Planer im Porträt: Erich Szczur : „Dafür steigt die Lebensqualität“

Planer im Porträt: Erich Szczur, Alleineigentümer des Wiener Planungsbüros Thermo Projekt.
- © Thermo Projekt/WEKA Industrie MedienFrägt man diverse Planer, HKLS-Projektanten ebenso wie Architekten, nach ihrem Lieblingsprojekt, so lautet die Antwort häufig „das aktuelle“ oder „das jüngste“, manchmal gibt es gar keines, aber selten gibt es einen emotionalen Hintergrund. Nicht so bei Erich Szczur, dem Alleineigentümer des Wiener Planungsbüros Thermo Projekt Haustechnische Planungs GmbH.
Als sein Lieblingsprojekt bezeichnet er das LDZ (Landesdienstleistungszentrum) Salzburg, „weil ich mit Salzburg emotional verbunden bin: Ich habe dort das heutige Hotel Wyndham (früher Penta) in der Fanny-von-Lehnert-Straße geplant, an der auch das LDZ liegt“. Das LDZ ist eines der drei gewonnenen Großprojekte, wozu noch das Center of Physics in Graz und das Alpen-Adria-Sportbad in Klagenfurt kommen. Was zu einem Umsatz von „knapp über zwei Millionen Euro“ und zur Reduktion von Kleinprojekten geführt hat. „Heuer werden es um 10 Prozent bis 15 Prozent weniger werden, aber dafür steigt die Lebensqualität“, erklärt Erich Szczur, der Mitte März seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, im Gespräch mit der TGA.
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Beratung bis Bauüberwachung
Szczur hat nach einem HTL-Studium die Thermo Projekt Haustechnische Planungs GmbH 1993 zusammen mit Ing. Werner Schaffer gegründet, der 2012 ausgeschieden ist, „nach Beendigung eines Segeltörns“, wie die Firmenchronik vermerkt. Derzeit hat das Büro 14 Mitarbeiter*innen im Planungsbereich, zusammen mit Buchhaltung, EDV und Statistik sind es 17 Beschäftigte, davon fünf Frauen. Die Mitarbeiter*innen kommen „meist aus Wien und Umgebung bis nach Klingenbach an der ungarischen Grenze, dazu kommen eine Chinesin, die schon länger in Österreich lebt, sowie eine Syrerin“, berichtet Szczur.
Thermo Projekt bietet eine breite Dienstleistungs-Palette, „das Komplettservice für Ihre haustechnische Anlagen“, wie es auf der Homepage heißt. Also für Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär sowie Sprinkler das gesamte Programm von der Beratung und Planung bis hin zur Ausschreibung und Bauüberwachung. Mit E-Technik-Planern gebe es Zusammenarbeiten, für den Kanalbau im Freien mit der zieritz + partner ZT GmbH (St. Pölten), welche Architektur, Bauphysik, Geotechnik, Straßenbau, Tragwerksplanung, Umwelt- und Verfahrenstechnik sowie Wasserwirtschaft abdeckt.
Für zwei gearbeitet
Den im Branchenvergleich hohen Umsatz, vor aller der sehr hohe Pro-Kopf-Umsatz fällt auf, will Erich Szczur gar nicht halten, denn „ich habe auch für zwei gearbeitet. Ich muss mir aber keine Sorgen machen, denn wir haben ein gutes Fundament“. Dass er für 2025 einen niedrigeren Umsatz als im Vorjahr, der von den drei Großprojekten geprägt war, plant, hat einen Grund: „Dafür steigt die Lebensqualität“, betont der Planer.
„Was der Ethik widerspricht und was nur der Profitgier geschuldet ist, würde ich nicht planen, ein Gefängnis aber beispielsweise schon. Es hat mich allerdings noch niemand danach gefragt“. Erich Szczur legt Wert darauf, mit seinen Auftraggebern „auf Augenhöhe“ zu kommunizieren. „Jetzt fangen wir auch wieder mit Kleinprojekten an, um einen neuen Kundenstock zu erschließen und aufzubauen. Das muss sein, um auch das Büro später an einen jüngeren Nachfolger geordnet übergeben zu können“, erklärt Erich Szczur, der auch eine Strategie für die Büro-Übergabe entwickelt, welche aber „nicht vor sieben Jahren“ stattfinden wird.
Lieblingsprojekt LDZ: Das steckt drin
Aber jetzt zu den technischen Daten des erwähnten Lieblingsprojektes: Das Salzburger Landesdienstleistungszentrum mit 38.000 m² Nutzfläche bekommt Büros, Seminar- und Besprechungsräume, eine Vollküche, ein Restaurant, ein Luftmess-Labor, eine Poststelle mit Druckerei, ein Rechenzentrum und eine Tiefgarage.
Dafür hat Thermo Projekt die Raumluft- und Sicherheitstechnischen Lüftungsanlagen mit Wärme- und erhöhter Feuchte-Rückgewinnung geplant, die Wärmepumpen-Anlage mit Kühlfunktion, die Energiegewinnung aus der Geothermie, der Außenluft, der Abwärme aus dem Rechenzentrum, den Laboren, der Druckerei, den EDV-, den E- sowie den Trafo-Räumen und schließlich aus der Fernwärme zur Spitzenlast-Abdeckung. Weiters wurde die Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen mit direkter Kälteübertragung aus dem Erdreich, somit zur passiven Kühlung, projektiert, die Regenwasser-Nutzung für die Freiflächen-Bewässerung, eine Sprinkleranlage und die Nasssteigleitungen mit Wandhydranten, eine Wasser-Aufbereitungsanlage zur Enthärtung und Vollentsalzung, die Druckluft-Anlage und die Laborgas-Versorgung.
Ganz schön viel Luft
Dabei werden beträchtliche Mengen bewegt: Der Luftförderstrom der Raumtechnischen Anlagen ohne Sicherheitslüftungen, Garagenabluft und Trafolüftungen macht 286.000 m³ pro Stunde aus, die Druckbelüftungsanlagen der Treppenhäuser (nach dem Brandbekämpfungs-Konzept) bewegen 367.500 m³ pro Stunde, die Heizleistung beträgt 1.670 kW und die Klimakälte-Leistung 2.460 kW.
Für das LDZ sind 195 Millionen Euro veranschlagt und es läuft nach Auskunft der Projektleitung LDZ auf Anfrage „absolut planmäßig“. Dies gelte gleichermaßen für den Zeit- und den Kostenrahmen: „14 Monate nach dem Spatenstich im Jänner 2024 stehen wir kurz vor der Bodengleiche, wobei das Gebäude an den vier Bauteilen unterschiedlich schnell in die Höhe wächst. Damit ist mit den Tiefbauarbeiten auch eine kritische Bauphase ohne größere Komplikationen kurz vor dem Abschluss. Im November wird der Rohbau fertig sein. Dann bleibt ein gutes Jahr Zeit für den Innenausbau. Der geplante Übergabetermin des Hauses an das Land im November 2026 ist unverändert aufrecht“.
Geplant hat es das Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig, das gegenüber dem Wettbewerbs-Ergebnis jedoch eine Verringerung der Höhe um ein Geschoß planen musste, nachdem ICOMOS Austria (International Council on Monuments and Sites) gegen die Verbauung einer Sichtachse Einspruch erhoben hatte. Die Bau-Ausführenden sind Habau und Swietelsky, die einen Holz-Hybridbau mit 2.500 Holzträgern und 540 Holzstützen für rund 1.200 Mitarbeiter*innen an die Fanny-von-Lehnert-Straße hinstellen.

Fußball, Laufen, Skifahren
Erich Szczur hält sich fit: Er spielt Freitag abends auf dem Großfeld Fußball – „das ist ein guter Wochen-Abschluss“ – geht morgens Laufen und mehrmals in der Wintersaison Skifahren. Trotz des ausgefüllten Arbeits- und Sportlebens ist „noch immer glücklich mit der ersten Frau verheiratet und hat drei Söhne, die ganz gut geraten sind“.