Energiewende und Erneuerbare in Österreich 2025 : Akzeptanz von erneuerbaren Energieprojekten auf Allzeittief

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Die Klimakrise als Konzept trifft bei den Österreicher*innen auf mehr Akzeptanz als konkrete Erneuerbaren-Projekte in ihrer Nachbarschaft – das zeigt eine aktuelle Studie.

- © VectorMine - stock.adobe.com

WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie haben das zehnte Jahr in Folge die Einstellung der Österreicher*innen zu erneuerbaren Energien erhoben. Während die Akzeptanzwerte zu erneuerbaren Energieprojekten auf dem tiefsten Wert seit Studienbeginn 2015 sind, bestätigt die repräsentative Umfrage gleichzeitig, dass die österreichische Bevölkerung den Klimawandel als das drängendste Problem der nächsten Jahrzehnte erkennt. 

Während die Klimakrise zwar breit akzeptiert wird, ändert sich die Einstellung der Befragten, wenn es um reale Projekte in der Nähe der eigenen Gemeinde geht. „Die Umfrageergebnisse zeigen eine sinkende Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte. Die beliebteste Technologie bleibt Photovoltaik, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen. Die Zustimmungswerte bei der Windkraft liegen aber weiterhin unter zwei Drittel“, hält Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien, fest. Während also 81 Prozent der Befragten Photovoltaik in (der Nähe) der Gemeinde zustimmen würden, sind es 69 Prozent bei Kleinwasserkraft und 60 Prozent bei Windkraft.

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Nina Hampl
Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien - © Photo Riccio/Walter Elsner

Während  81 Prozent der Befragten Photovoltaik in (der Nähe) der Gemeinde zustimmen würden, sind es 69 Prozent bei Kleinwasserkraft und 60 Prozent bei Windkraft.

- © WU/Deloitte/Wien Energie

Trend zum Energiesparen nimmt ab

Der Trend zum Energiesparen ist nach dem Anstieg in den vergangenen beiden Jahren mittlerweile gesunken. Lediglich 40 Prozent der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, nur noch 32 Prozent senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 Prozent und 45 Prozent. 

Zu den am häufigsten umgesetzten Maßnahmen gehören darüber hinaus der Lampentausch auf LED (27 Prozent), die Senkung der Warmwassertemperatur (16 Prozent), der Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsmittel (11 Prozent) und Anschaffung einer Photovoltaikanlage (11 Prozent). Der Heizungstausch ist mit 6 Prozent zwar am unteren Ende der Maßnahmenliste angesiedelt, wurde im Vergleich zu 2022 aber doppelt so häufig genannt.

Maßnahmen zum Senken von Energieverbrauch bzw. Energiekosten
Die Bereitschaft für Maßnahmen zum Senken von Energieverbrauch bzw. Energiekosten sinkt ebenfalls. - © WU/Deloitte/Wien Energie
Energiesparen verliert in der Bevölkerung an Priorität, immer seltener setzen die Österreicher*innen auf Verhaltensänderungen, um den Verbrauch zu reduzieren“.
Nina Hampl, WU Wien

Photovoltaik: Der Publikumsliebling

Auch bei der Frage danach, welche erneuerbaren Kraftwerke in Zukunft wie stark ausgebaut werden sollen, um die Stromversorgung zu sichern, sank die Unterstützung der Österreicher*innen im Vergleich zu 2023. Klarer Gewinner ist dennoch die Photovoltaik. 69 Prozent (2023: 72 Prozent) der Österreicher*innen stimmen bei der aktuellen Befragung dem zukünftigen Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder Fassaden zu. 56 Prozent (2023: 52 Prozent) stimmen dem Ausbau von kleinen Wasserkraftwerken zu, 49 Prozent (2023: 52 Prozent) dem Ausbau von Windenergieanlagen, 48 Prozent (2023: 48 Prozent) dem Ausbau von Biomasse- und Biogaskraftwerken, 42 Prozent (2023: 45 Prozent) dem PV-Ausbau auf Freiflächen und 41 Prozent (2023: 44 Prozent) dem Ausbau von großen Wasserkraftwerken

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Das Interesse, Eigenstrom durch Photovoltaik zu produzieren, bleibt hingegen hoch. Fast ein Drittel der Befragten gibt an, eine PV-Anlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert zu haben. Auch der Wille zur Optimierung der eigenen Systeme ist gegeben: So ist der Anteil an Befragten, bei denen neben einer Photovoltaikanlage auch ein Stromspeicher installiert ist, auf 39 Prozent gestiegen. 

Als Grund für die Installation einer PV-Anlage nennen mehr als zwei Drittel der Befragten, auf deren Haus bzw. Wohngebäude eine Anlage installiert ist, Kosteneinsparungen. Der Schutz des Klimas liegt mit 39 Prozent auf Platz zwei, die Erhöhung der Versorgungssicherheit mit 36 Prozent auf Platz drei, öffentliche Förderungen mit 35 Prozent auf Platz vier und der Anreiz einer Einspeisevergütung sowie der Verkauf von Überschussstrom mit 26 Prozent auf Platz fünf.

Wärmewende: Luftwärmepumpen im Plus

Das Stimmungsbarometer erhob außerdem, welche Technologien zur primären Wärmeversorgung für Haus oder Wohnung der Befragten zum Einsatz kommen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es keine großen Sprünge, aber während der Bestand an Ölheizungen zurückgeht, steig jener der Luftwärmepumpen. Die Fernwärme hat mit 28 Prozent der Befragten die Nase vorn, darauf folgen Erdgas mit 25 Prozent, Biomasse mit 15 Prozent, Luftwärmepumpen mit 9 Prozent, Heizöl mit 7 Prozent, Strom mit 6 Prozent und Erdwärmepumpen mit 4 Prozent. Nahwärme und Grundwasserwärmepumpen liegen bei je 1 Prozent.

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Dazu kommt, dass die Investitionsbereitschaft von Hausbesitzer*innen für eine (weitere) erneuerbare Energietechnologie zur Wärmeversorgung bereits zum Erhebungszeitpunkt der Studie im Spätherbst 2024 – also noch vor dem Förderstopp rund um thermische Sanierung und Heizungstausch – leicht zurückging. Für 56 Prozent der befragte Hauseigentümer*innen, die sich gegen die Installation einer erneuerbaren Energietechnologie für die Wärmeversorgung
oder sich noch nicht dafür/dagegen entschieden haben, war die aktuelle Teuerung ausschlaggebend.

© WU/Deloitte/Wien Energie

Energiegemeinschaften: Interesse ist konstant

Der Wille, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, ist in der Bevölkerung ebenfalls verankert. So kann sich ein Viertel der Befragten eine finanzielle Beteiligung an einem Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energien vorstellen – aber: 47 Prozent haben in der Gegenprobe noch nie davon gehört. Rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen könnte sich außerdem vorstellen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen, dieser Wert ist auch im Vergleich zum Vorjahr konstant.

„Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten. Für einen spürbaren Schritt nach vorne braucht es einen wirksamen Mix aus Anreizen, Information und Engagement aller Stakeholder“, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Strebl Wien Energie
Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung - © Wien Energie
Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück.
Nina Hampl, WU Wien

Klimapolitik: Ja, aber...

Die Bevölkerung zeigt sich jedenfalls für weitere klimapolitische Maßnahmen offen: Mehr als ein Drittel der Befragten stimmt dem Abbau umweltschädlicher staatlicher Subventionen grundsätzlich zu. 52 Prozent sind zudem dezidiert der Meinung, dass in der Automobilbranche der Fokus auf die Forschung von Wasserstoffantrieben gelegt werden sollte. Für 32 Prozent war etwa die Einführung der CO₂-Steuer richtig, auch wenn dadurch das Tanken mit Benzin oder Diesel und Heizen mit Öl oder Gas teurer wurden. 

Was die zukünftige Bundesregierung betrifft, sind 53 Prozent der Meinung, dass diese mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte. Knapp die Hälfte bestätigt auch, dass die künftige Bundesregierung nicht beim Klimaschutz sparen sollte, da die Folgekosten für ein Nicht-Handeln beim Klimaschutz weit höher wären. Derselbe Prozentsatz spricht sich gleichzeitig aber auch dafür aus, Maßnahmen zur Abfederung der allgemeinen Teuerung höhere Priorität einzuräumen als Maßnahmen zum Klimaschutz. Rund 60 Prozent der Befragten sind darüber hinaus der Ansicht, dass wir die Auswirkungen des Klimawandels bereits spüren. 

Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse eine starke Diskrepanz in der Bevölkerung. „Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Menschen können erneuerbare Energietechnologien grundsätzlich gutheißen und deren positiven Beitrag zum Klimaschutz sehen, aber erneuerbaren Energieprojekten skeptisch gegenüberstehen. Faktenbasierte Bewusstseinsbildung kann einen Beitrag leisten, diese Diskrepanz aufzulösen“, appelliert Hampl abschließend. 

>>> Zur vollen Studie