Grünes Gas in Deutschland : Deutschland: Verbände gegen Verheizen von Wasserstoff

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In Deutschland warnen aktuell 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen. In einem offenen Brief an etwa 7.000 deutsche Bürgermeister*innen warnen die Verbände vor einer „Kostenfalle für Kommunen". Konkret geht es darum, in der kommunalen Wärmeplanung Wasserstoff-Heizgebiete auszuweisen. Auch in Wärmenetzen sollte Wasserstoff allenfalls zur Abdeckung der Spitzenlast vorgesehen werden, so der Appell.

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Warum genau jetzt?

Seit dem 1. Januar 2024 gilt in Deutschland das Wärmeplanungsgesetz, welches Kommunen eine Schlüsselrolle in der Wärmewende zuspricht. Diese müssen bis spätestens Mitte 2028 einen Plan vorlegen, wie sie ihre Gemeinden künftig klimaneutral mit Wärme versorgen wollen.

Wo heute im großen Stil geplant wird, mit Wasserstoff zu heizen, ohne dass dieser tatsächlich zur Verfügung steht, laufen fossile Anlagen einfach weiter und heizen die Klimakrise weiter an.
Henning Peters, Referent für Energie und Klima am Umweltinstitut

Woher mit der Gebäudewärme?

Die Absender des Briefes verweisen eine Vielzahl an wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Wasserstoffheizungen vier- bis sechsmal mehr Energie verbrauchen als handelsübliche Wärmepumpen. Grund dafür ist, dass die Herstellung von Wasserstoff sehr viel Strom benötigt. „Wasserstoff ist zu kostenintensiv und aufwändig zu produzieren, um ihn buchstäblich zu verheizen. Selbst langfristig wären Wasserstoffheizungen insgesamt etwa doppelt so teuer wie Wärmepumpen oder Wärmenetze", warnt Mira Jäger, Energie-Expertin von Greenpeace Deutschland. Wasserstoff solle daher nur für Anwendungen eingesetzt werden, für die es keine Alternativen gibt, so etwa bei Hochtemperaturprozessen in der Industrie.

Die Verbände appellieren daher an die Kommunen,

  • keine Wasserstoffnetzgebiete zur dezentralen Gebäudebeheizung auszuweisen,
  • Wasserstoffkraftwerke zur Speisung eines Wärmenetzes nur zur Abdeckung der Spitzenlast vorzusehen und
  • den Anteil an Wärmeerzeugung durch Verbrennung insgesamt – inklusive Biomasse und Biogas – in der kommunalen Wärmeplanung zu minimieren.

Man verweist außerdem darauf, dass Technologien wie Großwärmepumpen, Geothermie, Solarthermie & Co. bereits jetzt verfügbar sind, während die nationale wie internationale Wasserstoffinfrastruktur noch auf ihre Umsetzung wartet.

Auf der anderen Seite der Argumentationslinie finden sich Plattformen wie „H₂ vor Ort“ und „H₂ kommunal“ wieder, die die Stadtwerke und kommunale Akteure für den breitflächigen Einsatz von Wasserstoff gewinnen wollen. Sie verweisen auf die bestehenden deutschen Gasverteilnetze mit einer Gesamtlänge von etwa 550.000 Kilometern, die sie weiterhin nutzen wollen. Für die Erzeugung von grünem Wasserstoff besonders wichtig: Erneuerbarer Strom für die Elektrolyse. Was dessen Erzeugung betrifft, hatte Österreich 2023 (87 % Erneuerbaren-Anteil am Strom) die Nase klar vor Deutschland (60 % Erneuerbaren-Anteil am Strom). Bis 2045 – dann will Deutschland klimaneutral sein – müsste also genug grüner Stromüberschuss herrschen, um Wasserstoff auch für die Gebäudewärme nutzen zu können; Strom, der auch für Wärmepumpen genutzt werden könnte.