CEO Martin Hagleitner : Austria Email 2023: Umsatzsteigerung trotz Markteinbruch und "politischem Pfusch"

Portrait Austria Email AG

CEO Martin Hagleitner, Austria Email AG

- © Austria Email AG / APA-Fotoservi

Trotz des abrupten Endes der Marktnachfrage im zweiten Halbjahr 2023 konnte die Austria Email AG ihren Umsatz im Vorjahr um 3 Prozent auf 128,5 Mio. Euro steigern. Zum Vergleich: Im Sonderkonjunkturjahr 2022 war der Umsatz von 94 Mio. Euro auf 124 Mio Euro geradezu explodiert. Mit einem Betriebsergebnis von 7 Mio. Euro (2022: 9,3 Mio Euro) legte der Knittelfelder Hersteller von Heizungs- und Warmwassersystemen insgesamt ein solides Ergebnis vor.

Rechnet man die beiden deutschen Tochterunternehmen Austria Email GmbH und Thermic Energy dazu, sieht das Bild für die Austria Email Gruppe sogar noch etwas positiver aus: Hier steigerte sich der Umsatz um 9,5 Prozent auf 197,2 Mio. Euro.

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Hagleitner: "Reformstau führt zu Sanierungsstau"

Für Martin Hagleitner, CEO von Austria Email und Konzerngeschäftsführer DACH beim Mutterkonzern Groupe Atlantic, liegt ein großer Teil der Verantwortung für den durchwachsenen Geschäftsgang bei der Politik: "2023 war geprägt von einem abrupten Ende der starken Nachfrage des Vorjahres sowie einem Einbruch bei Neubau- und Sanierungsprojekten. Ursächlich dafür sind neben geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Abkühlung, Inflation und gestiegenen Zinsen auch legistische Verzögerungen sowie politischer 'Pfusch' und damit fehlende Planungssicherheit für Verbraucher:innen und Unternehmen – in Österreich ebenso wie in Deutschland."

Speziell im Heimmarkt Österreich moniert der CEO, dass das Erneuerbare Wärme Paket EWP nur großzügige Förderungen, aber keine längst notwendigen Reformen beinhaltet. Das sei aus Hersteller-Sicht eine vertane Chance. Auch die Versäumnisse bei legistischen Maßnahmen im Miet- und Wohnrecht sowie bei flankierenden Reformen geht viel Dynamik am Markt verloren.

Daran schließt Hagleitner auch konkrete Forderungen an: "Es braucht langfristig ausgerichtete, nachvollziehbare und berechenbare Regelungen sowie Anreize auf nationaler und europäischer Ebene, inklusive erleichtertem Kreditzugang für weniger finanzkräftige Haushalte." Für viele stelle die Vorfinanzierung der 75 Prozent, aber auch der 100 Prozent Förderung für Einkommensschwache eine große Hürde dar. Hier seien Lösungen fällig, um die Dekarbonisierung einen großen Schritt voranzubringen. "Der Reformstau führt zu einem Sanierungsstau", so Martin Hagleitner.

Martin Hagleitner fordert Reformen im Miet- und Wohnrecht, um die Dekarbonisierung voran zu bringen.

Ausblick: Kurzfristig verhalten, mittelfristig kontinuierliches Wachstum

Das laufende Geschäftsjahr schätzt die Austria Email AG wegen der deutlich schlechteren Nachfragesituation und der Delle am Bau sehr vorsichtig ein. Das Interesse der Konsument:innen an den Produkten sei zwar anhaltend hoch, das würde sich derzeit jedoch noch nicht in der angespannten Auftragslage widerspiegeln.

"Mittel- und langfristig gehen wir dennoch von kontinuierlichem Wachstum aus. Denn zur Bewältigung der Energiewende im Gebäudebereich führt an Heizungs- und Brauchwasserwärmepumpen sowie smarten Speichern kein Weg vorbei", gibt sich Martin Hagleitner optimistisch zum Ausblick für das Unternehmen. Dazu trägt auch der Fokus auf "Green Products" bei: Der Anteil am Gesamtumsatz macht derzeit rund 75 Prozent aus. Austria Email AG trage so dazu bei, dass die Unabhängigkeit von fossilen Energien bei Sanierung und Neubau gelingt und die Energieeffizienz nachhaltig gesteigert wird.

Um für diese Entwicklung gerüstet zu sein, hat die Austria Email AG ein Investitionsprogramm in Höhe von 8 Mio. Euro für den Ausbau der Produktion in Österreich aufgelegt. Als erster Schritt wurde bereits im ersten Quartal 2024 eine zusätzliche Fertigungslinie für Pufferspeicher in Knittelfeld in Betrieb genommen.

Ausbau in Knittelfeld: Mittel- und langfristige rechnet Austria Email mit Umsatzwachstum durch den Fokus auf "Green Products".

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