Fernwärme : Abwärme heizt Klinik Floridsdorf
Die Klinik Floridsdorf nutzt seit diesem Winter mittels einer lokalen Wärmequelle: Dem Rechenzentrum von Digital Realty. Gemeinsam mit Wien Energie hat das Unternehmen ein Konzept entwickelt, um die Wärme, die im Rechenzentrum entsteht, nachhaltig zu nutzen. Wien Energie hat dafür in den letzten eineinhalb Jahren bei der Klinik Floridsdorf eine Wärmepumpenanlage errichtet, die über eine Verbindungsleitung mit dem Kühlsystem des Rechenzentrums verbunden ist.
Die Anlage "recycelt“ überschüssige Wärme aus den Serverräumen und wandelt diese in Fernwärme für die Klinik um. „Raus aus Öl und Gas – und sorgsam mit Energie umgehen. Diese beiden wichtigen Säulen der Energiewende werden bei der Grätzl-Heizung bestens verbunden. Die Abwärme, die beim Betrieb des Serverzentrums entsteht, wird sinnvoll genutzt und heizt die Klinik Floridsdorf“, freut sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Win-Win-Win-Situation
„Das Projekt ist sowohl von der Dimension als auch von der Ausrichtung zukunftsweisend und in Europa bislang einzigartig. Wir nehmen eine Vorreiterrolle ein und setzen gemeinsam neue Maßstäbe in der Nachhaltigkeit von Datacenters“, umreißt Martin Madlo, Managing Director von Digital Realty Österreich.
Zwischen 50 und 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik können mit der Abwärme des Rechenzentrums gedeckt werden, was bis zu 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr spart. Die neue Anlage besteht aus drei Wärmepumpen mit einer Leistung von je einem Megawatt, in die Wien Energie rund 3,5 Mio. Euro investiert hat. Neben der Versorgung der Klinik Floridsdorf erzeugt die Anlage zusätzlich Kälte für das Rechenzentrum.
Das Rechenzentrum und die Klinik sind durch eine unterirdische Leitung verbunden. Mit der Anlage wird beim Rechenzentrum dem rund 26 °C warmen Kühlwasser die Wärmeenergie entzogen und über die Leitung in einem eigenen Wasserkreislauf in die Energiezentrale der Klinik geleitet. Mit den Wärmepumpen kann die Wärme genutzt werden, um die Klinik Floridsdorf mit bis zu 82 °C zu heizen. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zum Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung eingesetzt wird.
„Diese Wärmepumpen-Lösung ist eine Win-Win-Win-Situation: Für die Klinik Floridsdorf, die künftig mit regionaler Wärme versorgt wird. Für Wien Energie, die den Ausbau der klimaneutralen Fernwärme weiter vorantreibt und für Digital Realty, die ihr Rechenzentrum damit noch nachhaltiger gestalten können“, erklärt Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
90.000 Laufmeter Heizung
„Die Klinik Floridsdorf hat, bei einer Heizleistung von 13 Megawatt, einen jährlichen Warmwasserverbrauch von 73.000 Kubikmetern und einen Jahreswärmeverbrauch von rund 21.000 Megawattstunden. 90.000 Laufmeter Heizung sind in dem knapp 800-Betten-Spital verbaut und die Klinik Floridsdorf wird im Schnitt an 150 Tagen im Jahr beheizt“, setzt Herwig Wetzlinger, Generaldirektorin-Stellvertreter im Wiener Gesundheitsverbund die Dimensionen der Klinik ins Verhältnis.
„Als größter Gesundheitsdienstleister Österreichs können und müssen wir auch einen relevanten Beitrag in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Diese haben bei uns schon eine lange Tradition“, betont Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbunds. Beispiel dafür ist die Klinik Floridsdorf, etwa durch die Vermeidung von PVC, den Einsatz von Fernkälte, die Nutzung von Regenwasser, den Ausbau des Radwegenetzes rund ums Spital und die Errichtung von 259 Radabstellplätzen am Spitalsgelände. 2021 wurde zudem eine PV-Anlage am Dach der Hochgarage in Betrieb genommen.
Details zum Projekt
- Hersteller Wärmepumpen: Equans
- Heizleistung: 3,0 MW
- Kühlleistung: 2,1 MW
- CO2-Einsparung: bis zu 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr
- Investitionen: 3,5 Mio. Euro
- Das Projekt wird aus den Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert; Begleitforschung im Rahmen der Aspern Smart City Research