Meinung : Jeder Installateur saniert 2025 mindestens sechsunddreißig Heizungen. Jeder? Jeder.

TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits
© WEKA Industrie Medien

Am 1. Jänner 2024 startete die großzügigste Förderaktion für die ökologische Heizungssanierung, die die Welt je gesehen hatte: Bis zu 75 Prozent der Kosten für den Tausch von fossil betriebenen Anlagen auf eine Heizung mit erneuerbaren Energien wurden im Rahmen des Erneuerbaren-Wärme-Pakets übernommen. Schon ein Monat später meldete die Förderstelle KPC 37.000 angemeldete Projekte, am Ende sollen laut Klimaministerium rund 60.000 Heizungen im Laufe des Jahres saniert worden sein. Der Topf sei zudem weiterhin gut gefüllt, bis Ende 2025 sei die Finanzierung mindestens gesichert, hieß es.

Doch am 20. Dezember 2024 war plötzlich Schluss. Auf der Websites der Förderstelle war von einem Tag auf den anderen zu lesen, dass die Sanierungsoffensive mit großem Erfolg beendet wurde. Die fehlende Kommunikation mit der Heizungsbranche, die praktischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung, die durch die in Österreich übliche Stop-and-Go-Förderpolitik verursacht werden, und die Verunsicherung in der Bevölkerung wurde ausführlich kritisiert. Beispielhaft dafür sei auf das Interview mit Martin Hagleitner verwiesen, das heute hier erschienen ist.

Meine Irritation bezieht sich auf eine andere Frage: Angeblich ist der Topf leer, weil Ende letzten Jahres innerhalb kürzester Zeit unglaublich viele Registrierungen für konkrete Heizungssanierungen eingegangen sind. Von mehr als 90.000 eingereichten Projekten ist die Rede. Für die Umsetzung dieser Projekte haben die Antragsteller nun 12 Monate Zeit, wenn sie die Förderung noch abholen wollen.

In Österreich werden bis 20. Dezember 2025 über 90.000 Heizungen saniert?!? Rechnen wir mal nach. Laut Bundesinnung gibt es in Österreich rund 2.500 Arbeitgeber-Betriebe, die dazu in der Lage sind - also Installationsunternehmen mit mehr als 1 Mitarbeiter (dass mehr als 1 Mitarbeiter nötig ist, um einen Ölkessel auf eine Pelletsanlage oder eine Gastherme gegen eine Wärmepumpe zu tauschen, daran besteht wenig Zweifel).

90.000 durch 2.500, demnach hätte jeder einzelne Installationsbetrieb derzeit einen Auftragsbestand von 36 konkreten Heizungssanierungsprojekten in den Büchern stehen. Nimmt man für jede Heizungssanierung ein Auftragsvolumen von mindestens 25.000 Euro an, dann sind 900.000 Euro Jahresumsatz schon mal gesichert: Pro Installationsbetrieb, wohlgemerkt, und das bereits Anfang Jänner. Gratuliere!

Dass dem nicht so ist, weiß jeder: Sonst kämen die Installateure aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, und in den Betrieben würden die Sektkorken gar nicht mehr zu knallen aufhören. Ich biete daher zwei Interpretationsmöglichkeiten an: Entweder wurde die Förderaktion beendet, um der zukünftigen Regierung mehr Spielraum bei der Budgetgestaltung zu bieten. Immerhin binden 90.000 Heizungssanierungen bei einer Maximalförderung von 23.000 Euro pro Projekt (die Details sind hier nachzulesen) eine Summe von mehr als zwei Milliarden Euro. Das wäre durchaus legitim, finde ich - nur sollte es fair kommuniziert werden.

Oder es gibt besonders schlaue Unternehmer, die sich tausende, wenn nicht zehntausende Registrierungen gesichert haben und in den kommenden 12 Monaten auf einem Schatz an Heizungssanierungen sitzen, die jetzt von irgendjemandem auch umgesetzt werden müssen.

Falls Sie eine bessere Erklärung haben: Her damit!

Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass in all dem Tohuwabohu der ursprüngliche Kern, der eigentliche Sinn der Förderaktion auf der Strecke bleibt. Zur Erinnerung: Fossile Energieträger sind endlich, müssen von weit her importiert werden, sie verursachen beim Verbrennen einen Haufen schädlicher CO2-Emissionen, und sie sind eigentlich zu wertvoll, um damit 22 °C Raumtemperatur und 55 °C Warmwasser zu erzeugen - denn dafür gibt es mehr als genug Alternativen. Öl und Gas brauchen wir für Industrie & Mobilität dringender als für die Heizung, und dort dauert es auch noch viel länger, bis wir die fossilen Energieträger ersetzen können.

Also, wenn Sie glücklicher Besitzer eine Registrierung für eine Heizungssanierung sind: Nutzen Sie die Chance. Mehr Geld gibt es sonst nur im Lotto zu gewinnen.

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