Initiative VIZ Ingenieure : „Wir müssen gedanklich das neue Silicon Valley sein"

VIZ Installateure

W. Judmaier, S. Fuchs, R. Kowarik, S. Zeiler, M. Casotti (am Pult), W. Redemoser, K. Viehmann (am Mikrofon), H. Heiseler, und A. Oehm (v.l.n.r.)

- © VIZ

Die Tiroler Ausgabe der VIZ Info Days in Hall bot nicht nur Fachvorträgen und Ausstellern eine Bühne, sondern auch einem neuen Bündnis: Mit den VIZ Ingenieuren feierte eine neue gewerkeübergreifende Initiative gegen den Fachkräftemangel ihre Geburtsstunde. „Das ist eine Initiative, mit der Fachkräfte mehr in die Branche bringen und halten wollen", umreißt Kersten Viehmann, Geschäftsführer des VIZ, die Zielsetzung.

Tirol geht als Projektregion voran – dort wollen die VIZ Ingenieure regional die Ausbildung, Unterstützung und Gewinnung von Fachkräften, Lehrlingen aber auch die Weiterbildung der Lehrpersonen, sowohl in der HTL als auch in der Berufsschule fördern und verbessern. In weiterer Folge soll die Initiative in ganz Österreich regional ausgerollt werden, in der Steiermark gibt es bereits konkrete Partner.

Die VIZ Ingenieure sind am VIZ angegliedert und haben sich das Ziel gesetzt, dem Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken und eine Plattform zwischen den Gewerken und der Industrie zu bilden. In Zusammenarbeit mit den Berufsschulen, den HTLs und dem VIZ bemühen sich die VIZ Ingenieure darum, Lehrlinge und HTL-Schüler*innen in der Branche zu halten, ihnen gegebenenfalls Praktikumsplätze anzubieten oder sie bei Diplomarbeiten zu unterstützen. „Exkursionen, Fachvorträge – wir unterstützen, wo es einfach nötig ist", betont Robert Kowarik, Technische Beratung und Vertrieb bei Reflex.
Der VIZ und die VIZ Ingenieure freuen sich auf viele aktive Mitglieder, um unser Handwerk auch bei den Jugendlichen wieder attraktiv zu machen.

Erste Kooperationspartner ins Boot geholt

Im VIZ selbst wird eine Plattform für die Initiative geschaffen, damit sich Interessennetzwerk bilden kann. Dabei sollen die Kommunikation untereinander und der interdisziplinare Austausch für die Zusammenarbeit im Fokus stehen. Erste Gespräche zur Kooperation zwischen der Berufsschule Innsbruck, der HTL Jenbach und den Anlagenbauern Ortner und Bouvier wurden bereits erfolgreich geführt. „Der VIZ stellt sich hier koordinierend mit einem Netzwerk zu den Schulen entsprechend zur Verfügung", erklärt Viehmann.

Für Tirol konnten das Planungsbüro Smart Engineering mit Stefan Zeiler, das Planungsbüro Energieatelier mit Marco Casotti und in der Steiermark TBH Ingenieur mit Robert Pichler gewonnen werden – sie übernehmen die Patronanz der Ingenieurbüros. Somit kooperiert der VIZ nun nicht nur mit den Berufsschulen und HTLs in Österreich, sondern auch mit ausführenden Ingenieur*innen bei Anlagenbauern und Ingenieurbüros.

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„Wir in dieser Gruppe haben wie viele andere in der Branche die Notwendigkeit erkannt, ambitionierte junge Kräfte in die Gebäudetechnik zu bringen. Deswegen sind wir über alle Gewerke hinaus, über alle Rollen hinaus von der Planung bis zur Ausführung angehalten, diese Situation zu verbessern. Frei nach dem Motto, wer Früchte ernten will, muss Bäume pflanzen, wollen wir heute den Startschuss setzen und versuchen, die Situation in Tirol nachhaltig zu verbessern", wie Marco Casotti, der die VIZ Ingenieure in Folge in Tirol leiten wird, bei der Vorstellung der Initiative betont.

Das wollen die VIZ Ingenieure künftig bieten

  • Plattform für Seminare, Praktikumsplätze und Lehrstellen
  • Plattform für Schulungen, Vorträge und Koop.-Seminare
    • Lehrpersonal aus HTLs und Schulen mit Planungsbüros, Installateur*innen und Anlagenbauer*innen vernetzen
    • Ggf. Plattform für Unterlagen und Downloads
    • Kommunikationsplattform zwischen den betroffenen Stellen
    • Interdisziplinärer Austausch und Zusammenarbeit

Die Tiroler VIZ Ingenieure im Gespräch

Spricht man mit den Tiroler VIZ Ingenieuren so wird schnell klar, dass Leidenschaft hinter der Initiative steckt. Der Wunsch nach Ausbildungen mit mehr Praxis, die nahe am Markt ist, wird von mehreren Seiten geäußert, so auch von Alexander Oehm, Büroleiter Moser & Partner Ingenieurbüro: „Wir sollten die Ausbildung auch darauf hin optimieren, was die Wirtschaft braucht."

Die Kunst sei es zudem, Jugendlichen im Alter von circa 14 Jahren eine sehr komplexe Materie näherzubringen, findet Kowarik. „Wir müssen Lust auf Gebäudetechnik machen und das Feuer bei den Jugendlichen anzünden, das in jedem von uns brennt", appelliert er. Wie die Unterstützung der Berufsschulen und HTLs im Detail aussieht, wollen die VIZ Ingenieure an den jeweiligen Bedürfnissen ausrichten – ob örtlich aufgebaute Anlagen, Produkte, Spezialwissen oder Zugang zur Industrie, ganz nach dem Motto "Alles für den Nachwuchs".

Natürlich sind die einzelnen Unternehmen nicht abgeneigt, die Fachkräfte der Zukunft in ihren eigenen Reihen zu wissen, grundsätzlich soll die Initiative aber der gesamten Branche zu Gute kommen. „Wir leben ja voneinander", lacht Kowarik. Aber auch Realismus schwingt bei der Betrachtung des Fachkräftemangels mit. „Man hat sich inzwischen von der Idee einer schnellen Lösung verabschiedet", weiß Casotti. Daher wolle man es mit den VIZ Ingenieuren nun von der Basis aus angehen.

Es ist schade, dass den Beruf aktuell fast niemand mehr von der Pike auf lernen will.
Hubert Jungblut, Judo

Die nachkommende Generation zeichnet sich auch durch ihre digitale Affinität aus. Sogenannte "digital natives" würden von Haus aus mehr Grundlagen und Verständnis für Zukunftstechnologien wie BIM mitbringen, schätzt Stefan Zeiler. „Wir müssen gedanklich das neue Silicon Valley sein", bringt es der Geschäftsführer von Smart Engineering auf den Punkt. Es gelte nun, die Branche für nachkommende Arbeitskräfte attraktiv zu präsentieren.

Der Ruf der Gebäudetechnik liegt auch Hubert Jungblut, Fachberater bei Judo, am Herzen. Er hat selbst eine der Ausbildungsstätten, mit denen die VIZ Ingenieure nun kooperieren, absolviert und den Beruf „noch von der Pike auf gelernt". Schade findet er, dass der Beruf der Handwerker*innen und Installateur*innen nicht den Ruf genieße, den er verdiene. „Das Schönste, was es überhaupt gibt, ist doch das Ergebnis meiner Arbeit direkt vor mir sehen zu können", bekräftigt Jungblut.