Forschung für den Klimaschutz : Massivbaubranche stellt Ergebnisse ihrer Forschungsinitiative vor

Joachim Nackler, Architektur- und Bauforschung GesbR; Stefan Schleicher, Wegener Center Universität Graz; Andreas Pfeiler, FV der Stein- und keramischen Industrie; Alexander Passer, Technische Universität Graz; Peter Holzer, Institute of Building Research and Innovation; Franziska Trebut, ÖGUT; Renate Hammer, Institute of Building Research and Innovation; Theodor Zillner, BMK und Bernhard Lipp, IBO.

Joachim Nackler, Architektur- und Bauforschung GesbR; Stefan Schleicher, Wegener Center Universität Graz; Andreas Pfeiler, FV der Stein- und keramischen Industrie; Alexander Passer, Technische Universität Graz; Peter Holzer, Institute of Building Research and Innovation; Franziska Trebut, ÖGUT; Renate Hammer, Institute of Building Research and Innovation; Theodor Zillner, BMK und Bernhard Lipp, IBO (v.l.n.r.)

- © FV der Stein- und keramischen Industrie

Energieeffiziente Gebäude sind ein gewichtiger Faktor, um Maßnahmen gegen den Klimawandel umzusetzen. Mehr denn je sind daher auch innovative Baukonzepte gefragt. Vor diesem Hintergrund untersuchen Massivbaubranche und Forschung seit 2014 in Zusammenarbeit die Anforderungen an zukunftssicheres Bauen. Dabei geht es um nachhaltige Bauprodukte und Bauweisen, die sicherstellen, dass neue Gebäude nicht Hypothek, sondern Asset für die nächsten Jahrzehnte sind. Nun liegen die Ergebnisse der dritten Projektphase 2019 bis 2021 vor. „Nachhaltigkeit ist im Herzen der Massivbauindustrie angekommen und wird von ihr mit vorangetrieben“, so Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie. Er bedankt sich auch beim Klimaministerium für die Unterstützung seit Beginn der Forschungsinitiative.

Energiesparpotenzialebei der Gebäudenutzung

Der Weg zur Nachhaltigkeit führt über die rasche Umsetzbarkeit von Innovationen. Dazu braucht es auch Tools für die Baupraxis, um ökologische Zusammenhänge bereits in der Planungsphase eines Gebäudes zu berechnen und Nachhaltigkeitsentscheidungen sicher treffen zu können. Ein Best Practice Beispiel dafür befasst sich mit der Vermeidung der sommerlichen Überhitzung von Gebäuden. Architekt*innen und Bauplaner*innen können damit thermisches Raumverhalten einfacher simulieren als bisher. Die Berechnungen erfolgen online über das kostenlose Internet-Tool Thesim 3D. Verschattungen in der Gebäudeumgebung werden automatisch über die Standortkoordinaten in die Simulation einbezogen. Zudem macht die Darstellung in vergleichenden Diagrammen es möglich, die Zusammenhänge zwischen baulichen Maßnahmen und thermischen Verhältnissen im Innenraum zu veranschaulichen.

Erneuerbare Energie für thermische Bauteilaktivierung

Praktisch erforscht wird ressourcenschonendes Heizen und Kühlen im Wohnpark Wolfsbrunn im niederösterreichischen Sommerein. 14 moderne Reihenhäuser und ein mehrgeschossiges Gebäude mit 22 Wohnungen für Generationenwohnen wurden errichtet und ab 2019 bezogen. Ziegelwände sind hier mit Betondecken kombiniert, dadurch werden die Wohnungen über thermische Bauteilaktivierung temperiert. Zum Beheizen wird dabei Strom aus Windkraft und Photovoltaik verwendet. Diese Energie ist bekanntlich volatil, wird jedoch durch die Speichermasse massiver Baustoffe optimal genutzt. Die Vorteile des Massivbaus lassen sich dank neuer Berechnungs- und Evaluierungsmethoden auch für zukünftige Anwendungen bemessen. Das ist wichtig, um massive Bauweisen für Klimaschutz-Förderungen zu qualifizieren.

Wohnbauförderung als Hebel

Die Massivbauindustrie pocht darauf, bei der Errichtung und Sanierung von Gebäuden und Wohneinheiten die günstigen Eigenschaften von Baustoffen technologienneutral einzusetzen. „Einseitige Förderungspolitik muss aufhören – es darf nur einen Maßstab für die Baustoffentscheidung geben, nämlich ob die Anforderungen an die Nachhaltigkeit erfüllt sind,“ fordert Pfeiler. Nur so könne den gesellschaftlichen Herausforderungen Klimaschutz und leistbares Wohnen erfolgreich begegnet werden. Dazu wären die Nachhaltigkeitskriterien bundesweit zu vereinheitlichen, zudem sollten die Langlebigkeit, Ressourceneffizienz und Kreislauffähigkeit von Baustoffen in die Vorgaben der Wohnbauförderung einbezogen werden. Es fehle auch die Aufwertung heimischer Baustoffe durch eine Herkunftskennzeichnung. Bei all dem seien die regionale Politik und Verwaltungsebenen gefordert.