Baufortschritt : Fernwärme aus Klärwasser: Großwärmepumpen für erste Ausbaustufe angeliefert

Baustellen-Besichtigung Großwärmepumpe ebswien Kläranlage -Karl Gruber, Wien Energie-Geschäftsführer, Josef Taucher, Klubobmann Wiener SPÖ, Jürgen Czernohorszky, Stadtrat, Peter Hanke, Stadtrat (v.l.n.r.)

Baustellen-Besichtigung Großwärmepumpe ebswien Kläranlage -Karl Gruber, Wien Energie-Geschäftsführer, Josef Taucher, Klubobmann Wiener SPÖ, Jürgen Czernohorszky, Stadtrat, Peter Hanke, Stadtrat (v.l.n.r.)

- © Wien Energie/Christian Hofer

Neben der ebswien Kläranlage in Wien-Simmering errichtet Wien Energie derzeit eine der leistungsstärksten Großwärmepumpen Europas (TGA berichtete). Kürzlich wurden die drei Wärmepumpen für die erste Ausbaustufe angeliefert. In dieser Stufe will Wien Energie bereits ab Jahresende klimaneutrale Fernwärme für bis zu 56.000 Wiener Haushalte erzeugen. Dazu wird die Restwärme aus dem Abwasser der Kläranlage genutzt. „Bis 2040 will Wien Energie die Fernwärme gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugen – mit solchen Klimaschutzprojekten wie hier in Simmering wird das gelingen“, zeigt sich Finanzstadtrat Peter Hanke überzeugt. Im Vollausbau kann Wien Energie mit der Großwärmepumpe bei der Kläranlage ab 2027 bis zu 112.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme versorgen.

Die Großwärmepumpe ist ein Leuchtturmprojekt für die Wärmewende in Wien, mit der wir im Vollausbau den Anteil erneuerbarer Fernwärme um bis zu 14 Prozent steigern können.
Karl Gruber, Wien Energie-Geschäftsführer

Erste Ausbaustufe bis Ende 2023

Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber ergänzt: „Wir nutzen die Restwärme aus dem gereinigten Abwasser aus der Kläranlage, entziehen diesem die Wärme und erzeugen daraus Fernwärme. Der dazu benötigte Strom kommt vom nahegelegenen Kraftwerk Freudenau. Die Großwärmepumpe ist ein Leuchtturmprojekt für die Wärmewende in Wien, mit der wir im Vollausbau den Anteil erneuerbarer Fernwärme um bis zu 14 Prozent steigern können.“ Wien Energie investiert rund 70 Mio. Euro in das Klimaschutz-Großprojekt.

Im Endausbau besteht die Wärmepumpen-Anlage aus sechs Wärmepumpen. Drei davon stehen jetzt schon in Simmering – sie haben einen langen Weg aus Frankreich hinter sich. Jede der rund 12 Meter langen, 9 Meter breiten und 7 Meter hohen Wärmepumpen bringt ein Betriebsgewicht von rund 205 Tonnen auf die Waage – das ist deutlich mehr, als ein ausgewachsener Blauwal wiegt. Aktuell findet die Großmontage statt. Dabei werden die Wärmepumpen an ihrem Standort eingerichtet. In den kommenden Monaten werden noch Pumpenanlagen, Rohrleitungen und elektrische Anlagen am Anlagenstandort eingerichtet. Bis zum Jahresende soll die erste Ausbaustufe in Betrieb gehen.

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Im Vollausbau kann Wien Energie mit der Anlage umgerechnet bis zu 112.000 Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgen.

- © Wien Energie/APA-Auftragsgrafik

So wird Fernwärme aus Klärwasser

Normalerweise fließt das Abwasser nach der Reinigung in den Donaukanal, ab Jahresende macht es davor noch einen Umweg in die Großwärmepumpenanlage von Wien Energie: Dort stehen ab dann drei – im Vollausbau sechs – Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund 6 Grad Celsius entziehen. Diese Temperatur kann Wien Energie mit der modernen Technik in der Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die Wiener Wohnungen. Wien Energie verwertet so wertvolle Wärmeenergie im gereinigten Abwasser, die bislang ungenutzt blieb.

Mit über 1.300 Kilometern Länge ist das Wiener Fernwärmenetz eines der größten Europas. Wien Energie versorgt insgesamt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz. Etwa ein Drittel der Fernwärme kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. Bis 2040 will Wien Energie die Fernwärme komplett mit Energie aus erneuerbaren Quellen betreiben. Neben der Abwärmenutzung durch Großwärmepumpen setzt der Energiedienstleister dabei auch auf die Nutzung von Tiefengeothermie.

Gut zu wissen: Eckdaten Großwärmepumpe ebswien Kläranlage

  • Leistung 1. Ausbaustufe: 55 MW, Fernwärme für bis zu 56.000 Haushalte
  • Leistung Vollausbau (bis 2027 geplant): 110 MW, Fernwärme für bis zu 112.000 Haushalte
  • Jährliche CO2-Einsparung im Vollausbau: bis zu 300.000 Tonnen
  • Investitionen: 70 Mio. Euro

Das Projekt wird aus den Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert; um EU-Förderungen (IWB/EFRE) wurde angesucht.