Regenwasser-Bewirtschaftung : Wie der Regen sauberen Segen kann

Ernst Strasser, Managing Director ACO Österreich
- © ThomasMAGYAR|FotodesignFür die Gebäudetechnik ist Wasser das wahrscheinlich zentralste Element. Angesichts der zunehmenden Starkregenereignisse und wegen der Schonung der natürlichen Ressource Trinkwasser rückt die Sammlung und die Nutzung von Regenwasser wieder näher ans Zentrum der Aufmerksamkeit. Ernst Strasser, Managing Director von ACO in Österreich, sieht sogar noch weitere Aspekte: „Die Sammlung und Nutzung von Regenwasser kann zur Entlastung der Kanalisation, zur Ressourcenschonung und zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden beitragen.“ Die effiziente Nutzung und Ableitung von Wasser stellt jedoch eine zentrale Herausforderung für die moderne Gebäudeausrüstung und Stadtplanung dar: Insbesondere zunehmende Starkregenereignisse und Urbanisierung machen ein durchdachtes Regenwassermanagement essenziell.
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Hygienische Herausforderungen bei der Regenwassersammlung
Doch die Nutzung von Regenwasser ist auch mit hygienischen Herausforderungen verbunden, vor allem was die Qualität des anfallenden Wassers und der technischen Aufbereitung anbelangt. Hier nennt Strasser zuallererst die steigende Intensität von Niederschlagsereignissen, die die Entwässerungssysteme vor steigende Herausforderungen stellen. „Während reguläre Regenfälle in der Vergangenheit meist problemlos abgeleitet werden konnten, bringen heute Unwetter und Starkregenereignisse die Kanalisation immer häufiger an ihre Grenzen“, so Strasser. Besonders problematisch ist dabei der sogenannte „First Flush“ innerhalb der ersten Minuten des Regenschauers, der eine hohe Konzentration an Verunreinigungen mit sich bringt.
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Typische Belastungen im Regenwasser
Unabhängig von den kritischen Stoffen im Regenwasser, das naturgemäß aus den Wolken herabfällt, liegt der Fokus in der technischen Gebäudeausrüstung auf der Behandlung von Oberflächenwasser. Dieses Wasser ist durch verschiedene kritische Stoffe belastet. Diese Stoffe gelangen durch Straßenverkehr, Dachabläufe und industrielle Prozesse in das Oberflächenwasser und müssen durch entsprechende Filtersysteme entfernt werden, bevor das Wasser weiterverwendet oder in die Umwelt abgegeben wird:
- Grobstoffe: Steine, Laub, Abfall
- Partikuläre Stoffe: Reifenabrieb, Bremsstaub, Ruß
- Öle und Treibstoffe: Benzin, Diesel, Schmierstoffe
- Schwermetalle: Zink, Blei, Kupfer
- Partikular gebundene Schadstoffe (PAK), eine Stoffgruppe aus mehreren hundert organischen Verbindungen
- Weitere Chemikalien: Pestizide, Streusalze, etc.
Für die Spezalisten von ACO ist eine mehrstufige Behandlung des gesammelten Regenwassers der richtige Weg. Die Mehrstufigkeit ermöglicht eine signifikante Verbesserung der Wasserqualität und trägt zum Schutz von Grund- und Oberflächengewässern bei, so Strasser.
Schwerkraftprinzip und technische Filter
Eine Vorreinigung durch das Schwerkraftprinzip sorgt für die Entfernung von Grobstoffen und abfiltrierbaren Stoffen, die per Definition größer sind als 63 µm. Auch eine Trennung von Schweb- und Schwimmstoffen erfolgt in diesem Schritt
Erst danach erfolgt die Reinigung durch technische Filter. Diese bringt die Abscheidung von gelösten Schadstoffen wie Schwermetallen der die Entfernung von partikulär gebundenen Stoffen wie etwa polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese sogenannten PAKs finden sich in altem Teer oder in Kautschukverbindungen, also etwa in Autoreifen. Aber auch leichtflüchtige Substanzen wie Öl und Benzin müssen durch technische Filter reduziert werden.
Materialwahl in der Entwässerungstechnik
Ein zentraler Aspekt bei der Planung von Regenwassermanagementsystemen ist die Materialwahl für Entwässerungsrinnen und Abläufe. Strasser: „Die ÖNORM EN 1433 regelt die zulässigen Materialien für Entwässerungssysteme, die mechanischen, chemischen und thermischen Belastungen standhalten müssen.“ Hochwertige Materialien wie Edelstahl oder Polymerbeton tragen dazu bei, die Langlebigkeit der Systeme zu sichern und Korrosion sowie Schadstoffeinträge zu minimieren. Mit seinen Entwässerungslösungen vereint ACO Nachhaltigkeit und Funktionalität. Strasser nennt drei Beispiele:
- Nexite ist ein zu 100 Prozent recycelbaren Werkstoff, der durch seine hohe Stabilität und Widerstandsfähigkeit überzeugt. Gleichzeitig ist er leichter als herkömmliche Materialien, wodurch die Transport- und Handhabungskosten gesenkt werden. Der Werkstoff kann vollständig in den natürlichen Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
- ACO Drain Multiline NX in modularer Bauweise erlaubt eine hohe Flexibilität und eine einfache Standardisierung der Schnittstellen, was die Planung und Ausschreibung erheblich erleichtert. Durch das Drainlock Rostsystem entstehen vielfältige Designmöglichkeiten. Der neue Kantenschutz aus Kunststoff bietet zusammen mit dem Composit-Stegrost eine 100 Prozent korrosionsfreie und langlebige Lösung.
- ACO Pipe Edelstahlrohre sorgen speziell in belasteten Bereichen für die hygienische Entwässerung. Sie entsprechen der ÖNORM EN 1124 und sind gegenüber aggressiven Substanzen und starken Temperaturschwankungen unempfindlich.

Wasser im Kreislauf
Dahinter steckt die Philosophie des ACO WaterCycle, der eine ganzheitliche Betrachtung des natürlichen Wasserkreislaufs verfolgt. Dabei wird insbesondere Regenwasser systematisch gesammelt, gereinigt, gespeichert und schließlich gezielt abgeleitet. Strasser: „Wir wirken nicht nur Überschwemmungen entgegen, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherung sauberen Grundwassers.“