Forschung : Geothermie kaskadisch nutzen
Steyr, Gmunden und St. Martin im Mühlkreis rücken in den Fokus der Wissenschaft: Im aktuellen NEFI-Projekt "CASCADE" wird das geothermische Potenzial der oberösterreichischen Städte in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Wohnbau mit stufenweiser Wärmenutzung bis Ende 2025 untersucht.
Diese innovative Wärmenutzung ermöglicht es, die erzeugte Wärmeenergie nicht nur einmal zu verwenden, sondern in aufeinanderfolgenden Stufen oder "Kaskaden" für verschiedene Zwecke, von der Wärme für die Industrie bis hin zur Gebäudeheizung, mit abnehmender Temperatur einzusetzen. Dadurch ist eine bessere Gesamtnutzung der Wärme möglich und der Energieverbrauch sinkt.
„Mit der kaskadischen Wärmenutzung wird das volle Potenzial von geothermischen Ressourcen ausgeschöpft: von der Versorgung von Industriebetrieben mit Hochtemperaturwärme aus der tiefen Geothermie bis hin zur Weiterverwendung der Restwärme in Niedertemperatur-Wärme-/Kältenetzen für Wohnen und Gewerbe", erklärt Edith Haslinger, Projektleiterin am Austrian Institute of Technology (AIT).
Industrieller Einsatz für Erdwärme
Der Verarbeitungsprozess von Milch in großen Molkereien benötigt etwa viel Energie für die Erhitzung und Kühlung der Milchprodukte. In der Gmundner Molkerei entsteht mit dem Einsatz von Geothermie eine Win-Win-Situation für den Produktionsprozess als auch für die Wärmeversorgung der Stadt. Im Projekt "CASCADE" wird der Einsatz von Geothermie für die Versorgung der Produktionsanlagen genutzt und kaskadisch nach Versorgung der Molkerei in das Gmundner Wärmenetz integriert.
Bürgermeister Stefan Krapf ergänzt: „Der aktuelle Wissenstand lässt bei uns in der Tiefe ein beachtliches Wärmepotential erwarten, das es zu nutzen gilt!" Das Projekt solle also dabei unterstützen, eine klimafreundliche Wärmeversorgung für Gmundner Betriebe, Haushalte sowie öffentliche Gebäude zu realisieren.
Brauen mit Geothermie
In Steyr liegt daher der Projektfokus auf die Integration von Geothermie in das Wärmenetz, wobei die spezielle Herausforderung in der Versorgung des historischen Gebäudebestandes besteht. „Eine Nutzung von Geothermie für Industrie und Fernwärme hätte gerade in einer Industriestadt wie Steyr extrem positive Effekte. Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein. Geothermie kann ein wesentlicher Schlüssel dazu sein", betont Katrin Auer, Stadträtin der Stadt Steyr.
Die Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis dient im Rahmen des Forschungsprojekts dazu, die Umstellung des energieintensiven Brauprozesses auf die Nutzung von Geothermie und weitere Energieeffizienzmaßnahmen zu realisieren. „Das Thema Energieversorgung ist für einen kleinen, privat geführten Betrieb, wie die Brauerei Hofstetten, von zentraler Bedeutung. Wir haben zum Beispiel 2016 ein neues, effizientes Sudhaus errichtet, das durch Wärmerückgewinnung 50 Prozent der Primärenergie einspart“, erklärt Peter Krammer, Eigentümer der Brauerei Hofstetten. Um noch nachhaltiger zu werden, sei in den nächsten Jahren ein Umstieg auf klimafreundliche Prozesswärme geplant.
Über das Projekt "CASCADE"
Das CASCADE-Konsortium unter Leitung des AIT-Austrian Institute of Technology vereint Partner aus unterschiedlichen Bereichen wie Forschung, Gemeinden, Planung und Industrie: RED Drilling & Services, RAG Austria AG, SIRIUS-ES Handels GmbH, Stadt Steyr, Montanuniversität Leoben (Lehrstuhl für Energieverbundtechnik), Gmundner Molkerei GmbH, Energie AG, Brauerei Hofstetten Krammer GmbH & Co KG, Stadtgemeinde Gmunden.
Das New Energy for Industry (NEFI)-Projekt wird aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen der Vorzeigeregion Energie mit insgesamt 30,2 Mio. Euro gefördert, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).