Aus TGA 3: Interview : Trinkwasser - ein heißes (kaltes) Thema

Andreas Greif
© TGA Redaktion

Das Ingenieurbüro Ökoenergie Greif GmbH ist ein in Steinhaus bei Wels ansässiges Ingenieurbüro für den haustechnischen Bereich, das vornehmlich im Gewerbebereich tätig ist. Gegründet wurde es von Andreas Greif im Jahr 1985. Andreas Greif ist ein Mensch, der sich nicht mit Großprojekten und Expansionsgedanken rühmt, auch wenn solche Projekte ausgeführt wurden, sondern mit vier Mitarbeitenden den Bodenkontakt nie verloren hat. Sein Naheverhältnis zur Kunst spiegelt sich in den Bildern, die die Büroräume schmücken und Bezug zu seinem Beruf haben, wider. Seine Meinung zu Themen, die die Branche beschäftigen, schildert er in diesem Interview.

TGA: Der Name Ihres Ingenieurbüros „Ökoenergie Greif GmbH” war von jeher zukunftsweisend und gibt eine klare Richtung vor. Heißt das auch, dass Sie Planungsaufträge mit fossiler Energie ablehnen?

Andreas Greif:
Nein, sicher nicht, dann gäbe es mich schon lange nicht mehr. Ich habe mich von jeher als „Weltverbesserer” gesehen und Energiesparen auf meine Fahnen geheftet. Schon 1982 habe ich den Begriff „Ökoenergie“ geprägt, aber leider nicht schützen lassen. Die Erfahrung im Beruf zeigt, dass für viele die Kosteneinsparungen wichtiger sind als das Energiesparen.

Wann wurde Ihr Ingenieurbüro gegründet und welche Bereiche decken Sie ab?

Greif:
Die Gründung meines Ingenieurbüros fand 1985 statt. Anfangs haben wir außerhalb von Fernwärmegebieten vornehmlich Gas-Brennwertkessel oder Flüssiggasanlagen geplant, aber bisher nur zwei Ölkessel. Heute sind wir fast ausschließlich im erneuerbaren Energiebereich tätig, aber immer mit Fokus auf Energiesparen und erneuerbare Energie. Elektroanlagen werden von uns nicht geplant. Hier sind wir in langjähriger Kooperation mit zwei Elektroplanern.

Haben Sie ein Spezialgebiet, auf dem Sie die meiste Erfahrung mitbringen?

Greif:
Vornehmlich sind wir im Gewerbebereich tätig, weniger im Hausbereich. Hier planen wir die gesamte Haustechnik, wobei die Biomasse einen hohen Stellenwert einnimmt, aber auch Wärmepumpen mit Tiefensonden. Der Schwerpunkt liegt in der Projektentwicklung mit der Beratung der Architekt*innen und Bauherr*innen hinsichtlich Gebäudestruktur, Bauphysik und Anlagenkonfiguration mit dem Ziel der Lastvermeidung und Optimierung der benötigten Anlagen.

Apropos Wärmepumpen, diese wie auch Photovoltaik verzeichnen in den letzten Jahren große Zuwächse. Wie wirkt sich dieser Trend auf Ihr Unternehmen aus?
Greif: Auf dem Gebiet der Photovoltaik sind wir vornehmlich beratend tätig, die Planung erledigen die Elektroingenieurbüros.

Solarkollektoren können an diesem Boom leider noch nicht mitnaschen. Wie sehen Sie das?

Greif:
Die Kosten sind einfach gegenüber Photovoltaik zu hoch, allein weil die Photovoltaik in den letzten Jahren viel billiger geworden ist. Ein Beispiel: Eine Investition von 1.000 Euro ergibt bei einer thermischen Solaranlage einen Ertrag von 21 Euro pro Jahr. Demgegenüber erbringt bei gleicher Investitionssumme eine Photovoltaikanlage 220 Euro pro Jahr, also circa den zehnfachen Ertrag.

Wasser ist das Generalthema dieser Ausgabe der TGA. Worauf ist bei der Wasserinstallation besonders zu achten?

Greif:
Ich behaupte, es macht keinen Sinn Wasser zu sparen, wenn dann für die Hygiene ein höherer Spülbedarf entsteht. Es gibt hierfür zwei Gründe. Wasser kommt oft zu warm an der Verbrauchsstelle an, da die Leitungen von den Wasserversorgern nicht mehr tief genug im Erdreich verlegt und die Wege zu lang werden und zudem im Haus oft in warmen Schächten geführt werden. Zum anderen tritt besonders in Büro- und Hochhäusern eine Stagnation ein, die die Ausbreitung von Keimen fördert. In beiden Fällen ist ein Spülen der Leitungen unbedingt notwendig. Die EN 806, Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen, gibt den Abstand von warmen zu kalten Leitungen an, was leider oft nicht beachtet wird. Wenn man bedenkt, dass der Anteil von Trinkwasser zu Brauchwasser gerade einmal einen Prozent ausmacht, wäre eine Trennung durchaus sinnvoll ( Trink- und Grauwassernetz) und man könnte sich dadurch eine Aufbereitung von 99 Prozent des Grauwasseranteils sparen.

Ist die Aussage von der Umweltministerin Leonore Gewessler, 1 Million Dächer in Österreich mit Photovoltaikmodulen auszustatten, für Sie realistisch?

Greif:
Hier gibt es wohl einige Hürden zu nehmen. Es beginnt mit Lieferschwierigkeiten der Module und endet beim Mangel an Arbeitskräften bzw. Kapazitäten der Firmen. Derzeit scheitern viele Anträge durch das beschränkte Förder-Zutritt-System per Internetantrag.

Hat sich mit BIM an dem Dreierverhältnis Architekt, Planer, Ausführender Ihrer Meinung nach etwas geändert?
Greif: BIM ist für uns zurzeit noch kein Thema, es wird auch im Baugewerbe noch nicht angewendet bzw. darüber gesprochen. Sollte es akut werden, sind wir darauf vorbereitet. Projekte mit Lüftungsanlagen planen wir grundsätzlich in 3D.

Gibt es nach wie vor die Diskrepanz zwischen Bestbieter und Billigbieter?
Greif: In Wahrheit gibt es nur Billigbieter. Es geht immer nur ums Geld.