Forschung : Steinbacher arbeitet an Kreislaufwirtschaft

Dämmstoff-Spezialist Steinbacher arbeitet an einer 100-prozentigen Kreislaufwirtschaft und entwickelt als Teil des Forschungsprojekts „EPSolutely“ Recycling-Konzepte für die Zukunft. Ein Teil der Dämmstoffe von Steinbacher basiert auf expandiertem Polystyrol, auch als Styropor oder EPS bekannt. Das Material ist nicht nur kostengünstig und massentauglich, sondern auch rezyklierbar. Da EPS zu 98 Prozent aus Luft besteht, verfügt es über eine sehr gute Dämmwirkung und benötigt wenig Energie bei Herstellung und Transport. Damit werden wertvolle Ressourcen geschont.

Die beste Energie ist jene, die man gar nicht braucht. Deshalb arbeiten wir intensiv an einem ganzheitlich nachhaltigen Weg.
Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher

Fraunhofer leitet das Projekt

Gemeinsam mit elf weiteren Projektpartnern der Projektgruppe „EPSolutely“ forscht Steinbacher an zukunftsfähigen Konzepten, Technologien und Methoden für eine funktionierende EPS-Kreislaufwirtschaft. Geleitet wird das Projekt von Fraunhofer Austria. „Erstmals ist es gelungen, sämtliche Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette für expandiertes Polystyrol zusammen mit der Forschung sowie weiteren relevanten Partnern an einen Tisch zu bringen.

>> Lesen Sie hier: „Kreislaufwirtschaft scheitert nicht an fehlenden technischen Lösungen"

Diese noch nie dagewesene Konstellation ermöglicht uns, gemeinsame Lösungen zu entwickeln“, freut sich Karl Ott, Gruppenleiter Intralogistik und Materialwirtschaft bei Fraunhofer Austria. Gemeinsames Ziel ist es, die in der österreichischen EPS-Industrie geltenden Recyclingquoten von aktuell 26 Prozent bei Bauware bzw. 56 Prozent bei Verpackungen auf bis zu 80 Prozent zu steigern.

So funktioniert das Kunststoff-Recycling

Damit EPS-Bauabfälle im Kreislauf geführt werden dürfen, muss das bis vor einigen Jahren noch gängige Hexabromcyclododecan (HBCD) abgetrennt werden. HBCD ist ein ringförmiges, bromiertes Kohlenwasserstoffmolekül. Der Stoff ist bei normalen Temperaturen fest und nur sehr wenig wasserlöslich. Eine seiner Eigenschaften ist dabei besonders wichtig: Der Stoff verzögert die Entzündung von Kunststoffen und verlangsamt die Ausbreitung der Flammen. HBCD ist jedoch schlecht für Umwelt und Gesundheit. Der Stoff ist zudem langlebig, kann also in der Umweltschlecht abgebaut werden.

Das Abtrennen von HBCD ist aktuell nur mit dem vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung entwickelten CreaSolv-Prozess sinnvoll möglich. „Kunststoffe sind sehr intelligente Werkstoffe und in der Verarbeitung äußerst energiearm. Durch ihre Verwendung als Dämmstoffe wird die Energie, die zur Herstellung nötig ist, innerhalb eines Lebenszyklus um ein Vielfaches eingespart“, so Hebbel.

Markenbotschafter Andreas Goldberger
Steinbacher-Markenbotschafter Andreas Goldberger - © Steinbacher

Gut zu wissen: Der CreaSolv-Prozess

Der CreaSolv-Prozess kann laut Fraunhofer in sechs Schritte eingeteilt werden:

  • Lösen: Das Zielpolymer wird mit einer speziellen Lösemittelformulierung selektiv in Lösung gebracht. Die spezifische Löslichkeit ermöglicht eine Rückgewinnung von Polymeren in hoher Reinheit.
  • Reinigen: Ungelöste Bestandteile werden mechanisch abgetrennt. Gelöste Stoffe (z.
    B. Nicht-Zielpolymere, Druckfarben, Aluminiumoxid, Aromastoffe, Schadstoffe) werden abgetrennt. Nach der Reinigung erhält man eine Lösung mit Makromolekülen des Zielpolymers.
  • Fällen: Der Zielkunststoff wird durch Fällung aus dem Lösemittel zurückgewonnen.
  • Trocknen: Der Recyclingkunststoff wird getrocknet.
  • Lösungsmittelaufbereitung: Destillation und Rückführung des bei der Reinigung, Fällung und Trocknung angefallenen Lösemittels in den Recyclingprozess.
  • Produkt: Das Kunststoff-Rezyklat wird in hochwertiger Qualität rückgewonnen und kann als Sekundärrohstoff erneut in den Produktionskreislauf fließen.