Bauteile und ihre Lebensdauer : Rohrverbindungen auf dem Prüfstand

Der Faktor Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren noch einmal an Bedeutung gewonnen. Egal ob bei der Materialauswahl, der Produktion oder der Umsetzung von Prozessen, überall ist er zu berücksichtigen. Auch bei der Nutzungsdauer von Produkten spielt er eine Rolle: Denn je länger die Funktionsfähigkeit von Systemen erhalten bleibt und sie im Einsatz bleiben können, desto nachhaltiger.

Für Produkte, die in Kontakt mit Trinkwasser gelangen, gelten strenge Regelungen. Bevor sie auf den Markt gelangen und verbaut werden, müssen sie eine Reihe von Prüfungen über sich ergehen lassen – und das regelmäßig. Die Anforderungen sind hoch, immerhin geht es um die Qualität des Trinkwassers. Neben der Gewährleistung eines sicheren Transports des Trinkwassers ist auch die Nutzungsdauer von Rohren, Rohrverbindungen und Armaturen ein Aspekt, mit dem sich Hersteller bei der Optimierung und Weiterentwicklung ihrer Produkte auseinandersetzen.

Schäden an der Infrastruktur können nicht nur die Wasserqualität negativ beeinflussen, sie sind auch mit enormen Kosten verbunden. Ideal wäre also, wenn Produkte einmal eingesetzt ewig halten würden. Das ist leider (noch) utopisch. Das weiß man auch bei Hawle, einem weltweit tätigen Familienunternehmen aus Österreich, das Produkte wie Absperr- und Regelarmaturen sowie Rohrverbindungen und Formstücke für Trinkwasser- und Abwassersysteme im Angebot hat.

In Australien wurde zuletzt die Forderung immer lauter, Rohre und Armaturen, die für den Transport von Trinkwasser verantwortlich sind, gleich 100 Jahre einzusetzen. Mit Blick auf den Faktor Nachhaltigkeit eine gute Idee. Aber können Produkte diesen Anforderungen gerecht werden? Auf die Qualität des transportierten Wassers darf eine verlängerte Nutzung auf keinen Fall negative Auswirkungen haben.

Das ist auch Hawle bewusst, dessen Produkte nicht nur international bekannt sind, sondern auch weltweit eingesetzt werden. Um herauszufinden, ob für das System 2000 eine potenzielle Lebensdauer von 100 Jahren angenommen werden kann, hat man sich auf die Suche nach einem unabhängigen Prüfinstitut gemacht – und mit dem OFI den passenden Partner gefunden.

Das OFI ist eine akkreditierte Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle und auch als Anbieter von Eignungsprüfungen akkreditiert. Mit einem interdisziplinären Expert*innen-Teams hat man viel Know-how betreffend Auswahl, Prüfung und Anwendung von Werkstoffen. „Wir kennen nicht nur die entsprechenden Normen und Regelwerke, wir haben auch viel Erfahrung mit der Entwicklung und Umsetzung individueller Prüfanforderungen“ weiß Martin Sturmlechner, der für die Realisierung dieses Projektes am OFI verantwortlich war.

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Bei der Prüfung von Armaturen wird standardmäßig von einer Lebensdauer von 50 Jahren ausgegangen. „Gemeinsam mit Hawle hat sich unser interdisziplinäres Team am OFI der Herausforderung gestellt und ein Prüfsetting entwickelt, das eine Nutzungsdauer von 100 Jahren berücksichtigt“, so Sturmlechner. Basierend auf der ÖNORM EN 12842:2012 und der ÖNORM EN 14901-1:2019 wurde das System 2000 von Hawle im OFI Labor unterschiedlichen Tests unterzogen.

Es wurden Belastungstests durchgeführt, die für die Haltbarkeit des Produktes und die langfristige Funktionsfähigkeit des Systems wesentlich sind. Sturmlechner führt weiter aus: „Um eine erwartete Nutzungsdauer von 100 Jahren zu simulieren, wurden die Parameter der Prüfungen modifiziert, und so beispielsweise zusätzlich zur Prüfung der Hitzebeständigkeit in Luft und Wasser auch eine Beständigkeitsprüfung in einem extrem korrosiven Medium durchgeführt.“

Wie lange Bauteile tatsächlich ihre Funktion erfüllen können, ist von unterschiedlichsten Parametern abhängig. Neben der Produktqualität spielen eine Vielzahl von äußeren Bedingungen eine Rolle. Das entwickelte Prüfsetting berücksichtigt, so gut wie es im Labormaßstab möglich ist, die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse.