Aus TGA 6: Interview : „Die Haustechnik- und TGA-Branche gestaltet gerade die Zukunft"

Gerhard Kammerhofer
© WILO SE

TGA: Herr Kammerhofer, in der Haustechnikbranche sind Sie vielleicht noch nicht jedem bekannt. Die Übernahme der Geschäftsführung von Wilo Österreich ist, wenn ich Ihren Lebenslauf betrachte, Ihr Einstieg in die TGA-/Haustechnikbranche. Wenn Sie sich unseren Leser*innen bitte kurz vorstellen würden.
Gernot Kammerhofer:
Gerne! Gernot Kammerhofer, 53 Jahre alt, verheirateter Vater zweier Söhne. Und Sie haben Recht: In der TGA- und Haustechnikbranche bin ich neu. Allerdings kenne ich die Mentalität und die Kund*innenbedürfnisse im Bauwesen insgesamt. In der Vergangenheit leitete ich Niederlassungen des schwedischen Fensterherstellers Inwido in Großbritannien, Polen und Österreich. Zuletzt war ich für das oberösterreichische Bauunternehmen Peneder tätig. Jetzt freue ich mich auf Wilo Österreich, die Kolleg*innen, Kund*innen und Partner!

Was macht die TGA-/ Haustechnikbranche für Sie so besonders interessant?

Kammerhofer:
Die Branche hat hervorragende Zukunftsaussichten, gleichzeitig steht sie vor großen Veränderungen. Stichworte: Klimawandel und Digitalisierung. Darin liegen Herausforderungen, aber auch erhebliche Chancen. Genau das finde ich spannend! Die Haustechnik- und TGA-Branche gestaltet gerade die Zukunft. Und ich bin davon überzeugt, dass die Wilo-Lösungen dazu einen großen Beitrag leisten können.

Warum haben Sie sich gerade für die Position bei Wilo entschieden? Von Ihrer „Außensicht“ her betrachtet, die ja oft besonders wichtig ist, als welche Art Unternehmen haben Sie Wilo kennengelernt?

Kammerhofer:
Wilo passt zu mir – und ich zu Wilo! Hinter der Marke steckt eine starke Unternehmensgruppe, die auf Herkunft setzt. Wilo feiert in diesem Jahr den 150. Geburtstag. Gleichzeitig blickt das Unternehmen weit in die Zukunft. Wilo denkt in Megatrends, zum Beispiel Urbanisierung und Digitalisierung, um hier nur zwei zu nennen. Diese Megatrends sind Teil der Unternehmensstrategie. Tradition und Innovation, eng verwoben – das finde ich faszinierend.

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Große Fußstapfen mit Optimierungspotenzial

Welche Werte charakterisiert das Unternehmen für Sie? Und für welche Werte steht das Unternehmen Ihrer Ansicht nach am Markt?
Kammerhofer:
Wilo hat verbindliche Werte. Kund*innen- und Menschenorientierung, Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein, Innovation und Technikbegeisterung, Ambition und Zielorientierung, Traditionsbewusstsein und Zukunftsorientierung – das ist Wilo. In den vergangenen Wochen habe ich das Unternehmen genau so kennengelernt. Mein Team brennt für seine Arbeit. Und ich glaube, dass das bei den Kund*innen auch so ankommt.

Und wo liegen die besonderen Stärken von Wilo Österreich?

Kammerhofer:
Eine große Stärke von Wilo Österreich habe ich in den vergangenen Wochen spüren dürfen: Das Unternehmen zeichnet sich durch flache Hierarchien, motivierte Mitarbeitende und kollegiale Umgangsformen aus. Das macht eine gute Kommunikation auf Augenhöhe möglich. Dafür möchte ich mich bei meinen Kollegen schon jetzt bedanken!
Mit dem internationalen Netzwerk der Wilo-Gruppe im Rücken ist Wilo Österreich auch unter ungünstigen wirtschaftlichen oder politischen Bedingungen ein starker Partner. Wir sind ein schlagkräftiges Unternehmen mit starken Partnern in der ganzen Welt. Hinzu kommt, klar: das Wilo-Portfolio. Dazu gehören längst nicht mehr nur Pumpen und Pumpensysteme für die Bereiche Gebäudetechnik, Wasserwirtschaft und Industrie, sondern ganzheitliche Lösungen maßgeschneiderter Services.

Gibt es vielleicht aber auch „Schwächen“, also Bereiche, in denen Sie Optimierungspotenzial sehen, die Sie gleich zu Beginn Ihrer Tätigkeit in den Fokus nehmen wollen?
Kammerhofer: Ich treffe bei Wilo Österreich auf ein gesundes, starkes Unternehmen. Mein Vorgänger Gerhard Vogel hinterlässt große Fußstapfen. Ob es Optimierungspotenzial gibt? Natürlich. Sonst hätte mich Wilo ja nicht eingestellt! Wir wollen immer besser werden. Und das heißt: ein noch breiteres Portfolio, noch besseren Service, noch innovativere Lösungen.

Umgang mit aktuellen Herausforderungen

Die TGA-/Haustechnikbranche ist derzeit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: steigende Rohstoffpreise, Probleme in den Lieferketten, fehlende Bauteile, dazu auch noch der Ukraine-Krieg – inwieweit ist Wilo davon betroffen und wie begegnen Sie diesen Herausforderungen, die bei Ihren Partnern am Markt ja für viel Verunsicherung und Planungsunsicherheit sorgen?
Kammerhofer:
Die gesamtwirtschaftlichen Umstände treffen die gesamte Branche und damit natürlich auch uns. Durch gutes Krisenmanagement ist es der Wilo-Gruppe gelungen, auch im Jahr 2021 kräftig zu wachsen. Wir konnten unserer Aufgabe, kritische Infrastruktur wie Altenheime oder Pflegeheime mit systemrelevanten Produkten und Services zu versorgen, gerecht werden. Darauf sind wir stolz! Wir begegnen den aktuellen Herausforderungen also mit bewährten Methoden: möglichst vorausschauende Planung bei gleichzeitiger Flexibilität. Oder anders: Wir bereiten uns bestmöglich vor – und halten doch Reaktionsspielräume offen.

Die Corona-Krise hat viele Bereiche der Wirtschaft massiv in Mitleidenschaft gezogen, anders aber die TGA-/Haustechnikbranche. Wilo hat im letzten Jahr mit einem Gesamtumsatz von 1,7 Mrd. Euro Rekordergebnisse erzielt – wie hat sich der österreichische Markt entwickelt?
Kammerhofer:
Sie haben Recht: Für die Wilo-Gruppe war 2021 ein erfolgreiches Jahr. Gleiches gilt für Wilo Österreich. Die Umsatzerlöse lagen deutlich über dem Vorjahreswert und wir haben ein starkes Wachstum erlebt. Das ist auf der einen Seite der Branche zu verdanken. Andererseits – und davon bin ich überzeugt – der guten Arbeit des Wilo-Teams.

Und wenn Sie eine Prognose abgeben wollen: Welche Erwartungen haben Sie für 2022?

Kammerhofer:
Das Jahr ist turbulent gestartet. Fast alle Hersteller erleben Preiserhöhungen und Lieferprobleme bei Vorlieferanten. Beides hat freilich auch Auswirkungen auf die Preisstruktur und Lieferperformance der Hersteller. Die aktuellen Krisen haben also zur Folge, dass das Wachstum der Branche gebremst wird, obwohl die Nachfrage hoch ist. Zusätzlich treibt der Wandel zu erneuerbaren Energieträgern die Nachfrage an. Das bedeutet aber auch: Wenn sich die gesamtwirtschaftliche Lage entspannt, bin ich sehr guter Dinge, dass die Branche die vergangene Erfolgsgeschichte wieder aufnehmen kann.

Und mittelfristig gesehen: Wie wird sich der Markt in den nächsten Jahren entwickeln?

Kammerhofer:
Ich bin mir sicher, dass sich die TGA-Branche insgesamt und der Markt für Pumpen und Pumpensysteme im Speziellen mittelfristig sehr positiv entwickeln werden. Die Haustechnik spielt beim Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit eine große Rolle. Wer etwa Antworten auf den Klimawandel sucht, kommt am Energieverbrauch nicht vorbei. Und alte, ungeregelte Pumpen verursachen immense Energieverbräuche, die durch einen Pumpentausch drastisch zu reduzieren sind.

Markttreiber Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wilo feiert heuer seinen 150. Geburtstag, das Unternehmen hat sich von einer Kupfer- und Messingwarenfabrik zu einem multinationalen Technologiekonzern entwickelt, zählt heute zu den führenden Herstellern im Hightech-Pumpenbereich. Die Digitalisierung ist dabei in unserer Branche ein Riesenthema – welche Antworten bietet Wilo dazu?
Kammerhofer:
Neben netzwerkfähigen Produkten wie der Wilo-Stratos MAXO und nachrüstbaren Retrofit-Modulen ist die Wilo-Assistent App das Herzstück der Konnektivität bei Wilo. Wir nutzen die Digitalisierung auf allen Ebenen, um Kund*innen einen Zusatznutzen zu bieten und sie bei der Beratung und Planung, aber auch bei der Installation, Inbetriebnahme und Wartung zu unterstützen. So auch mit der digitalen Wilo-World: Mit diesem interaktiven Tool können Kund*innen Produkte in ihren Applikationen vom Schreibtisch aus erleben. Sie bietet Information und Erlebnis gleichermaßen, denn alle zur Planung benötigten technischen Daten sind somit jederzeit und überall verfügbar.

Gibt es eigene Geschäftsmodelle oder besondere Serviceangebote?

Kammerhofer:
Ja! Wer Wilo kennt, kennt auch den Wilo-Werkskundendienst. Als Partner unserer Kund*innen kümmern sich unsere Techniker*innen um Inbetriebnahmen, Instandhaltungen, Reparaturen und mehr – häufig in einem ganzheitlichen Servicekonzept, das individuell für den Kund*innen erarbeitet wird. Dieses Service-Angebot lässt sich bestens durch unser WiloCare-Angebot ergänzen. Dahinter steckt die digitale Fernüberwachung von Pumpen und Pumpensystemen. Mit einem Blick auf das Smartphone, das Tablet oder den PC- Monitor können unsere Kund*innen so Betriebsstunden, Füllstände, Druck und Co. überwachen – von überall aus, jederzeit. Ein anderes Beispiel: der Wilo-Live Assistent, die schnelle Soforthilfe durch unsere Fachberater*innen per Video-Chat.

Nicht minder markttreibend wie die fortschreitende Digitalisierung sind die Aspekte Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Welche Rolle kann Wilo dabei übernehmen? In welcher Verantwortung sehen Sie das Unternehmen?

Kammerhofer:
Der Klimaschutz ist fester Bestandteil der Wilo-DNA. Kern unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist es, mehr Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, den Blick auf den gesamten Wasserkreislauf zu richten: von der Trinkwassergewinnung und -versorgung bis zur Abwasserentsorgung und -aufbereitung. Mit unseren Hocheffizienztechnologien tragen wir außerdem zu einem schonenderen Umgang mit der Ressource Energie bei. Dass wir dieser Verantwortung gerecht werden können, haben wir in der Vergangenheit bewiesen. So wurde die Wilo-Gruppe im Jahr 2020 als einer der weltweit „50 Sustainability & Climate Leaders“ ernannt. Zudem wurden wir mit dem renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) im Transformationsfeld „Klima“ ausgezeichnet.