Trinkwasserhygiene : ÖNORM B 1921 ist fit für die Zukunft

Solarthermie ist schon lange Stand der Technik und hat ihren Zenit bereits überschritten. Die Nutzung von Photovoltaik ist vielfältiger und nicht nur auf die Warmwasserbereitung beschränkt. Zudem lässt sich die Effizienz durch den Einsatz von Wärmepumpen weiter steigern. Laut einem Bericht des Umweltministeriums wurden in Österreich 2021 zur Warmwasserbereitung mittels Wärmepumpen immerhin 532 GWh aus Umweltwärme und nur 295 GWh aus elektrischer Energie herangezogen.

Zentrale Trinkwassererwärmungsanlagen werden gemäß Stand der Technik mit 60 °C am Austritt des Speichers und 55 °C am Zirkulationsrücklauf betrieben. Die Nutzung beim Händewaschen oder Duschen erfolgt mit etwa 36 bis 40 °C, bei der Küchenspüle werden mitunter um die 42 °C benötigt.

Das ursprünglich auf 60 °C erwärmte Warmwasser wird an der Entnahmestelle mit einem erheblichen Anteil Kaltwasser auf die gewünschte Temperatur gemischt. Da der Wirkungsgrad von Wärmepumpen mit steigender Ausgangstemperatur sinkt, ist im Sinne der Energieeffizienz der Schluss naheliegend, die Warmwassertemperatur generell abzusenken. Dabei sind jedoch einige wichtige Aspekte zu beachten.

Wie die meisten anderen Lebensmittel auch, sollte Trinkwasser entweder kühl oder ausreichend warm gelagert werden. Vor knapp 2 Millionen Jahren erfanden unsere Vorfahren das Kochen, seit der Antike werden Verfahren zur Kühlung von Lebensmitteln eingesetzt. Beides sind Faktoren, die den rasanten Anstieg der Weltbevölkerung ermöglicht haben. Untersuchungen und praktische Erfahrungen zeigen, dass eine hygienisch sichere Lagerung von Wasser im Bereich von 25 bis 55 °C mit erheblichen Risiken verbunden ist. Ein weiterer, entscheidender Faktor ist die Lagerdauer.

Aus diesem Grund fordern die Regelwerke für den bestimmungsgemäßen Betrieb eine Nutzung, die zu einem regelmäßigen Wasseraustausch führt. Nicht stattfindender Wasserwechsel wird als Stagnation bezeichnet und führt dazu, dass sich die Wassertemperaturen in nicht-zirkulierenden Verteilsystemen an die Umgebungstemperaturen annähern. In den meisten Fällen sind dies jedoch nicht die Raumtemperaturen, sondern die weitaus höheren Temperaturen in den Schächten und Zwischendecken. Damit schließt sich der erste Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt, wenn eine Absenkung der Warmwassertemperaturen ins Auge gefasst wird. Zu dem kommt, dass niedrigere Warmwassertemperaturen auch zu einer Verschiebung des Mischungsverhältnisses von Kalt- und Warmwasser bei den Entnahmen führen. Das verstärkt die Stagnation im Kaltwasserverteilsystem und führt im Extremfall dazu, dass bei den Zapfvorgängen überhaupt kein Kaltwasser beigemengt wird.

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Die weiteren relevanten Faktoren liegen meist nicht im direkten Einflussbereich der Nutzer*innen, sondern sind durch die Zusammensetzung des Wassers sowie die Hausinstallation selbst gegeben. Auch sie müssen bei der Risikobewertung beachtet werden. Diese Vorgehensweise entspricht genau dem Konzept eines Wassersicherheitsplans, das den Aufbau eines maßgeschneiderten Risikomanagementsystems ermöglicht.

Grundlegende Faktoren des Wassersicherheitsplans sind die Systembeschreibung, die Bewertung und die daraus resultierenden Maßnahmen zur Risikobeherrschung. Sofern keine baulichen Maßnahmen vorgesehen sind, werden sich die Maßnahmen im Wesentlichen auf die Verringerung des Risikos aus Stagnation und Temperatur beschränken. Können mit einem verantwortungsvoll aufgestellten Wassersicherheitsplan die Risiken in einem akzeptablen Rahmen gehalten werden, so spricht einer Absenkung der Warmwassertemperaturen nichts entgegen. Genau dieses Vorgehen ermöglicht die ÖNORM B 1921. Sie gibt Vorgaben für einen hygienisch sicheren Betrieb und erlaubt eine abweichende Betriebsweise, wenn diese ausreichend sicher ist. Damit ist die ÖNORM B 1921 offen für neue Technologien und fit für die Zukunft.