Fazit 2022 : Erneuerbare Heizsysteme auf Überholspur
Die Verbände Wärmepumpe Austria, proPellets Austria und Austria Solar titulieren 2022 bei einer Pressekonferenz im Rahmen der WEBUILD Energiesparmesse Wels 2023 als das Jahr der Trendwende. Erstmals wurden mehr erneuerbare Heizsysteme installiert als fossile. Das belegen auch die aktuellen Marktzahlen der VÖK zum vergangenen Jahr. Wärmepumpen und Biomassekessel überholen fossile Heizsysteme mit einem bisherigen Rekordwert von über 80.000 Stück (50.100 Wärmepumpen und 31.500 Holzkessel). Zusätzlich wurden mehr als 11.000 Brauchwasser-Wärmepumpen und rund 50.000 m2 Solarthermie installiert.
Beim Verband schätzen wir, dass bereits über 70 Prozent des Wärmepumpe-Absatzes von der Sanierung alter Heizungen kommen.Richard Freimüller, Präsident Wärmepumpe Austria
Wärmepumpe Austria zeigt sich zufrieden
Stolz zeigt sich Richard Freimüller, Präsident Wärmepumpe Austria, auf die Leistung der österreichischen Wärmepumpenbranche. Mit über 50.000 installierten Heizsystemen übernimmt die Wärmepumpe 2022 rund 46 Prozent des Heizungsmarktes in Österreich und ist damit die absatzstärkste Energietechnologie. „Besonders freut mich, dass sich die Wärmepumpe nun auch in der Sanierung immer mehr durchgesetzt hat. Beim Verband schätzen wir, dass bereits über 70 Prozent des Wärmepumpe-Absatzes von der Sanierung alter Heizungen kommen", so Freimüller.
National bedürfe es der Verbesserungen im Förderungswesen und Klarheit bei Genehmigungsverfahren. Freimüller kritisiert Anforderungen wie die Einschränkung auf Niedertemperatur-Systeme, eine maximale Vorlauftemperaturen von 40° oder „unerfüllbare Anforderungen" an den Schallschutz, die geändert werden müssten. „Auf Europäischer Ebene ist der vorliegende Entwurf der F-Gase Verordnung eine unüberwindbare Hürde für den zukünftigen Markt", so der Verbandspräsident.
Die Entwicklung der Wärmepumpentechnologie ist laut einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris auch weltweit zu beobachten. In ihrem Bericht „The Future of Heat Pumps“ bezeichnet die IEA die Wärmepumpe Ende 2022 als unverzichtbaren Bestandteil bei der Reduzierung von Emissionen und Erdgasverbrauch. „Die IEA schätzt, dass Wärmepumpen das Potenzial haben, die globalen Kohlendioxidemissionen (CO2) bis 2030 um mindestens 500 Millionen Tonnen zu reduzieren", fasst IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol den Bericht zusammen. Der europäische Wärmepumpenmarkt wuchs laut der European Heat Pump Association (EHPA) 2022 nach ersten Daten mit rund 3 Mio. verkauften Wärmepumpen um fast 38 Prozent.
Auch bei Pellets gab es 2022 einen Rekord bei der Installation neuer Heizungen.Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria
proPellets Austria mit Bevorratungsplänen
Das vergangene Jahr war auch für die Pelletwirtschaft eine Herausforderung. Waren Pellets zuvor lange Zeit ein relativ preisstabiler Energieträger, so haben eine außerordentlich hohe Nachfrage, kriegsbedingte Lieferausfälle und gestiegene Produktionskosten 2022 zu einem Krisenjahr gemacht. Das soll sich wieder ändern, aktuell gehen elf neue Pelletproduktionswerke in Betrieb. „Eine Investitionswelle in neue Pelletieranlagen ist im Gange und wird die Versorgung langfristig absichern", ist sich Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, sicher. Eine Bevorratungspflicht von Pellets soll darüber hinaus zukünftig dafür sorgen, Lieferengpässen und extremen Preisspitzen verhindert werden.
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2022 wurden in den heimischen Pelletwerken an über 40 Standorten rund 1,7 Mio. Tonnen Pellets produziert und rund 1,3 Mio. Tonnen Pellets im Inland verbraucht. Im Jahr 2021 wurden rund 800.000 Tonnen Pellets vorwiegend nach Italien exportiert und rund 400.000 Tonnen aus Deutschland, Tschechien und Rumänien importiert. Die genauen Zahlen 2022 sollen in Kürze veröffentlicht werden*. Im Jahr 2022 wurden in Österreich insgesamt 24.600 Pelletkessel installiert, was mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
*Zahlen für Jänner-November 2022 sind bereits vorhanden. In diesem Zeitraum wurden rund 700.000 Tonnen Pellets exportiert und rund 300.000 Tonnen Pellets importiert.
Mit den steigenden Energiepreisen wird auch Solarwärme wieder beliebter, vor allem bei Großanlagen.Roger Hackstock, Geschäftsführer Austria Solar
Solar Austria meldet rückläufige Zahlen
Der österreichische Solarwärmemarkt durchlebt aktuell einen Umbruch. Die seit jeher dominanten Kleinanlagen für den Gebrauch in Ein- und Mehrfamilienhäusern gehen zurück, während sich der Markt in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Großanlagen für Fernwärme und Prozesswärme dreht. 2021 wurden laut offizieller Marktstatistik zwar 79 Prozent der verkauften Anlagen den Bereichen Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser zugerechnet, 2019 waren es aber noch 93 Prozent.
Insgesamt war der Solarwärmemarkt 2022 neuerlich rückläufig, nach einer internen Verkaufszahlenerhebung der Branche lag die Zahl der Neuinstallationen um 25 Prozent unter dem Vorjahr (2021: 70.410 m2). Für 2022 wird daher von einer neuinstallierten Kollektorfläche von rund 50.000 m2 ausgegangen. Der Verband Austria Solar hofft 2023 und 2024 aufgrund vieler Einreichungen im Förderprogramm Solare Großanlagen des Klima- und Energiefonds auf ein kräftiges Wachstum. Für Privatpersonen gibt es seit Mitte 2022 den 1.500 Euro-Solarbonus, der im Zuge der „Raus aus Öl und Gas“-Förderung in Anspruch genommen werden kann, wenn zusätzlich zum erneuerbaren Heizsystem eine thermische Solaranlage installiert wird.
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„Mit den steigenden Energiepreisen wird auch Solarwärme wieder beliebter, vor allem bei Großanlagen. Solaranlagen fürs Eigenheim sind kurzfristig lieferbar und in ein bis zwei Tagen montiert. Doch das Solarpotenzial ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft, da braucht es Weichenstellungen, um eine Solarwende in Gang zu setzen“, betont Roger Hackstock, Geschäftsführer Austria Solar.
In dieselbe Kerbe schlug auch Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker*innen Manfred Denk bei der SHK-Eröffnungspressekonferenz der WEBUILD Wels. Der Beitrag den thermische Solaranlagen in Wohngebäuden für die Klimawende leisten können werde derzeit „stark unterschätzt". Die Anzahl der Anlagen müsste sich laut Denk verdreifachen – so könnten bis 2040 zwei Mio. Tonnen CO2 und damit über 20 Prozent der CO2-Emissionen im Gebäudesektor eingespart werden.