Badausstattung : Rätselraten um Polypex

Polypex Ego 1600

Eine Vielfalt an Formen und Designs ermöglichte Robert Wimmer ab 1959 mit der Erfindung der formstabilen Werkstoffs Acryl, im Bild die Ego 1600.

- © Polypex

Mit einem lapidaren Mail verabschiedete sich Polypex-Geschäftsführer Markus Kuenz im Juli 2024 von seinen Geschäftspartnern. Man werde nach dem Produktionsurlaub, der von 22. Juli bis 4. August anberaumt war, die Produktion nicht mehr aufnehmen und "die weitere Geschäftstätigkeit auf den Abverkauf von Lagerware sowie den Handel beschränken"

Seither ist Funkstille aus der Polypex-Zentrale in Wels, das Unternehmen ist für Kunden, Partner und die Fachpresse nicht mehr zu erreichen. Die Frage, wie es mit dem traditionsreichen österreichischen Badausstatter weitergeht, muss daher offen bleiben - und sie sorgt für Rätselraten unter den Geschäftspartnern: Was soll nun mit den verbauten Wannen geschehen? Wie sieht es mit der Ersatzteil-Verfügbarkeit aus, und vor allem: Wie steht es um die Gewährleistung?

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Der aktuelle Stand: online und geschäftstätig

Die Krise bei Polypex war erstmals im späten Frühling 2024 sichtbar geworden, als ehemalige Außendienstmitarbeiter des Unternehmens auf ihren Social-Media-Accounts ihre Überraschung darüber kundtaten, dass das gesamte Vertriebsteam gekündigt worden war. Diese Einträge wurden bald wieder gelöscht und sind heute nicht mehr auffindbar.

Was sich mit Sicherheit sagen lässt ist, dass das Unternehmen Polypex noch existiert und nicht im Ausgleich oder im Konkurs ist. Die Firma wird als aktive GmbH geführt, der KSV1870 und andere entsprechende Organisationen haben keine Information über eine Zahlungsunfähigkeit oder einen Insolvenzantrag, und auch Markus Kuenz wird überall noch mit beiden entsprechenden Funktionen gelistet: Zum einen als alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer von Polypex, zum anderen als Vorstand der Robert Wimmer Privatstiftung

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Auch die Website ist unverändert online und zeigt die Formenvielfalt seiner Produkte, preist die "Wannen-Qualität für viele Jahre", lädt in den Schauraum des Unternehmens nach Wels inklusive einer 3D-Online-Tour durch den Schauraum und ermöglicht sogar noch die Bäderplanung mit einem eigenen Online-Tool (unter Verwendung der Grafiken des im Vorjahr verstorbenen Badplaners Alexander Leopold). 

Polypex Website
Ende Jänner 2025 unverändert online: Die Website polypex.at preist die Vorzüge der Wannen "Made in Austria", die seit Sommer 2024 nicht mehr produziert werden. - © Screenshot

66 Jahre seit der Unternehmensgründung

Polypex wurde 1959 von Robert Wimmer gegründet. Mit einer neuen Kunststoffmischung konnte er erstmals formbeständige und hitzefeste Wannen produzieren, die noch dazu leicht, robust und einfach in verschiedensten Formen herzustellen waren. In den folgenden Jahrzehnten schwang sich Sanitäracryl zum beliebtesten Material für Wannen und Duschtassen auf. Zwar hatte Wimmer den Bonus des Erfinders und einen gewissen Vorsprung, aber die Konkurrenz schlief nicht: Kostengünstige Acrylwannen etablierten sich als erste Alternative zu Stahlemail und Keramik. 

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In den letzten zehn Jahren wurde es zunehmend still um Polypex. Doch schon alleine aus Tradition blieben die Wannen "Made in Austria" für viele Installateure die erste Wahl; nicht zuletzt deshalb, weil die Mitbewerber nahezu flächendeckend ihre Produktionen in Länder mit günstigerer Lohnstruktur verlegten.

Nun scheint das letzte Kapitel für Polypex begonnen zu haben, eine ruhige Abwicklung des einst florierenden Unternehmens ohne Insolvenz könnte das Ziel sein. Das Rätselraten ist jedoch nicht nur der Sentimentalität geschuldet, es hat auch handfeste geschäftliche Hintergründe. Die wichtigste Frage ist, wer angesichts des offenbar noch laufenden Abverkaufs die Gewährleistung von Seiten des Herstellers garantieren kann, sollte die Firma nach dem Leeren der Läger tatsächlich abgewickelt werden. Auch die Frage nach der Verfügbarkeit von Ersatzteilen für die verbauten Produkte steht unbeantwortet im Raum. 

TGA wird weiter darüber berichten. 

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