7. Mitteleuropäischen Biomasse-Konferenz : Die Bedeutung der Biomasse für die Energiewende

Univ.-Prof. Tobias Pröll, Universität für Bodenkultur Wien, Walter Haslinger, Geschäftsführer BEST, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Günter Liebel, Generalsekretär Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft (v.l.n.r.)

Univ.-Prof. Tobias Pröll, Universität für Bodenkultur Wien, Walter Haslinger, Geschäftsführer BEST, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Günter Liebel, Generalsekretär Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft (v.l.n.r.)

- © Österreichischer Biomasse-Verband

Vom 18. bis 20. Jänner 2023 findet im Messe Congress Graz die 7. Mitteleuropäische Biomassekonferenz (CEBC 2023) statt. Mit etwa 1.600 Tagesteilnehmer*innen aus vier Kontinenten und 37 Nationen meldet die CEBC einen neuen Anmelderekord. Die Besucher*innen erwarten 170 Vorträge, aufgeteilt auf 30 Sessions und Workshops, vier Exkursionen, die Erstaustragung des Europäischen Pellets-Forums und der Waldtag der Wintertagung des Ökosozialen Forums. Ein Highlight ist die Plenumssession der Veranstaltung mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Der Keynote-Speaker ist Univ.-Prof. Tobias Pröll von der Universität für Bodenkultur Wien, der zum Thema „Negative Emissionen mit Bioenergie“ referiert.

Biomasse von großer Bedeutung

Gewessler betont in der Pressekonferenz die Bedeutung der Biomasse für die Energiewende. „Eine unabhängige Energieversorgung heißt immer Energiewende. Nur wenn wir die Energie, die wir brauchen, auch selbst produzieren, kann uns niemand mit Energielieferungen erpressen. Das geht etwa, indem wir die heimische Biomasse nutzen, damit unsere Häuser heizen oder klimafreundliches Biogas erzeugen“, so die Klimaschutzministerin. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung auf der Regierungsklausur auch die Umsetzung des neuen Erneuerbare-Gase-Gesetzes angekündigt. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass die heimische Grüngasproduktion bis 2030 auf 10,5 Terawattstunden pro Jahr ausgebaut wird.

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„Ohne Bioenergie kann die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wärme und Strom bei einem Ausstieg aus Erdgas und Erdöl nicht aufrechterhalten werden. Bei Implementierung effizienter Technologien wie die kombinierte Wärme- und Stromproduktion, hocheffiziente Biomasseheizungen, Gebäudedämmung und im Zusammenspiel mit anderen Erneuerbaren ist die Defossilisierung des Wärme-, Strom- und Fernwärmesektors praxistauglich darstellbar", erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, bei der Pressekonferenz.

Biomasse-Potenzial in Österreich

Aktuell werden etwa 48 Mio. Tonnen Biomasse in Österreich umgesetzt. 13 Mio. Tonnen davon werden auch energetisch verwertet. Dieser Anteil könnte laut dem Fachverband durch effizienten Biomasseeinsatz, Reststoffnutzung in der Landwirtschaft und Industrie sowie durch nachhaltige Intensivierungen – wie etwa die aktive Klimawandelanpassung des Waldes – auf bis zu 24 Mio. Tonnen erhöht werden.

Für die Aufrechterhaltung der Grundversorgungssicherheit wären bei einem Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in Abhängigkeit der Effizienzmaßnahmen 12 bis 17 Mio. Tonnen Biomasse erforderlich. Dies inkludiert den Biomasse-Bedarf für die Heizung und das Warmwasser der Bevölkerung, den Ausstieg aus der fossilen Fernwärmeerzeugung, die Treibstoffproduktion für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Ersatz der fossilen Stromproduktion.

Biomassegesamtumsatz, Bedarf für die Energiegrundversorgungssicherheit und Industriepotenzial
Biomassegesamtumsatz, Bedarf für die Energiegrundversorgungssicherheit und Industriepotenzial - © Energiebilanz Statistik Austria/Österreichischer Biomasse-Verband
Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert. Aber die Nutzung von nachwachsender Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen.
Günter Liebel, Generalsekretär des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft

Waldbewirtschaftung fürs Klima

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, unabhängiger von fossilen Energieimporten zu werden. „Unsere aktive Waldbewirtschaftung und Bioökonomie sind der Weg dorthin! Ein bewirtschafteter Wald bindet mehr CO2 als ein unbewirtschafteter Wald. Zudem ist nachhaltige Holzverwendung aktiver Klimaschutz! Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher und wirken wie ein zweiter Wald. Damit das so bleibt, muss sichergestellt werden, dass die aktive Waldbewirtschaftung weiterhin die Basis für Bioökonomie sein kann und der nachwachsende Rohstoff Holz auch genutzt werden kann“, betont Günter Liebel, Generalsekretär des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, seien jedoch praxisfremd, kritisiert Liebel: „Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert. Aber die Nutzung von nachwachsender Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen.“

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Um die heimischen Wälder klimafit zu machen, wurde der Österreichische Waldfonds ins Leben gerufen. Ein Herzstück davon ist die Österreichische Holzinitiative mit einem aktuell laufenden Fördercall zur Umsetzung eines Reallabors, zur Erzeugung und Anwendung von Grünen Gasen und Biotreibstoffen aus nachhaltiger Biomasse sowie biogenen Reststoffen. Es werden dafür 28 Mio. Euro aus dem Waldfonds zur Verfügung gestellt.