Building Information Modeling : BIM in der Sanierung: Bis zu zehn Prozent weniger Baukosten

Die Speaker bei „Building the Future“: Matthias Mayr, Drees & Sommer Österreich, Christof Löffler, EPEA part of Drees & Sommer in Österreich, Daniel Höller, qapture, Otto Eichler EOTEC und Hannes Asmera, Drees & Sommer Österreich (v.l.n.r.)

Die Speaker bei „Building the Future“: Matthias Mayr, Drees & Sommer Österreich, Christof Löffler, EPEA part of Drees & Sommer in Österreich, Daniel Höller, qapture, Otto Eichler EOTEC und Hannes Asmera, Drees & Sommer Österreich (v.l.n.r.)

- © Harald Preinfalk

Digitale Tools zur effizienteren Planung und Umsetzung von Bauprojekten entwickeln sich rasant. Mit ihnen wird der Planungsprozess präziser und kollaborativer, während Prozesse auf Baustellen transparenter werden.

Auf der "Building the Future"-Konferenz an der Johannes-Kepler-Universität in Linz, organisiert vom Beratungsunternehmen Drees & Sommer und qapture, einem Startup für „Reality Capture“, betonen Expert*innen die Einsparpotenziale – besonders bei Sanierungsprojekten, die sich durch den Einsatz digitaler Zwillinge ergeben. Die Veranstaltung verdeutlichte zudem den aktuellen Stand digitaler Planungs- und Bautechnologien und präsentierte neueste Anwendungsbeispiele für intelligente und nachhaltige Gebäude.

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„Wenn man sich anschaut, wie wir heute Gebäude planen, findet gerade ein großer Wandel statt“, ist sich Matthias Mayr, Standortleiter von Drees & Sommer Linz sicher. Die Komplexität in den Projekten steige „extrem", genauso wie der Termindruck und die Dichte an Informationen in einem Projekt. Aktuell gelte es, die Komplexität aus Projekten herauszunehmen und für die jeweiligen Bezugsgruppen im Projekt jene Informationen bereitzustellen, die sie wirklich brauchen. Den Schlüssel dazu sieht Mayr ganz klar im Building Information Modeling.
Matthias Mayr, der neue Branchenverantwortliche für Industrie bei Drees & Sommer Österreich
Matthias Mayr, Branchenverantwortlicher für Industrie bei Drees & Sommer Österreich und Standortleiter Linz - © Drees & Sommer Österreich
Aktuell gilt es, die Komplexität aus Projekten herauszunehmen und für die jeweiligen Bezugsgruppen im Projekt jene Informationen bereitzustellen, die sie wirklich brauchen.
Matthias Mayr, Drees & Sommer

Datenflut managen

Wurde BIM zu Beginn noch in erster Linie in der Gebäudeplanung eingesetzt, wird die Methode nun auf alle Phasen eines Gebäudezyklus ausgedehnt: Vom Planen über das Bauen bis hin zum Betreiben. „Um den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes bestmöglich zu minimieren und ein optimiertes Planungsergebnis zu erarbeiten, ist das Sammeln von Daten, das Aktualisieren und laufende Bewerten essenziell wichtig. Vor allem aber geht es darum, aus dieser enormen Datenflut die relevanten Daten herauszulösen und zu managen“, erklärt Hannes Asmera, BIM-Experte von Drees & Sommer Österreich. Ziel sei es, mit dem Einsatz von BIM und einem effizienten Datenmanagement einen Beitrag für nachhaltigere und ressourcenschonende Gebäude zu leisten.

So kommt BIM auch bei der Sanierung der Zentrale der Sparkasse Oberösterreich an der Promenade in Linz zum Einsatz. Eine besondere Herausforderung dieses Projekts liegt neben der Planung der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im Nachhaltigkeitsansatz mit Integration von Kreislaufwirtschaft. „Und um Letztere auch zur Umsetzung zu bringen, müssen wir zuerst den Gebäudebestand erheben“, erklärt Christof Löffler, Kreislaufwirtschaftsexperte der von der Sparkasse OÖ beauftragten Drees & Sommer Tochter EPEA.

Dafür wurde das Linzer Startup qapture beauftragt. „Wir haben mit einem speziellen 3D Laserscanner das gesamte Gebäude aufgenommen und auf dieser Basis einen digitalen Zwilling des Gebäudes erschaffen“, beschreibt Daniel Höller, CEO von qapture. „Nicht nur, dass damit alle realen Maße des Gebäudes bis ins Detail erhoben wurden, konnten wir so auch eine automatisierte Erfassung des Inventars durchführen.“ Auf dieser Basis erfolgt nun die Detailplanung des Projekts.

Bei einem unserer aktuellen Großprojekte sind wir dazu übergegangen, das Gebäude wöchentlich zu scannen und den Fortschritt der Baustelle laufend mit der Planung abzugleichen.
Otto Eichler, EOTEC

Kostenersparnis durch BIM

Der digitale Zwilling eines Gebäudes erhält mittlerweile aber auch Einzug in der örtlichen Bauaufsicht (ÖBA). „Wenn es nach mir geht, können wir das Bautagebuch, mit dem wir bisher gearbeitet haben, langsam außer Dienst stellen“, erklärt Otto Eichler vom auf Automatisierungslösungen im Gebäudemanagement spezialisierten Unternehmen EOTEC. „Bei einem unserer aktuellen Großprojekte sind wir dazu übergegangen, das Gebäude wöchentlich zu scannen und den Fortschritt der Baustelle laufend mit der Planung abzugleichen. So lassen sich Fehler rasch erkennen und beheben.“

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Vor allem aber werde die Baustelle transparenter und damit effizienter: „Mit dem Einsatz des digitalen Zwillings ließen sich in einem aktuellen Projekt in Deutschland gegenüber gewohnten Methoden zuletzt rund 2,5 Prozent der Baukosten sparen. Termine konnten besser eingehalten werden“, erklärt Höller. „Ich bin überzeugt, dass der digitale Zwilling gerade in der Bestandssanierung essenziell ist“, untermauert auch Eichler. „Ich denke, gegenüber herkömmlichen Methoden der ÖBA lassen sich mit dem digitalen Zwilling in der Bestandssanierung künftig bis zu zehn Prozent der Kosten sparen.“

Weit verbreitet sind digitale Tools wie BIM oder der digitale Zwilling in Österreich noch nicht. „Damit sich diese wirklich durchsetzen, braucht es einen Paradigmenwechsel“, erklärt Höller. Der Planungsstandard ist in Österreich derzeit noch 2D. In Deutschland wird bei Ausschreibungen zunehmend eine 3D-Planung eingefordert. „Eine 2D-Planung geht meist schneller, eine 3D-Planung macht vieles einfacher und sie ist auch technisch einfacher geworden“, erklärt Höller. „Jedoch muss die 3D-Planung künftig noch mehr Gewicht in der Ausbildung von Planer*innen bekommen, damit sich die Technologie weitgehend durchsetzt.“