im Bereich der Nutzung fester Biomasse angesiedelt. Der Großteil dieser Arbeitsplätze resultiert aus der Bereitstellung der Brennstoffe (Stückholz, Pellets, Hackgut, Sägenebenprodukte).

Mit fast 3,1 Mrd. Euro leistet der Sektor Biomasse unter den Erneuerbaren zudem 38 Prozent zum Gesamtumsatz. Für Netto-Einfuhren von Öl, Gas, Kohle und Strom wendete Österreich 2022 dagegen fast 20 Mrd. Euro auf, im Vergleich zu 2020 entspricht dies einer Vervierfachung des Energie-Außenhandelsdefizites.

Achtung: Größere Wohnungsflächen neutralisieren Kesseltauscheffekte

Die Treibhausgasemissionen aus Gebäuden in Österreich sind zwischen 1990 und 2021 um 30 Prozent gesunken. Allerdings ist seit 2014 wieder ein Anstieg um 17 Prozent zu verzeichnen. Einsparungen durch verbesserte Energieeffizienz der Gebäude und die Umrüstung von fossilen auf erneuerbare Heizsysteme werden durch emissionserhöhende Faktoren überlagert, kritisiert der Biomasse-Verband.

So hat der Endenergieeinsatz in Gebäuden zwischen 1990 und 2020 trotz wärmerer Witterung um 19 Prozent zugenommen. Dies liegt zum einen daran, dass die Bevölkerung seit 1990 um 16 Prozent gewachsen ist. Zum anderen hat sich bundesweit die Anzahl der Hauptwohnsitze von 1990 bis 2020 um mehr als ein Drittel und die gesamte Nutzfläche der Hauptwohnsitze um die Hälfte erhöht. Die durchschnittliche Nutzfläche pro Wohnung ist im Vergleichszeitraum von 90 m2 auf 100 m2 gestiegen.

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Maximal realisierbarer Bioenergieeinsatz in Österreich

Aufgrund der verfügbaren Potenzialabschätzung rechnet der Österreichische Biomasse-Verband bis 2040/2050 mit einem maximal realisierbaren Bioenergieeinsatz von etwa 450 PJ oder etwa 24 Mio. Tonnen Biomasse (Trockenmasse) in Österreich. Für das Erreichen dieses Potenzials gibt es vier Szenarien. Die Forstwirtschaft, die Landwirtschaft und die Abfallwirtschaft stellen dabei drei große Biomasseströme dar, deren Import- und Exportströme dabei zu beachten sind.

  • Szenario 0 (Basis-Szenario): Holzwirtschaft konstant, Nutzung landwirtschaftliches Potenzial 30 %
  • Szenario 1 (Forst- und Reststoff-Szenario): Zuwachsnutzung im Wald, Nutzung landwirtschaftliches Potenzial 80 %
  • Szenario 2 (Aktiv-Szenario): Assistierter Waldumbau, Fokus nachwachsende Rohstoffe, Nutzung landwirtschaftliches Reststoff-Potenzial 30 %
  • Szenario 3 (Agri- und Reststoff-Szenario): Holzwirtschaft konstant, Nutzung landwirtschaftliches Potenzial 95 %

Aus holziger Biomasse können laut Berechnung zwischen 200 und 280 PJ und aus der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen sowie landwirtschaftlichen Reststoffen zwischen 60 und 188 PJ erneuerbare Energie erzeugt werden. In den Szenarien wurde der Einsatz von Biomasse aus der Abfallwirtschaft mit 23 PJ konstant gehalten und der Biotreibstoffeinsatz (Inlandsproduktion, Importe erste und zweite Generation) auf 33 bzw. 38 PJ erhöht

Zum Bioenergie-Atlas-Österreich-2023: www.biomasseverband.at...

Der Bioenergieeinsatz verlief in den letzten zehn Jahren recht konstant, vor allem bei 
Mobilisierung der landwirtschaftlichen Potenziale wäre eine deutliche Steigerung möglich.
Der Bioenergieeinsatz verlief in den letzten zehn Jahren recht konstant, vor allem bei Mobilisierung der landwirtschaftlichen Potenziale wäre eine deutliche Steigerung möglich. - © Österreichischer Biomasse-Verband