Anergie in Österreich : Kalte Nahwärme: Projekte, Verbände und Kooperationen

In der dritten Bauphase befindet sich das Wiener Viertel Zwei Plus. Skalierbarkeit und Flexibilität von Anergienetzen erweisen sich nun als Vorteil.
- © Value OneAnergienetze sind in Österreich nach wie vor ein Tummelfeld für Pioniere. Die Akteur*innen in diesem Bereich kennen einander, tauschen sich aus und arbeiten auch zusammen bei einzelnen Projekten. Einen eigenen Interessenverband gibt es hierzulande nicht. Viele der heimischen Anergie-Spezialist*innen bewegen sich jedoch im Umfeld des Vereins Geothermie Österreich. Eine Leitveranstaltung des Verbands ist das Geothermie-Symposium, das zuletzt im November des Vorjahres in der Therme Geinberg stattfand.

Anergie-Projekte mit Potenzial
1. Viertel Zwei Plus:
Im Wiener Bebauungsgebiet Viertel Zwei Plus wurde im Rahmen einer Erweiterung auf dem Projektgelände PG02 ein Anergienetz zur gekoppelten Wärme- und Kälteversorgung umgesetzt. Die Planung, den Aufbau eines Anlagensimulationstools sowie die Mitwirkung bei der Anlagenabnahme und der funktionalen Inbetriebnahme besorgte Larix Engineering. Bis 2025 führt das Planungsunternehmen noch ein zweijähriges Monitoring zur Betriebsoptimierung durch.
Das Neubaugebiet PG02 umfasst 44.000 Quadratmeter Nutzfläche für Büros und Gewerbebetriebe, ein Hotel mit einer Fläche von 15.000 Quadratmetern sowie 73.000 Quadratmeter Nutzfläche für Wohnungen und Studios. Die Energieversorgung wird als Wärme-Kälte-Verbund mit den Komponenten Erdsondenfeld, Grundwasserbrunnen, Wärme-Kälte-Maschinen im Simultanbetrieb, und adiabatischen Rückkühlern an das bestehende Netz des Planungsgebietes 01 angeschlossen. Wärme- und Kälteerzeuger sind über ein Anergienetz mit den Wärmequellen und -senken verbunden. Die installierte thermische Wärmeleistung beträgt 4,9 Megawatt, die Kälteleistung 3,8 Megawatt.
2. Wohnhausanlage Pixendorf:
In Pixendorf bei Tulln steht eine Wohnhausanlage mit 20.400 Quadratmeter Nutz- und 1.100 Quadratmeter Gewerbeflächen, die von einem gewerblichen Bauträger errichtet wurde. Larix Engineering konzipierte für dieses Bauvorhaben eine kombinierte Wärme- und Kältebereitstellung mit reversiblen Wärmepumpen, Freecooling, Erdsondenfeldern und Außenluft-Wärmetauschern.
„Die Wohnungen werden mit Flächenheiz- und -kühlsystemen komfortabel konditioniert“, sagt Larix-Geschäftsführer David Stuckey. „Abwärme aus dem Bereich des Kühlens wird klimaneutral zur saisonalen Regeneration der Erdsonden und somit zur Sicherstellung eines hocheffizienten Heizbetriebs eingesetzt.“ Bei einer installierten Wärmeleistung von einem Megawatt und einer Kälteleistung von 0,4 Megawatt erreicht die Anlage einen Umweltenergie-Anteil der Wärme- und Kältebereitstellung von 80 Prozent.
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