Energie sparen : Alpenvereinshütten: Vorbilder für nachhaltigen Betrieb?
Der Österreichische Alpenverein betreibt 231 Hütten mit dem Ziel, diese zu vorbildlichen Beherbergungsstätten im Hinblick auf eine ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung zu entwickeln. Besonders zu Zeiten, in denen Energiesparen zum Gebot der Stunde wird, kann man von den Inseln im Gebirge einiges lernen. „Aus ökologischer Sicht sind unsere Hütten vorbildlich. Erstens aus Überzeugung, zweitens aus der Mangelsituation und den erschwerten Bedingungen am Berg heraus. Wir hoffen, damit auch eine Inspiration für die ‚normalen‘ Gastro- und Unterkunftsbetriebe unten im Tal zu sein“, erklärt Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins. Aufgrund der Insellage der Hütten in weitgehend unerschlossenen Gebieten ist der Vorsatz, den Energieverbrauch zu minimieren, bei Planung und Erhalt von Schutzhütten ein ständiger Begleiter.
Keine fossile Energieversorgung
Über den aktuellen Strompreis und die Gasknappheit müssen sich die meisten Alpenvereinshütten keine Sorgen machen. „Beheizt werden unsere Schutzhütten in Extremlage in der Regel weder mit Erdöl noch mit Gas. Wir fördern keinerlei fossile Energieträger und sehen zum Beispiel keine Raumheizung in Schlafräumen vor. Die Standardkonfiguration zur Energieversorgung auf Hütten ist ein netzunabhängiges, hybrides System aus PV-Anlage und Batterien, wenn möglich ein Kleinwasserkraftwerk und/oder rapsölbetriebene Blockheizkraftwerke samt Kraft-Wärmekopplung aus Kühlwasser und Abgasen als Redundanz“, führt Doris Hallama, Alpenvereins-Vizepräsidentin, aus.
Für die Warmwassergewinnung wird ebenfalls entweder solarthermisch, mit Überschussstrom aus der PV-Anlage oder mittels Wärmeauskopplung aus einem Holz- oder Pelletofen gearbeitet. Zur Förderung des Engagements im Bereich Umweltschutz wird seit 1996 das renommierte Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten verliehen. Dieses Jahr durften sich Vertreter*innen der Zweigvereine Alpenverein TK Windischgarsten und des Alpenverein Austria über die Auszeichnung freuen: Die Zellerhütte (Totes Gebirge, 1.575 m) und die Voisthalerhütte (Hochschwabgruppe, 1.654 m) wurden für ihr ökologisches Engagement ausgezeichnet.
Die Zellerhütte
Die kleine Hütte mit 26 Schlafplätzen liegt am Anstieg zum Warscheneck inmitten eines Lärchenwaldes. Sie wurde 1901 erbaut und im Frühjahr 2018 saniert. „Die Kriterien für das Umweltgütesiegel erfüllt die Zellerhütte auf vorbildliche Art und Weise, alle Musskriterien werden erfüllt, von den möglichen 75 Punkten bei den Sollkriterien werden sogar hervorragende 70 Punkte erreicht“, zeigt sich Hallama erfreut.
Während die urigen Holzstube mit dem Kachelofen beheizt wird und so für den klassischen Charakter einer Bergsteigerhütte sorgt, hat die Hütte seit der Modernisierung 2018 ein hoch technologisiertes Herz: „Das Energiekonzept ist schlüssig und funktioniert mit PV-Anlage und Blockheizkraftwerk auf Pflanzenölbasis einwandfrei. Die Hüttenpächter beschäftigen sich sehr stark mit der Technik und können Verbräuche plausibel erklären, nachvollziehen und entsprechend reagieren“, so Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten, Wege & Kartographie.
Die Voisthalerhütte
Unter den Mauern des Hochschwab liegt die Voisthalerhütte des Alpenverein Austria am Beginn des Hochtals Obere Dullwitz. Die alte Voisthalerhütte thronte dort bereits seit 1898, nach über 120 Jahren konnte die Gebäudesubstanz aber angesichts ihres baulichen Zustandes und den heute gültigen gesetzlichen, technischen und hygienischen Auflagen nicht mehr in einem wirtschaftlichen Sinne saniert werden. Nach der Wettbewerbsauslobung 2018 wurde der Ersatzbau der Voisthalerhütte geplant. Der Holzmassivbau entspricht nun energetisch und bautechnisch den aktuellen Standards. Die neue Voisthalerhütte mit 48 Schlafplätzen ist seit August 2021 in Betrieb.
„Aufgrund der Wasserknappheit im Karst und der entsprechenden Bewusstseinsbildung wurden in der neuen Hütte keine Gästeduschen errichtet. Die Trinkwasserversorgung erfolgt durch eine neu errichtete Quellfassung samt vergrößerten Wasserreservoiren im Westen des Gebäudes“, erklärt Unterberger. Die Abwasserentsorgung erfolgt über eine vollbiologische Kläranlage mit anschließender Versickerung.
Auch in Sachen Energieversorgung ist der Neubau autark: „Das flache Pultdach wurde für den maximalen Sonneneintrag zweiseitig geneigt ausgerichtet und trägt eine entspiegelte PV-Anlage mit einer Leistung von 22 kWp und Pufferbatterien“, informiert Unterberger. Da es in den Saisonrandzeiten zur Verschattung durch die umliegenden Gebirgskämme kommt, wird die PV-Anlage durch ein neues Kraft-Wärmekopplung unterstützt. Dieses ersetzt ein altes Dieselaggregat, das einen Verbrauch von rund 1.700 Liter Diesel jährlich verursachte.
Gut zu wissen: Über das Umweltgütesiegel
Die Voraussetzungen des Umweltgütesiegels erfüllen umweltgerechte Bewirtschaftung, geregelten Wasserverbrauch und sparsamen Energieeinsatz. Um das Umweltgütesiegel zu erhalten, sind Faktoren wie Energieeffizienz und -versorgung, Abwasserbehandlung, Abfallvermeidung und -entsorgung oder auch eine sauber gehaltene Hüttenumgebung ausschlaggebend. Alle Neuinvestitionen in Ver- und Entsorgungsanlagen sind dabei dem aktuellen Stand der Technik angepasst, um einen geringstmöglichen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.