Kommentar : Wieso die TGA die Immobilienpreise thematisiert

Im Herbst 2024 hörte ich bei der jährlichen ÖVKT-Tagung einen Vortrag von Sepp Schellhorn. Der Marktwirtschafts-Verfechter und Chef der neoliberalen Agenda Austria nannte dabei die Immobilienpreis-Entwicklung als große Ausnahme unter ansonsten konstant sinkenden Preisen für Konsum- und Investitionsgüter: Während vor 20 Jahren eine 65 m2-Wohnung im Schnitt noch vier Median-Jahresgehälter kostete, seien es heute mehr als sieben Jahresgehälter. Das sei eben die einzige Ausnahme: Für Urlaubsreisen, Restaurantbesuche, Wohnungseinrichtung oder Autokäufe müssten die Menschen in Österreich ansonsten durch die Bank weniger Arbeitszeit aufwenden als früher.
Wenige Tage später nannte Thomas Ritt, bei der Arbeiterkammer Wien für Bau- und Wohnpolitik verantwortlich und sozusagen das ideologische Gegenstück zur Agenda Austria, in einer Pressekonferenz ganz ähnliche Zahlen: Die Immobilienpreise hätten sich in den vergangenen 20 Jahren, gerechnet auf den VPI und das Medianeinkommen, fast verdoppelt.
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Datenjournalistische Antworten
Wenn also zwei Experten von völlig unterschiedlichen weltanschaulichen Ufern von denselben überraschenden Zahlen ausgehen, um daraus völlig unterschiedliche Schlüsse zu ziehen: Das ist doch einen genaueren Blick wert, dachte ich mir. Denn die Rezession in Österreich und die schwierige Marktlage der TGA-Anbieter hat nach ebenso übereinstimmender Meinung aller Gesprächspartner vor allem mit dem seit 2022 plötzlich fehlenden Wohnbau zu tun: Das Zusammentreffen von KIM-Verordnung, Inflation und Energiepreisanstiege haben die rege Bautätigkeit ohne Zweifel abgewürgt.
⇨ Doch warum war das Bauen und vor allem das Kaufen von Häusern und Wohnungen schon vorher so überproportional teuer? Was können wir aus der Entwicklung lernen? Und vor allem: Wie geht es weiter?
Dominique Otto hat sich dieses Themas mit großer datenjournalistischer Sorgfalt hier angenommen, die Daten der Vergangenheit umfassend aufbereitet und die vielen Schrauben aufgelistet, die man jetzt drehen könnte.
Was meinen Sie: Fehlt in dieser Aufstellung etwas, das Ihnen wichtig erscheint? Über welche Aspekte wollen Sie noch mehr wissen (wir sitzen da auf einem wahren Datenschatz, den wir hier nur auszugsweise wiedergeben können)? Wie soll es nun weitergehen? Worauf werden Sie sich selbst konzentrieren, wo erwarten Sie einen Aufschwung?
Schreiben Sie mir! Wir werden an dem Thema dranbleiben, ihre Anregungen und Fragen sind herzlich willkommen.