Heizen mit Geothermie : Die Rückkehr der Erdwärme

Wärmepumpen werden die Gasabhängigkeit der Heizungstechnik beenden – und das kann deutlich schneller gehen, als heute noch angenommen wird. Entscheidend dabei wird sein, dass die Nutzung der Energiequelle Erde mittlerweile weit über die bisher bekannten Methoden hinaus möglich geworden ist. 

Dafür sorgen innovative Systeme vom schlanken Ringgrabenkollektor bis zum mächtigen Anergienetz, die vom Einfamilienhaus bis zum Stadtviertel skalierbare Lösungen bereitstellen. Doch das bringt nicht nur deutlich höhere Wirkungsgrade im Vergleich zur Luftwärmepumpe, sondern auch neue Möglichkeiten des netzdienlichen Betriebs und der passiven, freien Kühlung durch die Speicherquelle Erdreich: Es erfordert aber auch ein Umdenken bei Anlagenbauern und Auftraggebern. Im Rahmen von TGA Round Table beleuchtete ein Expertenpanel, warum die Erdwärme gerade jetzt eine Renaissance erlebt und welche Herausforderungen noch zu meistern sind.

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Die Erdwärme stand jahrzehntelang "im Schatten" der Luftwärmepumpe, das könnte sich nun langsam ändern. Das lag lange Zeit einerseits am Preis, andererseits am Wissen über die Energieeffizienz. Wie die Experten betonten, wird die Effizienz von erdgekoppelten Wärmepumpen häufig unterschätzt – und das vor allem durch Prüfdaten, die die Quellentemperatur unrealistisch auf 0 °C ansetzen. „Wenn man im Sommer, bei 30 Grad Außentemperatur und einer Bodentemperatur von plus 15 Grad eigentlich null Grad Energiequellentemperatur annehmen muss, dann ist das einfach nicht korrekt", betonte Heliotherm-Geschäftsführer Andreas Bangheri, der im Gespräch außerdem die neue Wohnungswärmepumpe Heliotherm Power Unit vorstellte.

Dazu komme, dass Erdwärme überall vorhanden und einsetzbar sei, wie Josef Köttl von Energie Quartier anmerkte: „Dass es oft nicht das Günstigste ist von der Investition, ist vielleicht der kleine Schatten dazu. Die Erdwärmepumpe ist aber das Gerät mit der längsten Lebensdauer und der größten Sicherheit." Außerdem sei das Problem der hohen Kosten im Neubau, wenn die Voraussetzungen stimmen, bereits gelöst, hakte Arne Komposch von WPplus ein: „Wir können vom Einfamilienhaus bis zum Gewerbeobjekt eigentlich Erdwärme zum Preis von Luftwärme anbieten." Vieles fällt dabei wieder auf die Beratungskompetenz der Installateur*innen zurück, die Kund*innen in der Beratung auch ruhig mehr bei der Hand nehmen können und „nicht nur Luftwärmepumpen machen, weil es jetzt einfach auf den ersten Blick möglich ist", wie der Haustechnik-Komplettanbieter Thomas Muggenhumer ergänzte.

>>> Kalte Nahwärme wird heiß

Ein weiterer Aspekt war die Frage nach praktikablen Lösungen für eine breite Anwendung der Erdwärme – insbesondere in flächendeckenden Projekten. Tiefenbohrgeräte sind bekanntlich teuer – Alternativen wie der Ringgrabenkollektor rücken damit in den Fokus. Diese Technologie bietet eine einfachere und kostengünstigere Möglichkeit, Erdwärme zu nutzen – ideal etwa für Wohnquartiere, die ohne zentrale Fernwärmeanbindung auskommen müssen. 

Gerade dort eröffnet auch die "kalte Nahwärme" neue Perspektiven. Anders als bei der klassischen Fernwärme sind die Leitungsverluste minimal, da keine hohen Temperaturen transportiert werden müssen. Das Rohrmaterial ist zudem deutlich günstiger. Diese Lösung wird als komplementäres Konzept zur Fernwärme in Städten wie Wien bereits diskutiert.

⇨ Die vollständige Diskussion gibt einen tiefen Einblick in die Chancen und Herausforderungen der Erdwärme und macht deutlich: Dieser schlafende Riese ist bereit, aufzuwachen.

Andreas Bangheri von Heliotherm, Arne Komposch von wp-plus.at, Josef Köttl von der Energie Quartier GmbH und Thomas Muggenhumer von Muggenhumer Energiesysteme diskutierten unter der Moderation von TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits. Die Experten zeigten Anwendungsbeispiele für die derzeit energieeffizientesten Lösungen, sprachen über die gewinnbringenden Möglichkeiten für Installateur*innen und Betreiber*innen und zeigten, was es braucht, um innovative Systeme wirklich überall umsetzen zu können.