Das perfekte Bad : Wo der persönliche Luxus im Bad liegt
TGA: Die perfekte Badplanung erfordert einerseits fundiertes technisches Know-how, aber auch viel Gespür für Design. Wie war Ihr Weg in diesen Beruf?
Dober: Ich bin nach der Modeschule Michelbeuern in den Familienbetrieb eingestiegen. Es hat mich gewurmt, dass ich nur Bürotätigkeiten übernehmen konnte, aber keine technischen Arbeiten. Daher habe ich eine klassische HKLS-Lehre absolviert und den Betrieb 2012 von meinem Großvater übernommen. Bis Ende letzten Jahren habe ich ihn zusammen mit meinem Mann geführt, zu Jahreswechsel aber an einen meiner damaligen Mitarbeiter verkauft, wir sind komplett auf die Badschiene umgestiegen. Meine Liebe zu Design kann ich jetzt wieder voll ausleben.
Warum dieser Schritt?
Dober: Die Panikmache der Medien angesichts Corona und der Energiekrise hat uns soviel abverlangt. Es ging nur noch darum, den Leuten das Weiße aus den Augen zu nehmen! Beratung war nicht mehr gefragt, schnell etwas verkaufen, das war das Thema. Wir sind nicht auf diesen Zug aufgesprungen, sondern haben uns spezialisiert und sind seit 2021 Mitglied im Franchisesystem Der Bad Profi.
Es ging nur noch darum, den Leuten das Weiße aus den Augen zu nehmen!
Frauen sind fit für die Technik
Frauen sind in der HKLS-Branche in Führungspositionen nach wie vor in der Unterzahl, haben Sie dafür eine Erklärung?
Dober: Frauen neigen dazu, sich selbst zu unterschätzen – uns fehlt oft der Mut, vielleicht deshalb, weil bei allen Ideen und Vorhaben der Sicherheitsgedanke immer eine große Rolle spielt. Über Generationen wurde ein klar definiertes Rollenbild vermittelt, das jetzt aber endlich durchbrochen wird. In der Berufsschule war ich damals noch eine echte Exotin, langsam kommt eine Trendwende in Schwung. Heute darf jeder individuell sein, darf auch in einem bisher männlich dominierten Berufsfeld Karriere machen. Frauen sind fit für die Technik und für die Teamarbeit extrem wertvoll.
Sie haben das Franchisesystem Der Bad Profi schon kurz angesprochen. Welche Vorteile bietet es Ihnen? Wie ist es organisiert?
Dober: Der Bad Profi ist eine Marketing- und Know-how-Gemeinschaft. Wir bezahlen eine monatliche Gebühr, haben davon abgesehen aber keinerlei Verpflichtungen. Es geht darum, im Netzwerk Erfahrungen auszutauschen, jedes Mitglied bringt seine Informationen ein. Dieses Miteinander gab es in der Haustechnik nicht. Die Mitglieder sind quer gemischt, ich war aber die erste Installateurin, die beigetreten ist, und in Wien bin ich immer noch das einzige Franchisemitglied. Ich hoffe, dass sich das bald ändert! Unsere Gemeinschaft ist ja noch sehr jung.
Luxus unterscheidet sich in den Bedürfnissen.
Badplanung – ein Prozess
Badplanung ist Ihr Thema, ganz konkret: Wie schaut der Ablauf aus?
Dober: Kund*innen nehmen Kontakt mit mir auf, wir vereinbaren einen Termin vor Ort, bei dem ich die Naturmaße nehme und erste Budgetvorstellungen ausgesprochen werden. Der zweite Termin findet im Schauraum beim Großhandel statt. Kund*innen bemustern, greifen an – das Bad soll ja zwanzig, dreißig Jahre lang Freude machen! Für diesen Termin habe ich bereits eine Handskizze vorbereitet. Für mich ist die Badplanung ein Handwerk, beim Zeichnen kommen mir viele Ideen. In Folge fertigt der Großhandel ein 3D-Modell an, berechnet die Preise, ich lege in Folge ein Pauschalangebot, um die Vergleichbarkeit zu vermeiden – auch das wieder im Schauraum des Großhandels.
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Gibt es Aspekte, die Ihnen bei den ersten Steps besonders wichtig sind?
Dober: Ich nehme mir schon beim ersten Termin bei meinen Kund*innen sehr viel Zeit, weit über eine Stunde, versuche die Vorlieben, den Wohnstil herauszufiltern. Ich investiere sehr viel im Vorfeld, das Bad soll ja schließlich perfekt passen. Das Bad ist ein ganz intimes Thema, es gibt oft Hemmschwellen, die ich dank meiner Art aber wegnehmen kann. Es gilt, die Dinge ganz offen anzusprechen, herauszufinden, wo die persönliche Luxuskomponente liegt, Luxus unterscheidet sich in den Bedürfnissen.
Zusammenarbeit mit anderen Gewerken
Beschäftigen Sie ein eigenes Professionist*innen-Team für die Umsetzung Ihrer Planungen bei den Kund*innen?
Dober: Nein, ich arbeite mit einem Handwerkerteam zusammen, das umfasst alle Gewerke, die benötigt werden. Es gibt viele Betriebe, die einfach nur arbeiten wollen und nicht planen. Ich schätze mein Handwerksteam sehr, es sind kleine Unternehmen, EPUs, Familienbetriebe, die mit viel mehr Engagement arbeiten als große Unternehmen. Es macht viel Spaß, die Gewerke zu koordinieren, die Baustellenkoordination übernimmt dann mein Mann.
Denken Sie daran, eigene Professionisten im Betrieb aufzunehmen?
Dober: Nein, und ganz bewusst nicht. Ich will nur für mich selbst verantwortlich sein. Nach mehr als 10 Jahren mit Mitarbeitenden schätze ich die Stille um mich sehr – in meinem Handwerksteam finde ich die perfekten Partner*innen.
Wirtschaft im eigenen Land mitleben lassen
Die letzten Monate waren für die Branche ja sehr herausfordernd, Lieferengpässe sind nach wie vor ein Thema. Inwieweit waren und sind Sie betroffen?
Dober: Ich habe die Lieferengpässe bei meinen Anbietern nicht so wahrgenommen, ich bemühe mich auf österreichische beziehungsweise europäische Hersteller zurückzugreifen, Conform oder Bette zum Beispiel. Das hat mich gut durch die Zeit gebracht. Ich kaufe bei allen Großhändlern ein und natürlich auch bei Firmen, die nicht dreistufig am Markt arbeiten, wie Artweger – tausend Rosen für Artweger! Die Zusammenarbeit ist wirklich toll.
Das Bad unterliegt verschiedensten Einflüssen, der sich wandelnden Demographie, modischen Trends etc. Was muss ein Bad heute können?
Dober: Nachhaltigkeit ist ein Riesenthema, das bezieht sich auf die Naturwerkstoffe, bedeutet aber auch, dass es jahrzehntelang gefallen soll. Natürlich gestalten wir auch Trendbäder, ich plane aber lieber zeitlose Bäder, die Generationen übergreifend gut nutzbar sind. Da geht es oft um Kleinigkeiten, wie Sitzgelegenheiten, oder die Antirutschbeschichtung in der Duschtasse. Für mich zählt auch die Regionalität zur Nachhaltigkeit – die Wirtschaft im eigenen Land mitleben lassen.
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Isabella Dobers persönliche Trendschau
- Farben: Zeitlose Bäder in Grau und Beige aufgepeppt durch farbige Accessoires in den Lieblingsfarben der Kund*innen
- Formen: Es wird wieder zarter, dünnwandig und puristisch
- Dusche oder Wanne: klarer Trend zur Dusche, die Wanne wieder aber nicht verschwinden
- Licht: Weg von Spots hin zu Lichtdecken – auch bedruckt mit einem Wolkenhimmel oder zum Beispiel einer Waldlandschaft. Hängeleuchten als Eyecatcher vor dem Spiegelbereich oder über der Wanne
- WC: Das spülrandlose WC ist bereits Standard, Dusch-WCs und Washlets werden sich aber immer stärker durchsetzen, da die Anschaffungspreise sinken
- Fliesen: großflächig, fugenlos verlegt in Naturfarben