Meinung : Gebäudetechnik im Lebenszyklus: (Re)Use it!

TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits
© WEKA Industrie Medien

Wegwerfen ist nicht meins. „Hast Du eigentlich auch Schuhe ohne Löcher?“, fragte mich zu Ostern der Bruder meines Patenkinds – zum Gaudium seiner Eltern, die über meine Angewohnheit, nicht mehr bürotaugliche Kleidung in der Freizeit aufzutragen, seit Jahren lachen. Nochmal eine neue Sohle drauf, dann hält das schon noch zwei Jahre ...

Der Kreislaufwirtschaft bringt diese private Müllvermeidung wenig. Einerseits, weil es jenes leicht schrullige Image befördert, das „Repair and Re-Use“ hat: Geflickte Kleidung, altmodisches Design, abgestoßene Ecken. Andererseits, weil das individuelle Verlängern der Lebenszeit von Gebrauchsgegenständen, der persönliche Versuch eines Ausstiegs aus der Wegwerfgesellschaft, volkswirtschaftlich irrelevant ist.

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Die Bauwirtschaft ist nämlich entscheidend für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft. 75 Prozent des gesamten Müllaufkommens stammen vom Bau. Zwei Drittel davon sind der Bodenaushub, der bisher kilometerweit zur Deponie geführt werden musste. Da gibt es jetzt ein bisschen Hoffnung dank eines EU-Höchstgerichtsurteils, wonach Bodenaushub unter bestimmten Umständen nicht mehr zwingend als deponiepflichtiger Müll zu sehen ist, sondern weiterverwendet werden darf. Ob ganze Lastwagenzüge kilometerweit zur nächsten Deponie fahren müssen oder ob der Bodenaushub in Baustellennähe genutzt werden darf, kann schon mal einen Riesenunterschied machen.

Alles, was am Bau sonst noch in die Mulde fliegt, bildet unseren zweitgrößte Müllberg – mit großem Abstand zum Haushaltsmüll. Hier die Lebensdauer von Bauprodukten und Geräten zu verlängern, die Reparatur und die Weiterverwendung durch wartungsfreundliches Produktdesign zu erleichtern, bringt unvergleichlich mehr als jede persönliche Wegwerfvermeidung.

Hier finden Sie einige der wenigen Beispiele für „Second-Life“-Initiativen in der Gebäudetechnik, die diesen Gedanken in echte Geschäftsmodelle überführen. Darüber hinaus lesen Sie auch sehr deutliche Kritik eines namhaften Vordenkers an den Gepflogenheiten unserer Branche: Lieber noch einen Sensor rein in das neue Gerät und IoT-ready draufschreiben, anstatt sich über die Verlängerung der Lebensdauer Gedanken zu machen: Elektroschrott ist der am schnellsten wachsende Müllberg! Wie sehen Sie das? Das interessiert mich: klaus.paukovits@industriemedien.at