WEBUILD Energiesparmesse Kompakt : Rückkehr zur „Messenormalität“
Nach dem Pandemie-bedingten Ausfall der WEBUILD Energiesparmesse Wels im Jahr 2021 freuen sich viele wieder die Rückkehr zur „Messenormalität“. Rund 250 Ausstellende bei der um einen Monat verschobenen Frühjahrs- und Kompakt-Edition zeigen, dass die Präsenzmesse und Live-Kontakt zu den Installateur*innen geschätzt werden. Besonders im Heizungs- und Energiebereich biete die WEBUILD Energiesparesse auch dieses Jahr wieder einen österreichischen Marktüberblick, freut sich Messedirektor Mag. Robert Schneider. „Aber auch im Sanitär- und Installations-Technik-Bereich sind eine Reihe von namhaften Herstellenden vertreten. Zahlreiche Fachveranstaltungen und Branchentreffs machen die Messe zum ersten Treffpunkt der SHK-Branche seit fast zwei Jahren", so Schneider. Bei der Eröffnungspressekonferenz ergänzt er mit Blick auf die aktuellen Krisenherde noch, dass Energiesparen inzwischen zur wirtschaftlichen Notwendigkeit geworden sei und bedankt sich bei den Ausstellenden für ihr Vertrauen.
Aufwärtstrend für die Branche
Als einer der führenden Großhändler erläutert Mag. Hans-Peter Moser, gf. Gesellschafter der GC-Gruppe Österreich, dass sich die Baubranche nach wie vor in einem Aufwärtstrend befinde: Niedrige Zinsen und hohe Mengen an Erspartem durch das Coronavirus hätten dazu geführt, dass die Menschen in ihr Zuhause investiert haben. Hinzu kommt, dass das eigene Zuhause als heimeliger Rückzugsorgt noch stärker an Bedeutung gewonnen hat, das Badezimmer wird zu einer zentralen Wohlfühloase im Eigenheim.
Entwicklung im Großhandel
Die Nachfrage nach den Dienstleistungen professioneller Installateur*innen ist sehr hoch, gleichzeitig herrscht Rohstoffknappheit. Anfang des Jahres entspannte sich die Situation etwas - dann kam der Ukraine-Krieg. Auch dazu bezieht die WEBUILD Energiesparmesse in einer Aussendung klar Position: „Diese Zäsur in der europäischen Nachkriegsordnung ist eine humanitäre Katastrophe gewaltigen Ausmaßes, die über alle Maße betroffen macht."
Die Folgen der wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland sowie die hohen Energiepreise betreffen den gesamten Großhandel. Hier sieht Moser den Großhandel sieht er in der Pflicht, für Verfügbarkeit zu sorgen: „Wir versuchen sicherzustellen, dass unsere Installationspartner*innen verlässlich mit Waren beliefert werden." Er unterstreicht zudem, dass das Volumen der zu bewältigenden Arbeit auf Seiten der Installationspartner*innen steigt, gleichzeitig seien aber qualifizierte Mitarbeiter*innen schwer zu finden. „Fachkräftemangel erleben wir quer durch alle Branchen. Unsere unterstützende Antwort als Großhandel darauf ist Digitalisierung: Wir stellen digitale Werkzeuge zur Verfügung, mit denen unsere Installationspartner*innen Zeit und Geld sparen“, betont Moser.
Blick auf die Installateur*innen
In Österreich gibt es über 6.500 Installationsbetriebe, die mehr als 31.000 Arbeitgebende und Angestellte beschäftigen und an die 4.500 Lehrlinge ausbilden. Inklusive EPUs und Eigentümer*innen sind somit ca. 45.000 Fachhandwerkende in der Branche tätig – aber wir brauchen deutlich mehr qualifizierte Mitarbeiter. Um die Installateur*innen bei der Suche nach geeigneten Fachkräften zu unterstützen, hat die Bundesinnung eine eigenen Informationsplattform mit einer Lehrstellenbörse ins Leben gerufen. Das Ganze ist unter meinelehre.at aktiv.
War 2021 trotz Pandemie schon ein sehr gutes Jahr mit Umsatzerlösen von ca. 5,6 Mrd. Euro, so erwartet die Branche für 2022 eine mögliche weitere Steigerung. Die Auftragsbücher sind voll, aktuell kann es zu mehrmonatigen Wartefristen kommen. 2021 kamen die österreichischen Installateure auf einen Produktionswert von 5,5 Mrd. Euro. „Für komplizierte Angebote und langfristige Preisverhandlungen fehlt uns manchmal die Zeit, auch wenn es so manche Kund*innen nicht verstehen. Die Corona-bedingten Ausfälle vieler unserer Mitarbeitenden machen uns immer noch schwer zu schaffen“, erklärt Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker KR Ing. Michael Mattes.
Alternativen zu russischem Gas
„Aktuell möchten viele Kund*innen aufgrund der hohen Gaspreise sofort auf ein günstigeres und sicheres System umsteigen“, berichtet Mattes aus der aktuellen Praxis. Vor allem im städtischen Bereich müssen Kund*innen nach kurzer Recherche aber häufig feststellen, dass der Umstieg auf Fernwärme das Grundproblem nicht löst: Falls es Anschlusskapazitäten gibt, muss trotzdem mit steigenden Preisen gerechnet werden, weil Fernwärme im Winter ebenfalls überwiegend mit Gas produziert wird. Oft wird bei den Installateur*innen als Alternative auch die Wärmepumpe mit Photovoltaik angefragt. Der Wunsch der Konsument*innen ist, mit dem selbstproduzierten Strom sicher und billig zu heizen. Was jedoch im Einfamilienhaus – sowohl im Neubau als auch im gut sanierten Altbaubereich – eine gute Lösung ist, muss nicht unbedingt für Wohnungen im Geschossbau geeignet sein.
Eine weitere Alternative stellt Grünes Gas dar. Dafür sollte im Sommer so viel Strom wie möglich erneuerbar produziert werden, der dann anstatt abgeregelt zu werden, in Wasserstoff umgewandelt wird und dann z.B. in Gaslagerstätten aufbewahrt, ins Gasnetz eingespeist oder mit CO2 methanisiert wird. „Wir fordern dringend Förderungen für die Produktion von Wasserstoff und die Förderung des Umstiegs auf Brennwertgeräte und Wärmepumpen die 'Green Gas Ready' sind - zumindest als Teil von Hybridsystemen", so Mattes. „Zwänge und Verbote sind damit in einer demokratischen Gesellschaft entbehrlich – ganz besonders Technologieverbote“, ergänzt Dr. Elisabeth Berger als Moderatorin und Geschäftsführerin der VÖK.
Aktuelle Zahlen zum Heizungsmarkt
Das Jahr 2021 hat die Heizungsindustrie vor allem im Bereich der Lieferkette vor große Herausforderungen gestellt, die Nachfrage war jedoch rege. „Die Menschen waren viel zu Hause, Urlaube waren nicht planbar und die Zinsen auf der Bank nicht erkennbar, die Zeitungen voll von tollen Förderschienen", führt Ing. Mag. Dr. Ernst Hutterer als Vorstand der Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten (VÖK) und Eigentümer von Fröling aus.
Holzheizungen konnten den höchsten Zuwachs von plus 38 Prozent verzeichnen und 18.000 Anlagen absetzen - rund 70 Prozent davon sind Pelletanlagen. Mit einem Plus von 23 Prozent konnten außerdem 32.000 Wärmepumpen verbaut werden, dabei ist die Luft-Wärmepumpe am beliebtesten. Auch die Nachfrage bei Gasheizungen war 2021 auf hohem Niveau und mit 4 Prozent leicht im Plus – 47.000 Geräte waren es nach exakter Periodenzurechnung schlussendlich. „Hier dominieren mit 87 Prozent Gaswandgeräte – der Klassiker im städtischen Mehrgeschosswohnbau. Da kommen auch die meisten Anfragen, auf welche Alternative man umsteigen kann und hier ist das auch am schwierigsten. Von einer Gasbrennwerttherme mit einem saisonalen Wirkungsgrad von rund 90 Prozent auf Fernwärme mit Wirkungsgraden um die 50 Prozent umzusteigen ist wohl mäßig sinnvoll. Aber wir brauchen ja auch in den nächsten Jahren noch Herausforderungen. Hierzu zählen wir ganz sicher auf die Optionen von Biogas und Wasserstoff“, erklärt Hutterer. Ölkessel sind mit minus 13 Prozent weiter rückläufig auf niedrigem Niveau; 2021 waren es noch 2.600 Anlagen, die erneuert wurden. „Das Bestandspotential ist aber mit 400.000-500.000 Anlagen noch enorm und wird uns die nächsten Jahre gut beschäftigen“, so Hutterer.