Kreislaufwirtschaft im Bad : Zweites Leben für Armaturen als Geschäftsmodell

Stefan Gesing, Dornbracht

Dornbracht-Chef Stefan Gesing über das ReCrafted-Angebot des Armaturenherstellers.

- © Dornbracht

TGA: Dornbracht hat aus der Aufbereitung von Armaturen ein Geschäftsmodell gemacht: Wie funktioniert das im Prozess, wie kommen Sie an Ihre alten Armaturen?

Stefan Gesing:
Wir haben dazu mehrere Kanäle entwickelt. Die Basis ist das Angebot, Einzelarmaturen einzuschicken, wie es auch bisher schon üblich war. Das wird selten, aber doch genutzt. Darüber hinaus haben wir zwei große Quellen identifiziert: Das sind zum einen Armaturen aus Ausstellungen, die bisher einfach entsorgt wurden. Die sind in der Regel in hervorragendem Zustand, da ist meist noch nie Wasser durchgelaufen. Für Verpackung und Rücksendung stellen wir den Ausstellungsbetreibern sogar eigene Transportboxen zur Verfügung. Eine andere große Quelle sind Objektsanierungen, vor allem im Tourismus. Hier bekommen wir die größte Zahl an Armaturen auf einmal zurück, die noch dazu meist sehr gut gepflegt wurden.

Bieten Sie auch Vertriebspartnern wie Installateur*innen diese Möglichkeit an?


Gesing:
Natürlich, das wird bei Privatsanierungen im Einzelfall auch angenommen. Aber größere Mengen an Armaturen kommen eben über große Betreiber wie Hoteliers. Da haben wir mittlerweile auch einen Modus erarbeitet, mit dem wir pauschale Sanierungsangebote unterbreiten. Wir sind damit sehr erfolgreich, Hotels sehen das als Problemlösung für ihr Thema. Wir geben damit ein Werteversprechen ab, das einzigartig ist und das kein Mitbewerber gibt.

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Wir hatten sogar schon Anfragen von anderen Armaturenherstellern, ob wir das auch für ihre Armaturen anbieten können.

Was war das größte Projekt bisher?

Gesing: Im Brenners Parkhotel Baden-Baden haben wir für 160 Zimmer je zwei Armaturen erneuert. Derzeit ist in Hamburg sogar ein noch größeres Projekt in Vorbereitung. Das macht uns stolz, denn auch so ein Hotel rechnet genau und sieht, dass wir mit dem Angebot auch wirtschaftlich kompetitiv sind.

Sie haben einen B2C-Shop mit ReCrafted-Armaturen eingerichtet, wie läuft das?

Gesing: Federführend dabei war unsere Überzeugung, dass es viele Menschen gibt, die gerne etwas für die Nachhaltigkeit tun und das nutzen werden. Tatsächlich ist es so, dass keine große Zahl unserer Kunden auf diesem Weg einkauft. Es stößt aber auf Interesse und ist ein Türöffner.

Sie sind auch Vorsitzender der VDMA-Fachabteilung für Gebäudearmaturen: Wie kommt Ihre Dornbracht-Initiative bei den Verbandskolleg*innen und Mitbewerbern an?

Gesing: Es wird wohlwollend gesehen, und es wird auch genau nachgefragt: Ist das Marketing oder ein echtes Geschäftsmodell? Wir hatten sogar schon Anfragen von anderen Armaturenherstellern, ob wir das auch für ihre Armaturen anbieten können. Wir haben das geprüft, mussten aber ablehnen, weil wir deren Prozesse klarerweise nicht beherrschen. Dornbracht ReCrafted ist eine gute Referenz, ich sehe es auch als Startpunkt einer Entwicklung in Richtung Kreislaufwirtschaft in unserer Branche.

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