Industriegebäude in Österreich : Energieeffizienz trotz schwächelnder Produktion 2023/24?

industrial landscape with heavy pollution produced by a large factory
© kbarzycki - stock.adobe.com

Einsicht in die Umkehrbarkeit ist die Grundlage des Erfolgs

Ob in Österreich oder Deutschland: Die Preise für fossile Energien sind im vergangenen Jahr und auch zum Jahresstart 2024 leicht gesunken. Das ist auf den ersten Blick eine finanzielle Entlastung – denn gerade im Mittelstand ist die Liquiditätslage nach den zehrenden Jahren der Pandemie und infolge des Wirtschaftseinbruchs mehr als angespannt.

Die bis dato oft üppigen Eigenkapitaldecken sind an vielen Stellen bedenklich durchgescheuert. Da kommt die Stabilisierung der Preise für Öl und Gas vielen Firmen recht, die ihre privaten, aber gerade auch betrieblichen Gebäude oft noch klassisch-fossil beheizen. Wurde der österreichische Gaspreisindex zum Juni 2023 auf 191,01 Punkte beziffert, sind es im April 2024 131,04 Punkte. Ein Beleg für den Rückgang der Preise. Bedenklich ist hier, dass sinkende Energiepreise über das Potenzial verfügen, sämtliche Notwendigkeit der nachhaltigen Umrüstung teilweise auszubremsen

Doch das große Aber folgt: Die Preise für fossile Energien machen nach Meinung vieler Expert*innen derzeit nur eine Verschnaufpause durch und betrachtet man die Preise vor Corona ist er aktuell trotz Reduktion immer noch doppelt so hoch. Es wäre regelrecht fahrlässig – mit Blick auf das Weltklima, aber auch aus betriebswirtschaftlichen Aspekten –, wenn Unternehmer*innen in Sachen Energieeffizienz jetzt nachlassen. Die Preise für fossile Energieträger zeigen aufgrund der Markttrends, aber auch der verschärften Regulatorik und Besteuerung klar nach oben. Die Antwort darauf kann nur lauten: mehr Effizienz wagen und investieren.

Sinkende Energiepreise verfügen über das Potenzial, sämtliche Notwendigkeit der nachhaltigen Umrüstung teilweise auszubremsen.

KI- und Smart-Home-Technologie als Gamechanger

Doch wie genau geht das mit „mehr Effizienz“ bei Industrieobjekten? Wo anfangen, wie weitermachen, was also tun? Bevor es zur ersten Baumaßnahme kommt, entscheiden gründliche Ist- und Schwachstellenanalysen: An welchen Stellen im Gebäude wird die meiste Energie verbraucht und wo entstehen die meisten Kosten? Wo genau verbergen sich Energiefresser und vermeidbare Redundanzen? Bei der Suche nach den richtigen Lösungen und Optimierung helfen zunehmend auch künstliche Intelligenz und Smart-Home-Technologien weiter.

In den nächsten Jahren könnten sich die Innovationssprünge bei diesen zwei Technologien noch als echte Gamechanger beim Kampf gegen den Klimawandel erweisen – allen voran im Gebäude- und speziell Industriegebäudesektor. Bereits heute spielen insbesondere intelligente Raum- und Gebäudesteuerungen, adaptive Beleuchtungssysteme und Energiemanagementsysteme eine wichtige Rolle.

Das für Deutschland zuständige Umweltbundesamt erkennt die größten Einsparpotenziale in diversen Studien in den Bereichen Luftaufbereitung, Pumpen und Ventilatoren. Durch optimierte Anwendungen in diesen Feldern lassen sich nach Erhebungen der deutschen Behörde bis zu 44 Mrd. Kilowattstunden Strom einsparen – und das Jahr für Jahr.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!
Autorenfoto Andreas Blassy
Fachautor Andreas Blassy, Head of Digital & Energy Services bei Caverion Deutschland - © Caverion Deutschland
Es macht in Zeiten von Homeoffice und Mobile Work keinen Sinn mehr, im Energieverbrauch nur das Gebäude an sich anzugeben.

Nicht alles, was effektiv ist, ist zugleich effizient

Mit Blick auf die Industrien von Österreich und Deutschland und ihre Bestandsobjekte soll das bedeuten: Maßnahmen müssen bezahlbar bleiben und mit Augenmaß erfolgen. Das sollte auch die regulierende Politik im Auge behalten.

Für eine Vertiefung der Energieeffizienz-Maßnahmen aus 2023/24, braucht es zum Teil auch neue Ansätze. Denn nicht alles, was effektiv ist, ist auch effizient. Beispiel Flächennutzung: Es macht in Zeiten von Homeoffice und Mobile Work beispielsweise keinen Sinn mehr, im Energieverbrauch nur das Gebäude an sich anzugeben.

Hervorzuheben sind im Nichtwohngebäude-Bereich – also auch in der Industrie - Ansätze, die die effektive Flächennutzung stärker als je zuvor priorisiert. Nicht mehr der Energieverbrauch pro Gebäude, sondern pro genutzten Quadratmeter unter Berücksichtigung baulicher und standortspezifischer Bedingungen würden auch bei industriellen Gebäudebetrieben den Energieverbrauch nachhaltiger gestalten.

Das alles unter der Berücksichtigung der Nutzungsweise. Dafür müsste die Flächennutzung erfasst werden, um die energetische Versorgung zu optimieren. Welche Menge steht zur Verfügung und welche Menge wird in welcher Form genutzt, ist die Formel für weitere Effizienzsteigerungen. Wie Flächen 2024/25 ressourcenschonend betrieben werden, wird die Diskussion um energieeffiziente Industrieobjekte wesentlich beeinflussen.