Entwässerung im Mehrgeschossbau : Anschließen in der verbotenen Zone

„Innovation ist nie in der Norm", so Harald Hofko, Produktmanager und Schulungsleiter, Geberit Österreich.

„Innovation ist nie in der Norm", so Harald Hofko, Produktmanager und Schulungsleiter, Geberit Österreich.

- © Geberit

Die Ausgangslage ist bekannt: Bisher musste für die Entwässerung im Mehrgeschossbau eine anschlussfreie Zone im Erdgeschoss berücksichtigt werden. Die Abwasserrohre mussten mit Umgehungsleitungen belüftet werden, um Überdruck im Rohr zu vermeiden, 45°-Bögen lenkten das Abwasser um, und für den Anschluss der horizontalen Leitungen war Gefälle nötig.

Das kostet Material und Platz, galt aber als physikalisch nötig und ist in der ÖNORM B 2501 für Entwässerungsanlagen detailliert beschrieben. Bis jetzt: Mit April 2024 bringt Geberit mit „Silent-Pro Supertube“ ein System auf den Markt, dass die „verbotene Anschlusszone“ vergessen lassen wird.

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Rotation verhindert Überdruck

Die Physik hat Geberit dabei nicht verändert, sagt Harald Hofko, Produktmanager und Schulungsleiter bei Geberit. Der Clou ist ein anderer: Der Überdruck wird durch Flüssigkeitsrotation verhindert. Die „Carve-Abzweigungen“, die anstelle der bisherigen Bogenabzweige eingesetzt werden, versetzen das Wasser in eine Drehbewegung und garantieren die Entwässerung durch eine rotierende Strömung entlang der Innenseite des Rohres.

So ist in der Mitte genug Platz für eine durchgehende Luftsäule, was den Überdruck verhindert und Anschlüsse ohne Umgehungsleitung auch im Erdgeschoß möglich macht. Außerdem steigt dadurch die Entwässerungsleistung, sodass schlankerer Rohrdimensionen als bisher möglich werden. Dass kein Gefälle und weniger Material für Brandabschottungen nötig werden, sind sozusagen willkommene Nebeneffekte des neuen Systems.

Geberit Silent Pro Super Tube
© Geberit
Innovation ist nie in der Norm.
Harald Hofko, Produktmanager und Schulungsleiter, Geberit Österreich

Gutachten zur Bestätigung

Aber was ist mit der B 2501, die eine „verbotene Anschlusszone“ und Umgehungsleitungen explizit zum Stand der Technik erklärt? „Innovation ist nie in der Norm“, so Hofko, der zahlreiche Beispiele für Technologien aufzählen kann, für die nach dem Beweis der Praxistauglichkeit die Norm geändert wurde. Dabei betont er, dass es sich bei technischen Richtlinien ja nicht um gesetzliche Vorschriften handelt, sondern sozusagen eine Empfehlung auf freiwilliger Basis ist.

Sofern die Einhaltung einer Norm nicht vertraglich explizit festgelegt wird, bleibt den Fachleuten die freie Entscheidung bei der Wahl des Systems. Aber selbstverständlich habe Geberit für Silent-Pro Supertube auch Expert*innenmeinungen eingeholt. So bestätigt der TÜV Rheinland-Pfalz, dass das auf Flüssigkeitsrotation beruhende Entwässerungssystem die bessere Lösung als der Einbau einer Umgehungsleitung ist. Und Dr. Rudolf Kunesch, anerkannter Gerichtssachverständiger für die gesamte Gebäudetechnik aus Oberösterreich, hat in seinem Gutachten ebenfalls die Funktionstauglichkeit des Systems bestätigt.

Praxiseinsatz seit Herbst 2023

Im Einsatz ist Silent-Pro Supertube bereits seit Herbst 2023 in einem Mehrgeschossgebäude in Wien. Dabei ließen sich Laborwerte und rechnerischen Vorteile auch in der Praxis nachweisen: Eine Entwässerungsleistung von 6 l/s und die komplette Raumausnutzung im Kellergeschoss durch nahe an der Decke geführten Umlenkungsbögen ohne Gefälle über 6 Meter hinweg sind die beiden hervorstechendsten Vorteile in der Praxis.

Geberit Silent Pro Super Tube
© Geberit