Energiewende & Nachhaltigkeit : Roadmap zur Geothermie-Zukunft
Klimaneutralität bis 2040 in Österreich – um dieses Ziel zu erreichen, braucht es vor allem eines: Raus aus den Fossilen & rein in die Erneuerbaren. Die Fachwelt verspricht sich von der Geothermie einen wichtigen Beitrag. Insbesondere im Wärmebereich liegen die Vorteile auf der Hand: Geothermie ist saisonal speicherbar, kostengünstig, stabil und vor allem importunabhängig. Eine im Auftrag des Klimaschutzministeriums in Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds erstellte „FTI-Roadmap Geothermie“ zeigt Potenziale, aber auch Hürden für den Ausbau.
Geothermie kann zum Heizen und Kühlen von einzelnen Gebäuden bis hin zu Städten oder zur Gewinnung von elektrischer Energie eingesetzt werden. Bis dato wird sie jedoch noch selten genutzt. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu: „Unsere Wärmeversorgung muss sauber, sicher und vor allem unabhängig von fossilen Importen, allem voran russischem Öl und Gas, funktionieren. Wir werden daher das Gesetz für erneuerbare Wärme auf den Weg bringen. Gasthermen im Neubau müssen schon bald der Vergangenheit angehören." Geothermie habe ein enormes Potenzial – die Roadmap zeige auf, in welchen Bereichen noch Anschub nötig sei.
Umbau der Wärmeversorgung verlangt Tempo
Damit die Geothermie mit anderen erneuerbaren Technologien in vergleichbaren Anwendungs- und Leistungsspektren konkurrenzfähig wird, müssen nicht nur die Kosten für Bohrungen und Bohrtechnologien gesenkt, sondern auch die Entwicklungszeiträume um 30 bis 50 Prozent reduziert werden. Forschung und Entwicklung sind daher gefragt. „Für den nötigen Umbau des Energiesystems braucht es vor allem Tempo", betont Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel. Mit der Roadmap wolle man auch Planungssicherheit für Investor*innen bieten.
Energiewende bedeutet Wärmewende
Österreichs Energiebedarf für Heizen und Kühlen macht mehr als 50 Prozent des Gesamtenergiebedarfes des Landes aus. Eine erfolgreiche Energiewende sollte also vor allem im Wärme- und Kältesektor ansetzen. Geothermische Anlagen sind heute vor allem im oberflächennahen Bereich vielfach verbreitet. Betrachtet man jedoch den Anteil der Geothermie an den installierten erneuerbaren Energien für Heizzwecke, ist dieser noch sehr gering (1,6 Prozent) und für die erneuerbare Stromerzeugung geradezu vernachlässigbar (< 0,1 Prozent).
Zurückzuführen ist dies, so ein Ergebnis des Prozesses zur Erarbeitung der Roadmap, in erster Linie auf den allgemein geringen Kenntnisstand. Hohe Investitionskosten in der Erschließung und Errichtung hemmen den Ausbau darüber hinaus. Mit der FTI (Forschung, Technologie und Innovation)-Roadmap Geothermie soll anhand strategischer Forschungs-, Technologie- und Innovationsfelder das Fundament zu einer verstärkten Nutzbarmachung geothermischer Potenziale in Österreich gelegt werden. Gleichzeitig soll das Strategiepapier als Basis für die Ausrichtung der Forschungs- und Technologiepolitik der kommenden Jahre dienen sowie einen Beitrag zu übergeordneten Strategien des Bundes leisten.
Das Endprodukt
In einem partizipativen Prozess konnten Vertreter*innen aus Unternehmen und Forschung sowie relevante Verbände, Anregungen und Beiträge zur Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsagenda in der Geothermie einbringen. Die Roadmap behandelt den aktuellen Stand der Geothermie in Österreich, betrachtet Technologien und Potenziale nach Anwendungsbereich, definiert Visionen und Ziele sowie FTI-relevante Chancen und Herausforderungen.