Grätzl Energie : Wiens erste EEG feiert Geburtstag

Am 29. Juni 2021 wurde Wiens erste Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG), die Grätzl Energie, gegründet – kurz nachdem die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür mittels Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) geschaffen wurden. Die vom Klima- und Energiefonds als „Pionierprojekt“ ausgezeichnete EEG hat seither nicht nur Basisarbeit für zukünftige EEGs in Ballungsräumen geleistet, sondern ebnet auch den Weg für eine gemeinschaftliche Energiezukunft in Wien.

In den vergangenen drei Jahren hat die Grätzl Energie eine große Lernkurve durchlaufen. „Insbesondere in den Anfangsjahren gab es einige Unklarheiten für Energiegemeinschaften. Dazu zählte beispielsweise der Smart Meter Ausbau, die Abwicklung mit den Netzbetreibern oder bürokratische Hürden“, erklärt Roland Kuras, Geschäftsführer der Power Solution Energieberatung, Gründer und Vorstand der Grätzl Energie. Aber: „An jeder Herausforderung sind wir gewachsen und haben wichtige Erkenntnisse für einen optimalen Betrieb einer Energiegemeinschaft gesammelt."

Die Grätzl Energie hat sich als Vorbild für andere EEGs etabliert. Zu den bedeutendsten Meilensteinen bisher gehören:

• Pionierprojekt des Klima- und Energiefonds: Im Rahmen der Ausschreibung Energiegemeinschaften 2021“ des Klima- und Energiefonds konnte sich die Grätzl Energie einen Platz unter den Pionierprojekten sichern. Als „Pioniere“ stuft der Klima- und Energiefonds Projekte ein, die sehr konkret aufgebaut und unmittelbar nach Inkrafttreten des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) realisiert worden sind. Das Umsetzungskonzept und der laufende Betrieb wurden über drei Jahre dokumentiert, um künftigen Energiegemeinschaften den Einstieg zu erleichtern.
• Erstes Grätzlfest (September 2022): Auf Initiative der Grätzl Energie fand 2022 das erste Liesinger Grätzl Fest statt – eine Plattform zur Vernetzung von Einwohner*innen und Unternehmer*innen aus dem 23. Wiener Gemeindebezirk.
  
• Erster kostenfreier Energieeffizienzworkshop (November 2022): Die Grätzl Energie veranstaltet mehrmals jährlich Energieeffizienz-Workshops. Der Fokus liegt darauf, dass die Teilnehmer*innen ihren Energieverbrauch verstehen und lernen, wirksame Maßnahmen zu setzen.
  
• Erste Rechnungslegung (2023): Nach den bürokratischen Hürden konnten im Jänner 2023 die ersten Rechnungen und Gutschriften an die Mitglieder der Grätzl Energie versendet werden.
  
• Erste Quartalsauswertung (2024): Die Auswertung zeigt, dass im ersten Quartal 2024 insgesamt 122.708,12 kWh Sonnenstrom produziert und unter den Mitgliedern geteilt wurden – genug, um mehr als 40 Haushalte zu versorgen.

Einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Grätzl Energie ist die geografische Lage im 23. Bezirk. Liesing bietet eine Mischung aus Gewerbe, Industrie und Wohngebieten, wodurch die Stromverbrauchsprofile der Mitglieder ideal aufeinander abgestimmt sind. Diese Synergien ermöglichen es der Gemeinschaft, die erzeugte Solarenergie effizient zu nutzen und die Abhängigkeit von externen Stromanbietern zu reduzieren.

Zudem sei die Gründung einer EEG als Genossenschaft sinnvoll, wie die Grätzl Energie betont: Sie fördere die gemeinschaftliche Verantwortung und den wirtschaftlichen Vorteil für alle Mitglieder, indem sie eine flexible Struktur bietet, die eine einfache Ein- und Austrittsmöglichkeit sowie gemeinschaftliche Investitionen ermöglicht.

>>> Die richtige Rechtsform für EEG und BEG

Die Grätzl Energie sucht auch aktuell noch nach neuen Mitgliedern – sowohl als Stromabnehmer*innen als auch als Produzent*innen. „Mit der Grätzl Energie zeigen wir, dass gemeinschaftliche Energieerzeugung nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Wir laden alle Liesingerinnen und Liesiger ein, Teil dieser Bewegung zu werden“, schließt Kuras ab.

Für das Reportagenformat "reNEWSable" war das TGA-Team bei der Grätzl Energie zu Besuch: